Roman Zitzelsberger (links), Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, Harald Marquardt (rechts), Stellvertretender Vorsitzender Südwestmetall, und Stefan Wolf (hinten), Präsident Gesamtmetall, kauf dem Weg zu Pressekonferenz. Foto: dpa/Marijan Murat

Volkswirte unterstützen den Tarifabschluss, der in Ludwigsburg zwischen Metallarbeitgebern und der IG Metall ausgehandelt wurde. Der Maschinenbauverband VDMA appelliert, den politischen Einfluss auf die Verhandlungen wieder zurückzufahren.

Volkswirte haben den Pilot-Abschluss für die deutsche Metall- und Elektroindustrie gelobt. Es seien längere Streiks abgewendet worden, welche die aktuelle Krise sonst verschärft hätten, erklärte Clemens Fuest vom Münchener Ifo-Institut am Freitag. Die vom Staat steuer- und abgabenfrei gestellte Pauschale von 3000 Euro habe eine positive Wirkung, meinte der Ökonom.

„Die dauerhaften Lohnerhöhungen von gut vier Prozent pro Jahr werden keine Lohn-Preis-Spirale auslösen. Die steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung sorgt dafür, dass die verfügbaren Einkommen trotzdem spürbar steigen.“ Dies sei angesichts der hohen Unsicherheit sinnvoller als allein auf dauerhafte Lohnerhöhungen zu setzen.

Keine Lohnpreisspirale erwartet

Die Europäische Zentralbank müsse sich wegen des moderaten Tarifabschlusses nicht beunruhigen, sagte Dirk Schumacher von der französischen Investmentbank Natixis in Frankfurt. Er erklärte: „Die Einmalzahlungen werden das tatsächliche Lohnwachstum weiter erhöhen. Aber diese spielen für die EZB eine untergeordnete Rolle, da sie nicht direkt zu einer Lohnpreisspirale führen.“

In der Nacht auf Freitag hatten sich in Ludwigsburg bei Stuttgart die IG Metall und Südwestmetall auf ein Tarifwerk geeinigt, das voraussichtlich auf die gesamte deutsche Metall- und Elektrobranche mit 3,9 Millionen Beschäftigten übertragen wird. Der Pilotabschluss sieht Lohnsteigerungen von 5,2 Prozent zum Juni 2023 und noch mal 3,3 Prozent ab Mai 2024 vor. Die vom Staat steuer- und abgabenfrei gestellten 3000 Euro sollen zusätzlich in zwei Tranchen an die Beschäftigten fließen.

„Empfehlungen der Politik dürfen nicht zur Regel werden“

Der Maschinenbauverband VDMA kritisiert den politischen Einfluss auf die Verhandlungen und appellierte, diesen wieder zurückzufahren. Die Politik habe mit der Möglichkeit zu einer steuer- und abgabenfrei gestellten Pauschale von 3000 Euro die Verhandlungen beeinflusst, erklärte Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann am Freitag in Frankfurt. „Hierfür mag es dieses Mal gute Gründe gegeben haben. Sogenannte Empfehlungen der Politik dürfen aber nicht zur Regel werden. Sie würden die Tarifautonomie beschädigen.“