Groß war die Freude in Vaihingen, als vor neun Monaten der Löwe nach langem Leerstand neu gestartet ist. Doch auch Holger Herbach hat es nicht geschafft, das seit 1893 bestehende Traditionslokal auf Dauer zu beleben. Wie kam es zu dem frühen Aus?
Der damalige Vaihinger Bezirksvorsteher Kai Jehle-Mungenast brauchte nur zwei Schläge, um im vergangenen November das erste Fass im Löwen anzustechen. Bei der Eröffnungsfeier war die Gaststätte an der Robert-Leicht-Straße brechend voll: Als wolle halb Vaihingen dabei sein, wenn der junge Wirt Holger Herbach, 33, das über 100 Jahre alte Traditionshaus aus dem Dornröschenschlaf wachküsst. So viele Erinnerungen ranken sich um das Lokal. Der Großvater des heutigen Hausbesitzers war einst Bierkutscher von Schwaben Bräu.
Beim Start gab es viel Lob für die überwiegend schwäbischen Speisen, aber auch für den Mut des Gastronomen, in schwierigen Zeiten – die Rückkehr zum alten Steuersatz stand bevor – ein über drei Jahre geschlossenes Lokal mit großer Geschichte neu zu eröffnen.
Schwierige Suche nach Personal
Doch jetzt steht fest: Der Versuch in einem der ältesten Gasthäuser Vaihingens ist gescheitert. Zum 1. August hat sich Holger Herbach mit seinem Partner Ali Sello aus dem Löwen zurückgezogen, obwohl er nach eigenen Angaben einen fünfstelligen Betrag investiert und einen Mietvertrag über fünf Jahre mit dem privaten Hausbesitzer abgeschlossen habe. Sein Beispiel zeigt: Es kann verdammt schwer sein, eine Gaststätte auf finanziell stabile Beine zu stellen.
Als problematisch erwies sich die Suche nach Personal. Weil Herbach keinen Koch fand, stand er zuletzt selbst am Herd. Weil die Gasleitung und die Klimaanlage defekt waren, wie er weiter berichtet, musste der Löwe immer wieder geschlossen werden. So wussten die Gäste oft nicht: Ist nun auf oder nicht?
Nach dem großen Andrang der ersten Wochen kamen nach und nach immer weniger Gäste. Angesichts der hohen Pacht, sagt Herbach, habe er immer öfter drauflegen müssen. Der Hausbesitzer habe mit der Miete nicht heruntergehen wollen. „Wir mussten die Reißleine ziehen, um uns nicht höher zu verschulden“, erklärt Herbach.
An zwei Monaten blieb die Pacht aus
Weil der fünfjährige Mietvertrag vorsah, dass es eine Sonderkündigung nur geben kann, wenn Mietzahlungen ausbleiben, hat der Wirt in zwei Monaten die Pacht nicht mehr überwiesen. Deshalb musste (und konnte) Holger Herbach zum 1. August gehen und wird künftig bei Festen mitarbeiten und seine Spülstraße ausleihen. Alle Rechnungen der Brauerei seien beglichen.
Verwundert war der Wirt, als er jetzt bei Immoscout sah, dass der Löwe zu anderen Konditionen ausgeschrieben werde – er habe viel mehr zahlen müssen. Der Vermieter sagt hingegen, Pacht und Nebenkosten plus Umsatzsteuern seien identisch mit den bisherigen Kosten. Der Hausbesitzer bittet um Verständnis, dass er sich zu weiteren Interna nicht öffentlich äußert. Der Eigentümer bedauert die Geschäftsaufgabe von Holger Herbach sehr. „Wir haben viel investiert, um ihm den Start zu erleichtern“, sagt er. Jetzt wird ein neuer Gastronom gesucht.