Der Trauerzug verlief durch die Innenstadt von Esslingen. Foto: Roberto Bulgrin

Freunde des getöteten Luca gedachten am Samstag mit einem großen Trauermarsch an den 31-Jährigen. Der Zug startete am Bahnhof, ging durch die Altstadt und endete am Tatort, wo die Trauernden noch lange schweigsam standen.

In Gedenken an den getöteten Luca sind am Samstagnachmittag Hunderte durch die Esslinger Altstadt gezogen. Der 31-Jährige wurde vor knapp zwei Wochen mit einer selbst gebauten Waffe erschossen.

Der Täter zündete auch das Haus an, in dem er als Mieter und Luca als Sohn des Vermieters wohnten. Der Trauermarsch begann am Bahnhof, verlief quer durch die Innenstadt und endete vor dem abgebrannten Haus, wo Luca ums Leben kam.

Viele weinten auf den Straßen von Esslingen

Über dem Zug lag ein lautes Schweigen. Viele weinten und umarmten sich. Auch den Passanten, die wussten, warum dieser Zug durch die Stadt ging, war die Betroffenheit ins Gesicht geschrieben.

Luca wird von seinen Freunden als ausgesprochen weltoffen, liebevoll und lebenslustig beschrieben. „Er war der liebste Mensch überhaupt“, sagt sein Freund Alexander Sirras. Wie er hatten auch andere Plakate gerfertig, die von den Freunden beim Trauerzug stumm durch die Straßen getragen wurden. „Du fehlst“, sagte eines, „Wir vermissen dich“, ein anderes, „Licht auf Luca“, stand auf einem dritten.

Viele Kerzen wurden vor dem Tatort in Esslingen angezündet. Foto: Roberto Bulgrin

Unter den Freunden und bei dem Vater von Luca herrscht viel Unverständnis dafür, dass die Behörden die Wohnung des Täters nicht vor der Tat durchsuchten, obwohl offenbar bekannt war, dass er eine Waffe hatte und auch Morddrohungen ausgesprochen hatte. Dennoch verlief der Zug wie angekündigt – „friedlich, still und respektvoll“.

Am Tatort wurden zahlreiche Kerzen und Blumen niedergelegt. Auch als die Veranstaltung, die von der Polizei dezent begleitet wurde, beendet war, blieben viele noch lange stehen und dachten an den Verstorbenen oder beteten für ihn und seine Freundin, die schwer verletzt wurde. „Es ist gut, dass so viele kamen“, sagte Sirras. Das helfe. Der Schock wirke nach. „Ich denke ununterbrochen an ihn. Wenn ich schlafen gehe, wenn ich aufwache. Man lebt von Tag zu Tag. Es tut gut, mit Freunden darüber zu reden.“

Anfang Dezember wird Luca in Esslingen beerdigt

Das Gedenken wird weitergehen. Anfang Dezember wird Luca in Esslingen beerdigt. Er arbeitete in einer Kaffeerösterei. Der Inhaber erklärte, er werde eine Marke nach Luca benennen.

Ein Teil der Einnahmen aus dieser Marke sollen an Menschen gehen, die eine Therapie beziehungsweise eine Zwangstherapie benötigen. Dokumente, die unserer Zeitung vorliegen, deuten darauf hin, dass der Täter stark gestört war.

Ob tatsächlich Versäumnisse von Behörden vorliegen, prüft inzwischen die Staatsanwaltschaft. Allerdings nicht in Stuttgart. Denn um mögliche Interessenkonflikte zu vermeiden, beauftragte der Generalstaatsanwalt in Stuttgart die Staatsanwaltschaft in Heilbronn damit. Es werde nun zunächst geprüft, ob ein Anfangsverdacht einer strafbaren Handlung vorliege und ob ein formales Ermittlungsverfahren einzuleiten sei, sagte eine Sprecherin. Zum Inhalt und zur Dauer der Prüfung nannte sie in der vergangenen Woche allerdings noch keine Details.

Im Raum steht unter anderem die Frage, ob Gefahr in Verzug zu erkennen war. Der Vater des Getöteten, Rolf Seufferle, und auch Lucas Freunde, die den Täter kannten, sind davon überzeugt. Es sei ein Verbrechen mit Ankündigung gewesen, so Seufferle. Der Täter habe mit seinen selbst gebauten Waffen sogar damit geprahlt und die Familie mehrfach mit dem Tode bedroht. Dabei sollen Sätze gefallen sein wie: „Erst bring ich deinen Sohn um und dann fackel ich dein Haus ab.“ Berichte von Freunden gehen in dieselbe Richtung. Es gab etliche Anzeigen gegen den Täter, der sich nach jetzigen Erkenntnisstand nach der Tat selbst das Leben nahm.