Nur wohlgenährte Igel kommen gut durch den Winter. Foto: picture-alliance/ dpa/Patrick Pleul

Beim Thema Igel hören viele Leute hin, denn die Art ist gefährdet. Sie wollen den Igeln helfen und die hilfsbedürftigen von ihnen vor dem Tod retten. Dabei können die Retter aber einiges falsch machen.

Viele hilfsbedürftige Igel, die es zu den Tierheimen im Raum Stuttgart schaffen, überleben den Winter nicht. „Wir haben immer Todesfälle“, sagt Antje Päglow, Leiterin des Tierheims Filderstadt. Sie schätzt, dass rund 30 Prozent der Igel im Tierheim sterben – vor allem die ganz kleinen. Denn wenn Jungigel halb verhungert eintreffen, käme es oft zu Organversagen.

Im Stuttgarter Tierheim sieht es etwas anders aus: „Von allen schaffen es grob geschätzt die Hälfte nicht“, erklärt Antje Geiss vom Tierheimbüro. Denn viele Tiere sind bereits in einem so schlechten Zustand, wenn sie gefunden werden, dass sie eingeschläfert werden müssten.

Finder können den Igeln schaden

Eine häufige Todesursache sei laut Päglow allerdings auch, dass die Finder die Igel falsch versorgten. Regel Nummer eins sei, dass die Igel erst einmal aufgewärmt werden müssen. Füttern, tränken, entflohen oder Medizin geben dürfe man den Igeln erst, wenn sie auf Körpertemperatur seien. „Viele Leute tun sich schwer, dies zu befolgen“, weiß Päglow. Sie würden es gut meinen, schaden den Tieren damit aber. Denn wenn man den Igeln gleich viel Futter hinstellt und sie noch kalt sind, sei das so, als würde man nach drei Wochen Fasten gleich den ganzen Schweinebraten essen.

Aufwärmen können Finder die Igel mit einer lauwarmen Wärmflasche, die mit einem Handtuch umwickelt wurde. Alternativ bietet sich auch eine mit lauwarmen Wasser gefüllte Plastikflasche an, die mit einem Frotteehandtuch umwickelt wurde. Der Igel kann dann noch mit einem weiteren Handtuch zugedeckt werden.

Ob ein Igel von ihnen versorgt werden muss, macht Geiss von zwei Fragen abhängig: Wie groß ist der Igel und was wiegt er. „Ein Igel, der 400 Gramm wiegt und zwei Hände groß ist, braucht Hilfe. Einer, der 400 Gramm wiegt und nur eine halbe Hand groß ist, braucht sie nicht“, verdeutlicht Geiss.

Weitere Anzeichen, ob der Igel akut Hilfe braucht, sind laut Geiss, ob der Igel verletzt oder eiskalt ist. Wenn sich ein Igel nicht mehr einrollt, ist das oft ein Zeichen, das er geschwächt ist. Der Stuttgarter Igelverein ergänzt auf seiner Internetseite, dass mutterlose Igelbabys mit geschlossenen Augen, deren Gewicht unter 130 Gramm liegt, unbedingt Hilfe brauchen. Außerdem bräuchten tagsüber herumtorkelnde oder offen herumliegende Igel – hierbei handelt es sich dann um schwache und von Maden befallene Tiere – unbedingt Hilfe, ebenso Igel, die bei Schnee und Dauerfrost aktiv sind.

Tierheime haben Aufnahmestopp

Dass Leute beim Thema Igel sensibilisiert sind, sieht Päglow als Fluch und Segen zugleich. Einerseits wird so eine bedrohte Art geschützt, andererseits rufen täglich Menschen bei Igelstationen an, die hilfsbedürftige Igel gefunden haben. Immer mehr Igelstationen seien daher überfüllt. So nehmen die Tierheime im Kreis Stuttgart nur noch absolute Notfälle auf.

Das Filderstädter Tierheim kann in diesem Jahr nur 25 Igel versorgen, erklärt Päglow. Ein Problem sei dabei, dass sie die Kosten übernehmen und das Personal zur Verfügung stellen müssten. „Es gibt keine öffentlichen Igelstationen. Es sind alles Privatleute“, macht die Tierheimleiterin deutlich.

Im Moment betreut das Tierheim Filderstadt viele Igel, die zwischen 250 und 300 Gramm wiegen. Dies sei nicht verwunderlich. „Die Jahreszeiten haben sich verschoben. Viele Igel bekommen ihre Jungen im September. Dadurch können diese gar nicht das nötige Gewicht ansetzen“, erklärt Päglow.

Im Stuttgarter Tierheim betreut man um die 50 hilfsbedürftigen Igel, sagt Geiss. Wie viele es sind, variiert immer. „Das kommt auf die Größe an.“ In diesem Jahr kamen viele Jungtiere, die zwischen 100 und 150 Gramm wiegen.