Der Preis für leichtes Heizöl, das etwa für die Heizung in privaten Haushalten verwendet wird, war im November nach Angaben des Statistisches Bundesamts gut doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor. Foto: dpa/Paul Zinken

2021 ist nach Jahren niedriger Inflationsraten die Teuerung mit voller Wucht zurückgekehrt. Bei den Kosten für Sprit und Heizung besteht immerhin Hoffnung auf eine Stabilisierung.

Frankfurt - Lässt sich die Inflation einhegen? Nach dem Anstieg der Teuerungsrate auf 5,2 Prozent im November fällt zum Jahreswechsel ein Sondereffekt weg, der durch die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung 2020 verursacht wurde. Laut Bundesbank hat er die Inflationsrate um einen Prozentpunkt erhöht. Die Notenbank erwartet 2022 dennoch im Mittel eine Inflationsrate über drei Prozent. Hier die Preistreiber:

Energiemärkte

An der Zapfsäule und beim Blick auf die Heizkostenrechnung wird die Teuerung besonders deutlich. Durchschnittlich 1,68 Euro pro Liter kostete der Liter Super E10 laut ADAC im November. Damit wurde der Rekord von 1,67 Euro im September 2012 übertroffen. Leichtes Heizöl – das etwa für die Heizung in privaten Haushalten verwendet wird – kostete im November sogar doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Der Erdgaspreis für Privatkunden wurde laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Schnitt um ein Fünftel erhöht. Beim Jahresvergleich gilt es zu berücksichtigen, dass Rohöl und Erdgas 2020 relativ günstig waren. Als nach Überwindung der Rezession die Nachfrage ansprang, erhöhten die Opec-Länder, aber auch die Ölproduzenten in den USA ihre Förderung nur langsam. Deshalb stiegen die Preise noch deutlich über das Vorkrisenniveau.

Beim Gas kamen laut einer Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA) weitere Faktoren hinzu: Auf einen ungewöhnlich kalten Jahresauftakt folgten im Sommer Dürren, die Wasserkraftwerke in Brasilien und der Türkei lahmlegten, weshalb für die Stromproduktion auf Gas zurückgegriffen werden musste. In Europa stieg der Bedarf, weil Windparks weniger Strom lieferten als im Vorjahr. Entsprechend kündigten auch viele Stromversorger Preiserhöhungen an.

Klimaschutz

Zu den Turbulenzen auf dem Öl- und Gasmarkt gesellte sich in Deutschland die Einführung der CO2-Abgabe. Durch erhöhte sich Anfang 2021 der Benzinpreis um sieben Cent pro Liter, Diesel wurde acht Cent teurer. Er soll in den kommenden Jahren weiter steigen, 2022 wird sich der Sprit dadurch um weitere eineinhalb Cent verteuern. Genauso ist es beim Heizöl. Beim Erdgas entfielen 2021 vom durchschnittlichen Preis von sieben Cent pro Kilowattstunde 0,5 Cent auf die CO2 -Abgabe.

Insgesamt dürften sich die Preise 2022 aber stabilisieren. Die Prognosen sowohl der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) als auch der US-Energiebehörde EIA ließen eine deutliche Steigerung der Ölfördermengen erwarten, schreibt die Commerzbank. Sie erwartet, dass Rohöl aus der Nordsee (Brent) 2022 rund 75 Dollar (etwa 66 Euro) pro Barrel (159 Liter) kosten wird, das entspräche etwa dem im Sommer erreichten Niveau. Auch beim Erdgas zeichne sich eine Entspannung ab, wenn die Preise auch höher bleiben dürften als in früheren Jahren.

Lieferengpässe

Probleme bei der Beschaffung wichtiger Vorprodukte und Bauteile belasten derzeit zahlreichen Branchen. Laut einer Umfrage des Wirtschaftsinstituts Ifo rechnen die Einzelhändler noch bis weit ins nächste Jahr hinein mit Lieferproblemen, zwei Drittel von ihnen planen Preiserhöhungen. Die Störungen der Lieferketten haben vielerlei Gründe: In China wurden bei Corona-Ausbrüchen immer wieder Fabriken und Häfen geschlossen. Zuletzt stauten sich vor den großen Häfen an der amerikanischen Westküste zahlreiche Containerschiffe, weil es an Hafenarbeitern fürs Entladen und an Lkw-Fahrern für den Abtransport der Waren fehlte.

Schädlinge und Missernten

Schwache Ernten treiben die Preise für Getreide und Kartoffeln. Daneben verteuert der Anstieg der Kraftstoffpreise auch die landwirtschaftliche Produktion. Was das Zusammenspiel aus hohen Futtermittel- und Energiekosten für die Tierhaltung bedeutet, lässt sich am Eierpreis ablesen. Auch das ab 2022 greifende Verbot, männliche Küken zu töten, bedeutet für die Halter steigende Kosten.

Billiges Geld

Die Geldschwemme der Notenbanken hat weder den Anstieg der Energiepreise ausgelöst noch die Störung der Lieferketten. Mit ihrer Zinspolitik beeinflussen sie allerdings die Kreditkosten und damit indirekt die Bereitschaft von Unternehmen wie Verbrauchern, höhere Preise für nicht zwingend benötigte Produkte zu akzeptieren. Bei niedrigen Zinsen können zum Beispiel Autos und teure Elektrogeräte problemlos auf Pump gekauft werden.

Hinzu kommt ein psychologischer Effekt: Wenn der Eindruck entsteht, dass Notenbanken hohe Inflationsraten tolerieren, kann sich das beispielsweise auf Tarifverhandlungen auswirken. Hohe Lohnabschlüsse können dann wiederum dazu führen, dass die Unternehmen erneut die Preise anheben.