Am Plochinger Busbahnhof geht es unappetitlich zu: Der Boden ist mit Taubenkot gesprenkelt, die Tiere sind überall. Als Ursache der Misere hat die Stadt die Überdachung ausgemacht. Lösung: Die Konstruktion wird abgerissen. Was das für Fahrgäste bedeutet.
Während das Bahnhofsgebäude in Plochingen hübsch saniert ist, wirkt der benachbarte Busbahnhof ziemlich trostlos. Der CDU-Fraktionschef im Gemeinderat, Reiner Nußbaum, bezeichnet ihn als „dunkles Loch“. Das liegt daran, dass sich Bussteige und Wartebereiche unter dem Parkhaus befinden und an der Deckenkonstruktion, die in ein Vordach übergeht. Die Konstruktion ist auch für Tauben der perfekte Tummelplatz – das sorgt jetzt für Ärger.
Das Taubenproblem ist nicht zu übersehen: Der Boden ist mit Taubenkot gesprenkelt, die Vögel sind überall. Sie spazieren über den Boden, sitzen auf den Stahlträgern und leben und sterben in den Hohlräumen des Vordachs. Zwischen dessen schadhaften Lamellen hängt der Flügel einer offenbar verendeten Taube nach unten.
Stadt Plochingen muss halbe Tonne Taubenkot entfernen
Die Stadt hat bereits mit einem Taubenspezialisten Kontakt aufgenommen. Dieser gehe davon aus, „dass er eine halbe Tonne Taubenkot entfernen muss“, berichtete jüngst der Leiter des Verbandsbauamtes, Wolfgang Kissling. Die Gelege und vermutlich einige Kadaver werden wohl noch dazukommen. Die unappetitliche Situation ist schon lange bekannt, wurde aber nicht angepackt, weil die Stadt ohnehin seit Jahren den kompletten Busknoten umbauen möchte. Das hat sich aber aus verschiedenen Gründen immer wieder verschoben.
Jetzt will sie das Problem beseitigen, indem sie das „Zweit- und Vordach“ komplett abreißt. Unter dem Parkhaus verbleibe eine ausreichend große Fläche zum Unterstehen, betont Kissling. Auch die Querung der Busspur zum Gleis 1 ist weiterhin im Trockenen. Das Dach soll ersatzlos verschwinden, an seiner Stelle will die Stadt Schallschutz sowie eine Beleuchtung direkt an der Unterseite des Parkhausdecks anbringen. Dafür setzt sie Kosten von 490 000 Euro an.
Knapp 1,1 Millionen Euro sind im Budget für die Neugestaltung des ZOB enthalten, allerdings einschließlich der Tiefbaumaßnahmen. Damit ist die Neuordnung der Bussteige gemeint, die im zweiten Schritt ansteht. Wann dieser erfolgt, ist offen.
Ziehen die Tauben in Plochingen ins Parkhaus um?
Es sei sinnvoll, jetzt zu handeln und in Stufen vorzugehen, so Joachim Hahn (SPD). Klaus Hink (Bürgerliste) befürchtet jedoch, dass die Tauben einfach ins Parkhaus umziehen, wenn das Dach nicht mehr da ist. Deshalb müsse „dringend etwas gemacht werden, um den Taubenbestand drastisch zu reduzieren“. Patrick Englisch (ULP) hält ein Taubenhaus für den effektivsten Weg. Darüber wurde schon vor Jahren ausgiebig diskutiert, aber kein geeigneter Standort gefunden. Man werde wohl einen neuen Anlauf nehmen müssen, räumt Kissling ein.
Uwe Bürk als Leiter des Ordnungsamtes bestätigt, dass das Füttern von Tauben in der Stadt verboten ist und auch Geldstrafen verhängt würden, wenn man jemanden erwische. Das geschehe aber selten.
Einzig die OGL bedauert den Abbruch des Dachs und stimmte deshalb gegen das Vorgehen. Man befürchte, dass die überdachte Fläche zu klein werde, so Lorenz Moser, und dass die provisorische Lösung am ZOB zu lange bestehen bleibe. Die anderen Ausschussmitglieder stimmten für den Abbruch.
Generalsanierung steht an
Gebaut vor 40 Jahren
Am 15. Februar 1984 wurde der Zentrale Omnibusbahnhof offiziell eingeweiht. Das Parkhaus war schon einige Monate zuvor in Betrieb gegangen. Die Baukosten für beides zusammen lagen bei 6,5 Millionen Mark; die Stadt erhielt allerdings Zuschüsse in erheblichem Umfang. Vor dem Bau des ZOB waren die Busse unter anderem in der Wilhelmstraße gestartet, weshalb bei der Eröffnung ein Gelenkbus die Ehrengäste von dort zum neuen ZOB transportierte.
Standort bleibt
Der Busbahnhof hat bereits mehrere Teilsanierungen erlebt, die anstehende Generalsanierung wird aber seit Jahren immer wieder aufgeschoben. Als mögliche Alternativstandorte für den Busbahnhof wurden der Bahnhofsvorplatz und ein nahe gelegener Schotterplatz untersucht. Sie sind aber beengter als der aktuelle Knotenpunkt.