Das winterliche Spaziergängeridyll auf Stuttgarts Anhöhen wird am Dienstag durch einen Blaulichteinsatz unterbrochen. Ein Reh steckt in der Falle. Doch es gibt da noch ein größeres Problem.
Im Wald- und Schrebergarten-Idyll des Raichbergs im Stuttgarter Osten, das Spaziergängern herrliche Ausblicke hoch über dem Neckartal bietet, ist am Dienstagmittag ein Reh in eine lebensgefährliche Falle geraten: Das junge Tier stürzte in ein betoniertes Wassersammelbecken voller Schlamm und einer fünf Zentimeter hohen Wasserschicht – und konnte sich aus der zwei Meter tiefen, eiskalten Grube nicht mehr befreien. Alles aus?
Spaziergänger entdeckten das durchnässte und verängstigte Bambi und alarmierten gegen 12.15 Uhr die Feuerwehr. Die Rettungswache 3 in Bad Cannstatt schickte ihre Taucher mit dem Gerätewagen Wasserrettung aus – „weil diese Kollegen besonders auch auf Tierrettung spezialisiert sind“, so Feuerwehrsprecher Daniel Anand.
Feuerwehr-Retter: Von Rehe bis Hornissen
Die vier Feuerwehrbeamten sicherten das Tier mit einem Seil, dann wurde es aus der Grube gehoben – mit männlicher Muskelkraft. Anschließend wurde Bambi in eine vergitterte Transportbox gestellt, um den Tiernotdienst zum Gesundheitscheck abzuwarten. Auch solche Boxen gehören zu den Ausrüstungsgegenständen der geschulten Feuerwehr-Tierretter. Die kümmern sich das Jahr über um Tiere aller Art – von Hunden, Katzen, Tauben bis hin zu Hornissen.
Der städtische Tiernotdienst stellte schließlich fest, dass das Reh keine Verletzungen erlitten hatte – es konnte somit wieder in den nahe gelegenen Wald entlassen werden. Um 13 Uhr war der Einsatz beendet. Keine Frage: Da hat das Reh noch mal Schwein gehabt.
Für Kleingärtner eine Plage
Die Reh-Geschichte hat freilich noch einen anderen Aspekt. Für den Kleingärtner-Verein Raichberg sind die Rehe eher eine Plage. „Vor allem im unteren Bereich sind die Gärten der Pächter leer gefressen“, sagt Vorsitzender Karsten Hoppe. Dabei seien die Menschen nicht ganz unschuldig: Die Tiere fänden Schlupflöcher in der Vereinshecke, wenn diese nicht konsequent gepflegt wird – und finden einen gedeckten Tisch. „Es gibt offenbar schon Rehfamilien, die bei uns wohnen“, sagt Hoppe.
Das Problem: Die Tiere ließen sich inzwischen alleine durch Händeklatschen nicht mehr vertreiben. Der Verein verweist auf seiner Homepage daher auf eine Liste von Hausmitteln – von glitzernden CDs bis Bewegungsmeldern. „Nächstes Frühjahr“, so Hoppe, „müssen wir die Hecken verstärken.“