In Schottland wurde ein toter Pottwal mit 100 Kilogramm Müll im Bauch entdeckt (Symbolbild). Foto: imago images/Design Pics/Dave Fleetham

Grausiger Fund: Im Magen eines toten Pottwals haben Experten 100 Kilogramm Müll gefunden. Ob der Wal an dem Plastik im Magen starb, ist noch unklar.

Luskentyre - Im Magen eines toten Pottwals haben Experten in Schottland etwa 100 Kilogramm Müll entdeckt. Reste von Fischernetzen, Seile, Tüten, Verpackungsbänder und Plastikbecher hatten sich im Magen zu einem riesigen Ball geformt, wie der britische Sender BBC am Montag berichtete. Der Müll stammt demnach vom Festland und von Fischerbooten.

Das Tier war auf der Isle of Harris angeschwemmt worden, die zu den äußeren Hebriden zählt. Es handelt sich um die südliche Region der Insel Lewis and Harris. Umweltschützern zufolge war zunächst noch nicht klar, ob der Wal direkt durch den Plastikmüll starb.

Gefundene Menge ist außergewöhnlich groß

„Das Tier war nicht in einem besonders schlechten Zustand“, teilte die schottische Gruppe Smass (Scottish Marine Animal Stranding Scheme) auf Facebook mit, die gestrandete Meerestiere erfasst. „Die Menge an Plastik im Magen ist trotzdem erschreckend.“

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Immer wieder werden in den Weltmeeren tote Wale entdeckt, die wahrscheinlich durch Plastik verendeten. Die jetzt gefundene Menge ist ungewöhnlich groß.

Abfallflut gefährdet Meeresbewohner

Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen Unep gelangen jedes Jahr mehr als sechs Millionen Tonnen Müll ins Meer. 80 Prozent davon ist Plastik. Dieser tötet laut Unep jährlich eine Million Seevögel und mehr als 100 000 Meeressäugetiere. Seevögel, Schildkröten und Wale halten den Müll oft für Nahrung oder verfangen sich darin. So erleiden sie entweder schmerzhafte Verletzungen oder sterben.

Diese Abfallflut gefährdet nicht nur unmittelbar die Meeresbewohner, die sterben können, wenn sie den Müll fressen oder sich darin verfangen. Plastik zersetzt sich nicht wie Holz oder Metall, sondern zerfällt durch die UV-Strahlung der Sonne und die Meeresbewegung in winzige Partikel. Diese Rückstände treiben nicht nur an der Oberfläche, sondern schweben quasi durch die gesamten Ozeane.

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Die Schwebeteilchen könnten zusätzliche ökologischen Schaden anrichten, erklärt Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut (Awi) in Bremerhaven. „Das Mikroplastik bietet nicht nur eine willkommene Oberfläche für verschiedene fettliebende Giftstoffe, es kann sich auch innerhalb der Nahrungskette anreichern.“ In einigen Nordsee-Fischen und Langusten sei bereits Mikroplastik nachgewiesen worden.

Gigantische Müll-Strudel durchziehen die Ozeane

Plastikmüll in den Ozeanen ist ein internationales Umweltproblem, das in seinen Auswirkungen bisher kaum erforscht ist. Plastikteile, Mikroplastik sowie deren Zersetzungsprodukte sammeln sich insbesondere in einigen Meeresströmungswirbeln an und führen zu riesigen Müllstrudeln.

Der größte von ihnen treibt im Nordpazifik und hat inzwischen die Größe von Mitteleuropa. Drei Viertel dieses Mülls besteht aus Plastikrückständen. Diese kosten nicht nur unzähligen Tieren das Leben, sondern gefährden auch den Menschen, der am Ende der Nahrungskette steht.

Im Meer sind gerade diese kleinen Minipartikel oft nur in der Größe eines Sandkorns ein Riesenproblem, weil sie von den Meerestieren mit Plankton verwechselt und gefressen werden. US-Forscher haben aber auch im Atlantik riesige Müllflächen ausfindig gemacht. Bis zu 200 000 Plastikstücke schwimmen dort pro Quadratkilometer auf der Meeresoberfläche. Die meisten hatten weniger als einen Zentimeter Durchmesser.