Mario (Joseph Bundschuh) wird mal wieder von seiner Chefin zurechtgewiesen. Foto: NDR/Christine Schroeder

In „Borowski und die Angst der weißen Männer“ steht ein schüchterner Typ unter Mordverdacht. Er driftet zu den Feminismushassern der Incel-Szene ab.

Stuttgart - Mario, der im Parkhaus an der Kasse sitzt, ist ziemlich schüchtern. Er ist sogar so ungelenk im Umgang mit Frauen, dass man von einer Kontaktstörung sprechen könnte. In der Kieler „Tatort“-Folge „Borowski und die Angst der weißen Männer“ sehen wir, wie nett Mario sein kann, wenn er ein Mädchen kennenlernt, das ihn nicht einschüchtert. Aber da steht er schon unter Mordverdacht. Und wir wissen, dass er mit der Stimme eines derben Anmachtrainers in den Ohrstöpseln durch die Welt läuft, dass er Zutrauen saugt aus dem ekelhaften Dominanzgesabbel eines Männlichkeitscoachs.

Gefahr von Terrorakten

Der beeindruckende Schauspieler Joseph Bundschuh gibt seiner Figur Mario mehr differenziertes Leben, als man erwarten darf, und das Drehbuch von Peter Probst, das Daniel Nocke („Sie haben Knut“, „Zeit der Helden“) überarbeitet hat, liefert ihm die nötigen Situationen und Dialoge dazu.

Ja, auch dieser von Nicole Weegmann („Das Leben danach“) inszenierte Krimi hat den politpädagogischen Anspruch, der in sozialen Netzwerken gerne Hohn auslöst. Er stellt das Phänomen der Incels vor, vom Feminismus eingeschüchterte Männer, deren sexuelle Frustration in politische Terrorakte umkippen kann. Die Ermittler Borowski (Axel Milberg) und Sahin (Almila Bagriacik) sind aber nicht die Erklärbären, die alles restlos einordnen. Mario bekommt viel Raum für sein Abdriften in eine böse Szene, und das ist erschreckender als ein „Tatort“, der einen Schritt um Schritt an der Hand führt.

Ausstrahlung: Im Ersten, Sonntag, 7. März 2021, 20.15 Uhr