Als Musical wurden Andrew Lloyd Webbers „Cats“ zum Welterfolg. Nun hat der Oscar-prämierte Regisseur Tom Hooper die Geschichte auf die Leinwand gebracht. Doch sein unkonventionelles Inszenierungskonzept weckt gemischte Gefühle.
EsslingenMit dem Hit-Musical „Cats“ gab der britische Komponist Andrew Lloyd Webber dem Wort Katzenmusik 1981 eine neue Bedeutung. Fast 40 Jahre nach der Premiere von „Cats“ bringt der britische Regisseur Tom Hooper das Musical nun in einem starbesetzten Kinofilm auf die große Leinwand. Eine echte Handlung hat „Cats“ nicht. Es ist eine Aneinanderreihung von Musik- und Tanznummern – wer eine der zahlreichen Adaptionen gesehen hat, kennt die Story. Im Mittelpunkt steht die junge Katze Victoria, gespielt von der britischen Ballett-Tänzerin Francesca Hayward, die von ihrer Besitzerin auf eine Müllhalde geworfen wird. Dort trifft Victoria die Jellicle-Katzen, die sie bei sich aufnehmen. Jedes Jahr wird eine Katze ausgewählt, die ein neues Leben bekommt. Die Wahl findet beim Jellicle-Ball statt, bei dem die Katzen in einem alten Theater auftreten. Doch der bösartige Kater Macavity versucht, all seine Konkurrenten mit unfairen Methoden aus dem Weg zu räumen.
Oscar-Gewinner Tom Hooper verfilmte 2012 den Musical-Klassiker „Les Misérables“ mit prominenter Besetzung. Auch für „Cats“ standen viele Stars vor der Kamera, darunter die Oscar-Gewinnerinnen Judi Dench, Jennifer Hudson und der britische Tausendsassa Idris Elba. In Nebenrollen sind Ian McKellen und Showmaster James Corden zu sehen. Auch Pop-Megastar Taylor Swift hat einen kurzen Auftritt als Mieze. Für möglichst authentische Bewegungen erhielten einige Darsteller extra ein Katzen-Training. Als der erste „Cats“-Trailer veröffentlicht wurde, rief er jedoch gemischte Reaktionen hervor. Vor allem der Look der Katzen sorgte für Spott und teils heftige Kritik. Zugegeben, etwas merkwürdig sehen sie aus. Dass alle Charaktere menschliche Gesichter haben, wirkt irgendwie seltsam. Aber zum Fürchten, wie es einige Kritiker empfanden, sind die Figuren auch nicht. Ein wesentlicher Unterschied zu bisherigen Bühnenversionen ist, dass die Schauspieler nur wenig Make-up tragen und stattdessen mit aufwendigen visuellen Effekten nachbearbeitet wurden. Das ist gewöhnungsbedürftig. Überhaupt ist praktisch die gesamte Optik am Computer entstanden. Die digitalen Kulissen des alten Londons aus der Katzenperspektive – mit Tanzeinlagen im Theaterbezirk West End, auf einer Brücke über die Themse und einem Boot nahe der Tower Bridge – sind aber einigermaßen charmant und nett anzuschauen.
Gesanglich ist es ein Auf und Ab. Francesca Hayward und Ballett-Kollege Robbie Fairchild müssen sich neben den etablierten Stimmen von Sänger Jason Derulo, Jennifer Hudson oder Taylor Swift nicht verstecken. Wilson und Corden punkten eher mit Leidenschaft als mit Gesangstalent. Beim Casting für die Bühnenproduktion wären sie damit vermutlich durchgefallen. Der 80-jährige Ian McKellen hat als Theater-Kater Gus nur eine Gesangseinlage. Auf das Katzen-Training hatte er keine Lust. Judi Dench spielt als erste Frau die mächtige Ober-Katze Alt-Deuteronimus. Zuvor wurde die Rolle stets mit männlichen Schauspielern besetzt. Trotz ihres etwas begrenzten Stimmvolumens ist Dench einer der wenigen Gründe, sich den merkwürdig unausgegorenen und mitunter zähen Film anzuschauen. Anders als bei der Bühnenshow springt der Funke bei Tom Hoopers „Cats“-Film leider nicht über. Ein Katzenjammer.
In der deutschen Fassung sind auch die Lieder übersetzt. Einerseits fällt die Synchronisation allein wegen der Reime bei abweichenden Mundbewegungen deutlich auf. Andererseits sind die prominenten Originalstimmen der Stars nicht zu hören. Die deutschen Stimmen sind zwar solide, einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlässt aber nur ein fulminantes „Erinnerung“ („Memory“) zum Finale hin.
Für die Verfilmung von Andrew Lloyd Webbers Musical „Cats“ holte Regisseur Tom Hooper viele Pop- und Filmgrößen vor die Kamera. Statt mit Make-up wurden Stars wie Judi Dench, Taylor Swift oder Ian McKellen am Computer zu Katzen.