Die beiden Ludwigsburger Tanzclubs 1. TC und der TSC Residenz richten an diesem Samstag, 9. November, erstmals gemeinsam die Deutschen Meisterschaften im Formationstanzen aus.
Norman Beck kann sich noch gut an die Zeiten erinnern, in denen in der Szene des Formationstanzens in Deutschland „Spione“ unterwegs waren, um in Erfahrung zu bringen, welche Choreografie zu welcher Musik die Konkurrenz bei der nächsten Meisterschaft auf das Parkett zaubern wird. „Das hat sich historisch so entwickelt, dass man das bis zuletzt unter Verschluss hält“, erzählt der Trainer der Standardformation des 1. TC Ludwigsburg. Seit über 30 Jahren prägt er zusammen mit seiner Frau Dagmar das Formationstanzen in Ludwigsburg.
Die Geheimhaltungsstufe hält bis heute an. Aber man sieht es entspannter, was die Gegner machen und fokussiert sich lieber auf die eigene Performance. Neun Tage lang war Beck mit seinen Paaren im Trainingslager in der Jahnhalle im Pforzheim, um an Technik, Ausstrahlung und der perfekten Synchronität zu feilen, damit die Formation aus acht Paaren am Samstag bei den Deutschen Meisterschaften in der MHP-Arena in Ludwigsburg als emotionales Kraftwerk auf der Fläche harmoniert. Es ist eine unglaubliche Dynamik, die auf der Fläche wirkt. Bis in den kleinen Finger hinein ist alles definiert. Und der Sport ist in den vergangenen Jahren immer athletischer geworden. Beck nennt dabei vor allem das Tempo, das beim Tango aufgerufen wird.
Vier Formationen aus der Region am Start
Erstmals richten der 1. TC Ludwigsburg und der TSC Residenz Ludwigsburg die Titelkämpfe gemeinsam aus. Die Region ist dabei mit vier Formationen vertreten: Der 1. TCL geht mit seiner starken Standardtruppe und dem Lateinteam ins Rennen, der TSC Residenz Ludwigsburg sowie der TSG Bietigheim sind ebenfalls in der Lateinkonkurrenz vertreten. Während in der exotischen Variante für die drei Ensembles das Erreichen der Zwischenrunde als realistisches Ziel möglich ist, peilt die Standardformation des TCL ihren 14. nationalen Titel an.
Diesem Wunsch im Weg steht der Seriensieger Braunschweiger TSC mit Trainer Rüdiger Knaack. Norman Beck freut sich auf das ewige Duell. Im vergangenen Jahr wurde seine Gruppe Vizemeister hinter dem Dauerrivalen. „Wir haben ein stabiles Team und gezielt zwei Jahre auf diesen Punkt hin gearbeitet“, sagt Norman Beck. Und natürlich will man vom Heimvorteil profitieren. Eine tobende Halle setze erstaunliche Kräfte frei. 2023 trat seine Formation in den Farben gelb und schwarz unter dem Motto Barcelona 2.0 an. Kleidung, Musikauswahl und auch die Choreo hält er bis Samstag unter Verschluss.
Es wird ein kräftezehrender Tag für die Standardtänzer: Um 5.30 Uhr klingelt der Wecker, die Siegerehrung ist auf 23.30 Uhr angesetzt. Da gilt es fast 18 Stunden Kondition und Konzentration zu bündeln. Maximal sechs Minuten dauert die Performance aus Einmarsch, Wertungsteil und Ausmarsch für die acht Formationen in den jeweiligen Formaten. Sechs erreichen die Zwischenrunde, vier bestreiten das Finale. Anders als beim Paartanz funktioniert eine Formation nur, wenn das Ich hintansteht – hier zählt nur das Wir.
Zwölf Wertungsrichter gilt es in vier Kategorien zu überzeugen. „Immer wichtiger wird die künstlerische Darstellung“, verrät der erfahrene Coach, der besonders gefordert ist, damit Musik und Performance ineinander fließen. Und wo holt sich das Trainer-Duo die Ideen her? „Wir schauen beispielsweise nach aktuellen Musiktrends, denn wir wollen die Zuschauer ja auch emotional erreichen“, sagt Norman Beck.
Karten für die Mittagsstunden der Veranstaltung in der MHP-Arena in Ludwigsburg gibt es an der Tageskasse.