Im Mittelpunkt des Aktionswochenendes stehen Tiere, Produkte und Handwerk. Für die frisch gekürte Württembergische Lammkönigin Anja Schmid aus Owen ist es der erste offizielle Amtstermin. Das erwartet die Besucher.
Die Schwäbische Alb ist ein Landschaftsraum, in dem sich über Jahrhunderte eine durch menschliches Wirtschaften geprägte Kulturlandschaft ausgebildet hat. Gerade die Beweidung mit Schafen und die Schafhaltung hat hier eine lange Tradition. Aber hat sie auch Zukunft?
Der Aufwand lohnt kaum noch: Im Durchschnitt verdienen Schäferinnen und Schäfer etwa acht Euro pro Stunde – der gesetzliche Mindestlohn liegt derzeit bei zwölf Euro. Nur knapp 40 Prozent aller Einnahmen werden noch aus dem Verkauf von Lamm- und Schaffleisch erzielt. Die Wolle macht gar nur zwei Prozent aus. Der Rest der Einkünfte sind staatliche Gelder für die Landschaftspflege.
Kein Wunder also, dass der Tierbestand in Baden-Württemberg immer mehr zurückgeht: Gab es im Jahr 1991 noch rund 400 000 Schafe, waren es im vergangenen Jahr nur noch knapp 201 000. Im Landkreis Esslingen existieren aktuell etwa 100 schafhaltende Betriebe mit insgesamt 14 000 Tieren, zudem gibt es 15 Schäfer, die die Wanderschäferei betreiben.
Merinolandschafe bevölkern die Streuobstwiesen auf dem Museumsgelände
Die Schäfertage, die an diesem Wochenende im Freilichtmuseum in Beuren stattfinden, thematisieren diesen Wirtschaftszweig. Das Museumsgelände bietet mit seinen mehr als 20 Bauernhäusern, Scheunen und Ställen einen authentischen Ort für diese Infoveranstaltung, und nicht zuletzt bevölkert eine kleine Herde Merinolandschafe die dortigen Streuobstwiesen. Das Museum für ländliche Kultur des Landkreises Esslingen gibt Vereinen und Verbänden, die sich für die Schäferei engagieren, an beiden Tagen die Gelegenheit, über ihre Arbeit zu informieren.
Besucher können am Samstag, 22. April, und Sonntag, 23. April, jeweils von 11 bis 18 Uhr Schafe unterschiedlicher Rassen wie die „Skudden“, das „Ostfriesische Milchschaf“ oder das „Rauwollige Pommersche Landschaf“ kennenlernen, mit Fachleuten ins Gespräch kommen und die Arbeit der speziell ausgebildeten Hütehunde hautnah erleben. Einige Museumsschafe nehmen ein Bad in der mobilen Schafbadeanlage und werden geschoren. Beim Spinnen, Färben und Filzen erfahren die Museumsgäste mehr über die Wollverarbeitung. Auf dem Schäfermarkt finden sich vielerlei Erzeugnisse vom Schaf – von Stoffen und Hüten über Schafwollpellets bis hin zu Lederwaren und Schafsjoghurt. Angeboten werden darüber hinaus Köstlichkeiten vom „Württemberger Lamm“. Als einer der Höhepunkte des Programms gilt der Auftritt des Uracher Schäferreigens.
Die Württemberger Lammkönigin gibt sich die Ehre
Angesagt hat sich hoher Besuch: Die frisch gekrönte Württemberger Lammkönigin, Anja Schmid, wird sich bei ihrem ersten öffentlichen Termin vorstellen. Dabei ist die 21-jährige Landwirtin und angehende Technikerin in der Region durchaus bekannt. Ihre Eltern führen in Owen einen Schäfereibetrieb mit mehr als 1200 Tieren. Mit der Arbeit im Betrieb ist sie groß geworden, dort packt die zierliche junge Frau tatkräftig mit an.
Schon frühzeitig stand für sie fest, dass sie Schafhalterin werden will. Ihre Entscheidung, den Hof übernehmen zu wollen, hatte sie ihren Eltern an einem Weihnachtstag 2017 verkündet. Warum sie den entbehrungsreichen Beruf ausüben will? „Man ist in der Natur, kann sich frei bewegen und ist sein eigener Chef“, erklärt sie ihre Beweggründe.
Die nunmehr achte Lammkönigin wird für zwei Jahre amtieren. Die Krone bleibt übrigens in Owen: Auch Anja Schmids Vorgängerin, Alina Kerner (22), stammt aus der Kleinstadt am Rand der Schwäbischen Alb. Sie durfte wegen der ausgefallenen Termine in der Corona-Zeit sogar die doppelte Amtszeit absolvieren.
Am Sonntag, 23. April, verkehrt ein kostenloser Bus-Pendeldienst ab 10.30 Uhr zwischen dem Museum und dem Ausweichparkplatz beim ehemaligen Bundeswehrdepot.