Jonas Hald lebt seit 2007 seine Leidenschaft für die klassische Barkultur. Der Kornwestheimer hat sich im Sommer selbstständig gemacht. Er berät Gastronomen, produziert Cocktails – und kann auch als Bartender gebucht werden.
In wenigen Tagen ist Silvester und Cocktails haben Hochsaison. Egal ob daheim selbst gemixt oder in einem Club. Immer beliebter sind alkoholfreie Varianten – sagt einer, der es wissen muss, weil sich in seinem Leben (fast) alles um Cocktails dreht. Jonas Hald lebt seit 2007 seine Leidenschaft für die klassische Barkultur.
Wenn der Kornwestheimer über das Zubereiten von Cocktails spricht, dann leuchten seine Augen. Hald liebt, was er macht und er weiß, wovon er spricht. Kein Wunder – der 35-Jährige hat es von der Pike auf gelernt. An der Hochschule in Heilbronn studierte er Weinbetriebswirtschaft, beschäftigte sich jedoch mehr mit Cocktails und Spirituosen, als mit der Weinthematik. Seine Bachelorarbeit schrieb er zum Thema „Begeisterte Gäste in der gehobenen Getränkegastronomie“.
Hald gründet die TinTin Bar mit
Er schnupperte Hauptstadtluft, arbeitete für eine Consulting Agentur und feilte in verschiedenen Bars an den Fähigkeiten als Bartender. Nach dem Studium zog es ihn in renommierte Stuttgarter Bars – in die Schwarz Weiß Bar und ins Le Petit Coq. Er wurde bei den Mixology Barawards als „Newcomer des Jahres“ und „Gastgeber des Jahres“ nominiert. 2018 eröffnete Hald in der Landeshauptstadt zusammen mit zwei Geschäftspartnern die „TinTin Bar“, die 2020 zu den besten neuen Bars zählte.
Diesen Sommer wollte er sich neuen Herausforderungen stellen. Er verließ die TinTin Bar und gründete das Unternehmen Private Drinking Affairs. An seiner Seite: Ehefrau Sonja. Sie ist der Allrounder im Hintergrund. Im Moment leben die beiden ihren Traum noch in ihrer Wohnung in Kornwestheim. Der Keller dient als Lager, die Wohnung ist das Büro, die Küche zugleich Experimentierlabor. Im großen Stil produziert wird dann in Küchen von befreundeten Gastronomen. Eine eigene Produktions- und Lagerstätte ist ein nächstes Ziel.
13 Bottled Cocktails
In ihrem Onlineshop bietet das Paar neben Gin, Glühwein und Likören aktuell insgesamt 13 Bottled Cocktails an. Die Drinks sind fertig gemixt, können einfach auf Eis serviert werden und sind abgefüllt in hochwertigen Glasflaschen – in einer Größe von 200 und 500 Milliliter. „100 Milliliter entsprechen einem Drink in einer Bar“, erklärt Hald. Die Bottled Cocktails kosten in der kleineren Variante zwischen 21,90 und 27,90 Euro.
Eine Kreation unter den 13 Optionen ist alkoholfrei. Der Aufwand, alkoholfreie Cocktails auf den Markt zu bringen, ist um ein Vielfaches größer, als Drinks mit hochprozentigen Umdrehungen. „Wir müssen viel mehr auszeichnen“, sagt Hald. „Bei Getränken bis zu einem Alkoholgehalt von 1,5 Prozent muss – so die EU-Gesetzgebung – auf dem Label zum Beispiel auch eine Nährwerttabelle stehen.“
Den Apfelsaft kocht das Paar selbst ein und aromatisiert ihn mit Zimt, Anis, Kardamom, Piment, Vanille, Muskat, Ahornsirup, Zitrone und Orange. „Er schmeckt warm und kalt super“, gerät Sonja Hald über ihren aktuellen Lieblingscocktail ins Schwärmen. „Wenn man ihn warm trinkt, dann am besten noch eine Flocke Butter dazugeben, dann wird er noch cremiger.“
Export bis nach Südkorea
In den 1980er und 1990er Jahren habe ein alkoholfreier Cocktails aus drei Säften und einem Sirup bestanden, erinnert sich Hald: „Der Rest war egal.“ Inzwischen sei das Bewusstsein für Qualität auch hier gewachsen. Wobei viele – anders als bei klassischen Cocktails – noch immer nicht so genau wüssten, was sie geschmacklich wollen.
Ihre Drinks verschickt das Paar inzwischen bis nach Südkorea und in die USA. „Durch meine Zeit in der Bar, habe ich viele Kontakte – vor allem nach Amerika“, erzählt der 35-Jährige. In die Gastronomie hat er ebenso viele Kontakte, was ihm hilft, sein selbst gestecktes Ziel zu erreichen: Hald möchte die Gastronomie fit für die Zukunft machen. „Wir wollen frischen Wind in die Gastronomie bringen und auch dabei helfen, dass andere heutzutage erfolgreich Gastronomie betreiben können.“
Jeder Betrieb möchte Cocktails anbieten, aber es gibt schlicht zu wenige Fachkräfte. „Dieses Problem kann ich nicht lösen, aber ich versuche mit den Unternehmen herauszufinden, was möglich ist und wie Prozesse optimiert werden können.“ Auch Mitarbeiterschulungen gehören daher in sein Portfolio.
Die Bar kommt nach Hause
Darüber hinaus produziert Hald für die Gastronomie auf Wunsch fertige Cocktails in Kanistern. Sein Credo:„Man muss nicht 40 Cocktails auf einer Karte haben. Zehn gute genügen.“ Seine Kunden gehen unterschiedlich transparent mit Halds Diensten um. Manche kommunizieren den Kauf offen, andere schätzen seine Diskretion.
Ein weiteres Standbein des Start-ups ist es, exquisite Getränke für jedermann, überall zu ermöglichen. Schließlich wohnt nicht jeder in der Nähe einer Top-Bar, oder hat die Möglichkeit, das Wissen oder die Motivation, sich selbst eine Heim-Bar aufzubauen. Halds Bottled Cocktails können geordert werden – oder aber man bucht den Bartender für ein privates Event zuhause. „Wir passen uns an jede Eventgröße und jeden Ort an. Ob im kleinen Kreis oder für große Gesellschaften.“
Rezept für den Bratapfel Punch
Zutaten
50 ml Bratapfelcordial (dafür 1 Liter naturtrüben Apfelsaft, 1 Stange Zimt, 1 Sternanis, 5 Pimentkörner, 1/2 Vanilleschote, 3 Kapseln grüner Kardamom, 1 daumengroßes Orangenschalenstück, Prise Muskat, Prise Salz etwa 30 Minuten auf ein Drittel der Menge einköcheln lassen und dann sieben)
30 ml Mandarinensaft
20 ml Zitronensaft
15 ml Ahornsirup Grad C
1 Spritzer Orangenblütenwasser
Frisch gemahlener Pfeffer und Apfelscheibe als Deko
Zubereitung
Alle Zutaten bis auf den Pfeffer im Shaker auf vielen Eiswürfeln kalt shaken. Im Tumbler auf frische Eiswürfel abseihen, etwas frisch gemahlenen Pfeffer über den Drink geben und mit Apfelscheibe garnieren.
Tipp 1: Schmeckt auch super mit etwas Ginger Beer aufgefüllt.
Tipp 2: Kann auch mit einer Flocke Butter erhitzt werden und warm getrunken werden.