Am 8. April verlässt Boris Becker den Southwark Crown Court in London. Nur wenige Wochen später verkündete das Gericht das Strafmaß. Foto: dpa/Alberto Pezzali

30 Monate muss der frühere Tennisprofi wegen Insolvenzverschleppung in London in Haft, siebeneinhalb hat er bereits abgesessen. Seit Donnerstag ist Boris Becker frei. Was steckt dahinter?

Im April ist der frühere TennisprofiBoris Becker in London zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren ohne Bewährung verurteilt worden. Nachdem er 2017 gerichtlich für zahlungsunfähig erklärt worden war, musste der dreifache Wimbledon-Gewinner den Insolvenzverwaltern sein Vermögen offenlegen. Dabei soll er Besitztümer wie Trophäen und unter anderem eine Immobilie in seinem Heimatort Leimen verschleiert haben. Auch unerlaubte Überweisungen hoher Summen auf andere Konten standen im Raum – Becker bestritt das.

Am 8. April befand ihn die Jury am Southwark Crown Court in London in vier von 24 Anklagepunkten der Insolvenzverschleppung für schuldig. Am 29. April erging dann die Urteilsverkündung: Becker muss für 30 Monate in Haft – und zwar sofort. Mindestens die Hälfte davon – also 15 Monate – muss er nach britischem Recht absitzen, bevor eine Bewährung in Sicht rückt.

Becker auf dem Weg nach München?

Am Mittwoch berichteten jedoch einige Medien, dass sich Boris Becker via Flugzeug auf dem Weg nach München befinde. Doch die Pressevertreter warteten umsonst – kein Privatjet aus England mit Boris Becker an Bord landete. Weitere Gerüchte machten daraufhin die mediale Runde, Beckers Jet sei aufgrund des Eisregens, der auch in Stuttgart für ein Verkehrschaos sorgte, nach Oberpfaffenhofen umgeleitet worden.

Nun hat die Verwirrung um die Freilassung der Tennis-Größe wohl ein Ende: Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, sei Becker am Donnerstagmorgen gegen 8 Uhr britischer Zeit (9 Uhr MEZ) aus dem westlich von London gelegenen Huntercombe-Gefängnis entlassen worden.

Bis zur Vor-Weihnachtswoche hat Boris Becker siebeneinhalb Monate in Haft verbracht. Die britischen Medien spekulierten seit Wochen über eine mögliche Abschiebung nach Deutschland.

Grund dafür sei, den Druck auf die überfüllten britischen Gefängnisse zu verringern, wie die britische Zeitung „Mirror“ berichtete. Weil der ehemalige Profi kein britischer Staatsbürger ist, könnte er von einem Schnellverfahren, dem so genannten „Early Removal Scheme“ profitiert haben, um an Weihnachten zuhause zu sein.