Rund 50 Edelkrebse sind im Trinkbach verendet. Foto: picture-alliance/ dpa//Roland_Scheidemann

Im Trinkbach in Kirchheim sind zahlreiche heimische Edelkrebse gestorben. Schuld ist die Krebspest, eine Tierseuche aus Nordamerika. Eine Gefahr für Menschen besteht laut Experten aber nicht.

Kirchheim - Die Stadt Kirchheim warnt: Im Trinkbach auf Höhe des Kirchheimer Ortsteils Jesingen (Kreis Esslingen) ist die Krebspest ausgebrochen. Dabei handelt es sich um eine Tierseuche aus Nordamerika, die für die drei heimischen Flusskrebsarten Edelkrebs, Dohlenkrebs und Steinkrebs tödlich verläuft. „Eine Gefahr für Menschen und andere Tiere besteht aber nicht“, sagt Wolf Rühle, der Umweltbeauftragte der Stadt Kirchheim.

Wie die Krebspest in den Bach gekommen ist, ist noch unklar

Allerdings sind bereits zahlreiche heimische Edelkrebse an der Seuche gestorben. Wolf Rühle schätzt, dass von den mehreren hundert Tieren im Trinkbach mittlerweile 50 verendet sind. Doch wie kommt die Krebspest überhaupt in das Gewässer? Der Umweltbeauftragte hält es für sehr unwahrscheinlich, dass ein Aquarianer sein Glasbecken mit amerikanischen Krebsen im Trinkbach ausgeschüttet hat. „Ich vermute eher, dass jemand an einem infizierten Gewässer war und von dort Krebspestsporen, die möglicherweise an seinen Gummistiefeln waren, mitgebracht hat.“ So leben beispielsweise in den Kirchheimer Bürgerseen amerikanische Kamberkrebse.

Ausgehend vom Trinkbach stellt die Krebspest eine Gefahr für das gesamte Einzugsgebiet der Lindach dar. Damit ist einer der größten Bestände an heimischen Edel- und Steinkrebsen im Landkreis Esslingen bedroht. Die winzigen Sporen der Krebspest befinden sich aktuell im Wasser des Trinkbaches und in den bachabwärts folgenden Abschnitten der Lindach und der Lauter. „Die Sporen können durch Kontakt mit Kleidung oder Tieren rasch in andere Gewässer übertragen werden“, warnt der Umweltbeauftragte. Um eine weitere Ausbreitung der Seuche in den Fließgewässern zu vermeiden und die weiteren Bestände der heimischen Edel- und Steinkrebse im Einzugsgebiet der Lindach vor einer Infektion zu schützen, hat das Regierungspräsidium Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und der Stadt Kirchheim verschiedene Schutzmaßnahmen eingeleitet.

Sperren soll verhindern, dass infizierte Krebse weiter bachaufwärts gelangen können

So werden vor allem im Trinkbach vorübergehende Sperren im Gewässer eingebaut, um zu verhindern, dass infizierte Krebse weiter bachaufwärts gelangen können. „Die Bevölkerung kann sich aktiv am Schutz der heimischen Krebsbestände beteiligen, indem sie bis auf Weiteres den Trinkbach sowie die Lindach, die Gießnau, den Jauchertbach und den Seebach nicht betritt, um eine Verschleppung zu vermeiden“, erklärt Wolf Rühle. Aus diesem Grund sollen auch Hunde von den Bächen ferngehalten werden, damit die Krebspestsporen nicht durch das nasse Fell der Hunde übertragen werden können. Die Stadt Kirchheim hat bereits eine Beschilderung an Zugängen zu den Gewässern veranlasst, um die Bevölkerung zu informieren.

Dass die Krebspest im Trinkbach überhaupt entdeckt wurde, ist eher ein Glücksfall. „Meistens bekommt man es nicht mit, wenn diese Tierseuche ausbricht“, sagt Rühle. Denn die Krebse sterben sehr schnell, und sie schwimmen dann nicht wie tote Fische auf der Wasseroberfläche, sondern verenden am Boden des Gewässers oder werden an Land getrieben. „Meistens werden sie von Fischen, Ratten oder Waschbären gefressen“, sagt Rühle.

Das Regierungspräsidium Stuttgart lässt seit dem Jahr 2014 die Flusskrebsbestände im Regierungsbezirk erfassen und geeignete Schutzmaßnahmen entwickeln sowie umsetzen. Zurzeit werden unter anderem die Bestände im Einzugsgebiet der Lindach stichprobenhaft erfasst. Dabei konnten noch bedeutende Bestände von Edel- und Steinkrebsen festgestellt werden.