Während die Republikaner feiern, dass Donald Trump der Wahlsieg kaum noch zu nehmen ist, macht sich bei den Anhängern von Kamala Harris Verzweiflung breit. Ein Stimmungsbild von zwei großen Wahlpartys der Demokraten.
Es war nach Mitternacht, als Cedric Richmond die Bühne vor der Howard University in Washington D.C. betrat. Seine Botschaft an Kamala Harris’ Anhänger, die dort mit wachsender Verzweiflung auf ihren Smartphones die Zahlen verfolgten, war nicht das, was diese erhofft hatten: „Ihr werdet heute Nacht nicht von der Vizepräsidentin hören.“ Die Leute sollten nach Hause gehen. Erst am nächsten Morgen werde sich die Demokratin äußern.
Vielen Menschen auf der Wahlparty an der „Alma Mater“ von Harris, einem der traditionsreichesten „black colleges“ in den USA, standen zu diesem Zeitpunkt schon die Tränen in den Augen. Zukunftsängste machten sich breit, angesichts der Aussicht auf vier weitere Jahre Donald Trump im Präsidentenamt. „Ich habe Angst, ich bin jetzt nervös“, sagt Charlyn Anderson, als sie nach Hause geht. „Wir geben nicht auf, bis es zu Ende ist, aber ich habe Angst.“
Der sich abzeichnende Sieg von Ex-Präsident Trump ist für viele, die an Harris’ ehemaliger Universität die Stimmauszählung verfolgen, unglaublich. „Er ist ein furchtbarer Kandidat, deshalb ergibt das Ganze einfach keinen Sinn“, sagt der Ex-Student Ken Brown. „Ich weiß nicht, wer ihn wählt.“ Dass Harris sich an diesem Abend nicht mehr äußert – manche ärgert das, andere haben Verständnis.
In Atlanta ist die Wahlparty der Demokraten schnell zu Ende
Auch im Bundesstaat Georgia,ein wichtiger „Swing State“, den Trump für sich entschieden hat, ist die Stimmung bei den Demokraten gedrückt. „Ich bin einfach nur sauer“, sagt die 65-jährige Lynn Johnson, die auf einer Wahlparty der Partei in Atlanta gebannt die Wahlberichterstattung der Kabelsender verfolgt. „Es sieht nicht gut aus für Harris.“ Wenn Trump die Wahl gewinnen sollte, werde es „gefährlich“, sagt Johnson. „Ich fühle mich nicht sicher.“
Was als ausgelassene Party mit Luftballons und Bier im „Hyatt Regency“ begonnen hat, ist schon um Mitternacht zu Ende. Die Veranstalter schalten die Bildschirme ab und bitten die Menschen, den Saal zu verlassen. „Machen Sie heute Abend nicht mehr Ihren Fernseher an“, wird den niedergeschlagenen Menschen zum Abschied geraten.
In Las Vegas sagt der Demokrat Pablo Pleitez, die größten Sorgen mache er sich um die Latinos im Land. Wenn Harris die Wahl tatsächlich verliere, würden „viele gute Menschen“ aus der Latino-Gemeinschaft allein gelassen. „Sie werden niemanden haben, sie werden von Trumps Entscheidungen betroffen sein“, sagt Pleitez.