Der Belgier Tim Merlier feiert seinen Sieg. Foto: AFP/PHILIPPE LOPEZ

Der Belgier Tim Merlier hat die dritte Etappe der 108. Tour de France gewonnen. Bis zehn Kilometer vor dem Ziel sieht alles nach einer normalen Sprintankunft der Tour de France aus. Dann kommt es zu drei folgenschweren Stürzen.

Pontivy - Primoz Roglic hetzte dem Feld mit zerfetztem Trikot hinterher, doch am Ende musste der Top-Favorit der Tour de France eine erste herbe Niederlage einstecken. Während Tim Merlier den ersten Sprint-Showdown für sich entschied, kämpfte Roglic nach einem Sturz nur zehn Kilometer vor dem Ziel in Pontivy verbissen um jede Sekunde. Am Ende kassierte der Slowene in einer von drei schweren Stürzen überschatteten Etappe über eine Minute auf den Tagessieger, während Mathieu van der Poel sein Gelbes Trikot souverän verteidigte.

Als sich alles auf einen Sprint royale einstellte, verlor Roglic zehn Kilometer vor dem Ziel die Kontrolle über sein Rad. Der 31-Jährige rutschte durch den Schotter am Straßenrand in den Graben, berappelte sich aber schnell wieder. Trotz der Hilfe seiner Teamkollegen kassierte der Zweite des Vorjahres 1:21 Minuten auf Überraschungssieger Merlier.

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Titelverteidiger Tadej Pogacar erwischte es dann vier Kilometer vor der Ziellinie. Roglics Landsmann blieb bei einem Sturz mehrerer Fahrer zwar auf dem Rad, verlor aber den Anschluss an die Spitze. Am Ende rollte Pogacar mit 26 Sekunden Rückstand über die Ziellinie und verlor den dritten Platz der Gesamtwertung. Dort führt van der Poel mit acht Sekunden Vorsprung vor Frankreichs Liebling Julian Alaphilippe und 31 Sekunden vor Richard Carapaz aus Ecuador.

Auch die Sprinter kamen nicht ungeschoren davon. Etappenfavorit Caleb Ewan verlor wenige Meter vor dem Ziel die Kontrolle über sein Rad und räumte den dreimaligen Weltmeister Peter Sagan gleich mit ab. Während Sagan weiterfuhr, blieb Sprintstar Ewan auf der Straße liegen und musste behandelt werden.

Nur van der Poels Teamkollege Merlier konnte sich am Ende freuen. „Es ist perfekt gelaufen für uns. Ich kann es gar nicht glauben. Ich bin jetzt Tour-de-France-Etappensieger. Das ist ein Traum für mich“, sagte der Belgier. Max Walscheid aus Neuwied behielt in dem Chaos halbwegs den Überblick und sprintete auf einen guten zehnten Platz.

Stürze überschatten die Etappe

Für die Anwärter auf den Gesamtsieg hatte der Tag schon schlecht begonnen. Nach gerade einmal 36 Kilometern auf dem Weg von Lorient nach Pontivy wäre die Tour für Geraint Thomas auf dem rauen bretonischen Asphalt fast schon beendet gewesen. Der Sieger von 2018 stürzte durch einen Fahrfehler, knallte dabei mit der Schulter hart auf die Straße. Laut Medienberichten kugelte sich der Brite dabei die rechte Schulter kurz aus. Nach medizinischer Behandlung stieg der Ineos-Kapitän aber wieder aufs Rad und wurde von drei Teamkollegen zurück ins Feld gebracht.

Der bereits auf der ersten Etappe schwer gestürzte Tony Martin und sein Teamkollege Robert Gesink wurden beim Sturz von Thomas ebenfalls zu Boden gerissen. Während Martin das Rennen fortsetzte, musste Gesink verletzt aufgeben. Damit hatte Roglic bereits einen wichtigen Helfer verloren, zumal Gesink auch in den Bergen Qualitäten hat.

Am Dienstag bekommen die Sprinter ihre nächste Chance

Das deutsche Team Bora-hansgrohe hat unterdessen das Bergtrikot durch Ide Schelling zurückerobert. Der niederländische Tour-Debütant gewann die erste von zwei Bergwertungen des Tages und holte sich somit das weiße Trikot mit den roten Punkten von van der Poel zurück. Schelling wird das Trikot nun wohl bis Freitag verteidigen können, da auf den nächsten drei Etappen nur eine Bergwertung ansteht.

Am Dienstag bekommen die Sprinter gleich ihre nächste Chance. Auf den 150,4 Kilometern von Redon nach Fougères schwächt nicht eine Bergwertung die Beine der schnellen Männer. Ein Sprintfinale in Fougères gab es bereits 2015. Damals gewann Cavendish vor Greipel und Sagan. Das Trio wird auch am Dienstag am Start stehen.