Alexander Zverev spielt bisher in Paris nicht immer in Bestform – aber sehr erfolgreich. Foto: Imago/Xinhua

Ohne bisher auf dem Court groß glänzen zu müssen, hat der Tennisprofi Alexander Zverev bei den French Open erstmals das Halbfinale erreicht. Zufrieden ist der Hamburger vor dem Duell gegen Stefanos Tsitsipas am Freitag aber noch lange nicht.

Paris - Alexander Zverev ballte nur kurz die Hand zur Faust, in großen Jubel wollte Deutschlands Nummer eins nicht verfallen - auch wenn bei den French Open nur noch zwei Schritte zum großen Ziel fehlen. „Es ist sehr schön, im Halbfinale zu sein, aber das macht mich noch nicht zufrieden“, sagte der Hamburger nach dem glanzlosen 6:4, 6:1, 6:1 gegen den Spanier Alejandro Davidovich Fokina und betonte: „Ich möchte hier natürlich noch weiter.“

Der Traum vom so ersehnten ersten Grand-Slam-Titel lebt – doch es gibt noch einiges Steigerungspotenzial. Lange war der Weltranglistensechste im Viertelfinale ein gutes Stück entfernt von der Bestform. „Man kann nicht bei einem Grand Slam sieben Matches hintereinander jeden Satz perfekt spielen. Du musst auch wissen, wie du mit solchen Situationen zurechtkommst“, sagte er bei Eurosport: „Der zweite und dritte Satz waren gut.“

Drittes Major-Halbfinale für Zverev

Zum dritten Mal steht Zverev damit in der Runde der letzten Vier bei einem Major-Turnier. Aus deutscher Sicht hatten nur Boris Becker (18), Michael Stich (6) und Tommy Haas (4) öfter ein Halbfinale bei einem der vier wichtigsten Tennisturniere gespielt.

Im Kampf um sein zweites Grand-Slam-Endspiel nach den US Open im Vorjahr muss Zverev nun jedoch eine Hürde überspringen, die für ihn bislang stets zu hoch war. Am Freitag wartet der Grieche Stefanos Tsitsipas (Nr. 5), der den Weltranglistenzweiten Daniil Medwedew (Russland) mit 6:3, 7:6 (7:3), 7:5 ausschaltete. Seine bisherigen neun Duelle mit Top-10-Spielern hat Zverev bei Grand-Slam-Turnieren alle verloren.

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Als der 24-Jährige am Dienstagabend mit rund zweistündiger Verspätung endlich auf den Center Court durfte, kam er gar nicht gut aus den Startlöchern. Zverev wirkte unzufrieden mit seiner Schlägerbesaitung, brachte kaum erste Aufschläge ins Feld, agierte zu passiv und haderte dann auch noch mit der Schiedsrichterin. Aber auch Davidovich Fokina begann holprig, es entwickelte sich ein zerfahrenes Match auf schwachem Niveau mit vielen Breaks. Da Zverev etwas weniger Fehler machte, sicherte er sich nach 47 Minuten den ersten Satz.

Beim Gegner geht nicht viel

„Heute Abend wird sich niemand dafür interessieren, wie hoch das Niveau war - sondern nur, wer gewinnt“, sagte Eurosport-Experte Becker und sah, wie Zverev sich im zweiten Satz leicht steigerte. Diesmal hielt er ein frühes Break zum 3:1, beim Spanier lief weiter gar nichts zusammen. In den ersten beiden Durchgängen resultierte jeder zweite Punkt Zverevs (30 von 60) aus unerzwungenen Fehlern seines Gegenübers.

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Zverev war dennoch mit großem Respekt vor Davidovich Fokina in die Partie gegangen („Der kann zaubern“), hatte aber auch beste Erinnerungen an den Spanier. Im Achtelfinal-Duell der US Open holte Davidovich Fokina gerade einmal fünf Games, Zverev stürmte anschließend ins Endspiel. Dort will er auch in Paris hin - zumindest sparte er im Viertelfinale Kräfte. Auch im dritten Satz ging er wieder direkt mit Break in Führung, hatte dann alles im Griff und beendete nach 1:36 Stunden das Match.

Ein Coburger muss die Koffer packen

Seine Koffer packen musste hingegen Doppel-Spezialist Kevin Krawietz, der Traum vom dritten French-Open-Titel in Serie ist geplatzt. An der Seite des Rumänen Horia Tecau scheiterte der Coburger knapp im Viertelfinale. In diesem Jahr hatte Krawietz auf seinen gewohnten Partner Andreas Mies verzichten müssen, der im Februar am Knie operiert worden war.

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