Ein Polizist begutachtet den Tatort in der Tankstelle in Idar-Oberstein. Foto: dpa/Christian Schulz

Nach dem tödlichen Ende eines Streits um Coronaregeln in Idar-Oberstein haben sich zahlreiche Politiker zu Wort gemeldet. In der Gesellschaft gebe es derzeit ein Klima der Gewalt.

Berlin - Zahlreiche Bundespolitiker haben mit Entsetzen auf den tödlichen Angriff nach einem Maskenstreit in einer rheinlandpfälzischen Tankstelle reagiert. „Der Radikalisierung von gewaltbereiten Corona-Leugnern muss sich unser Rechtsstaat mit allen Mitteln entgegenstellen“, erklärte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) am Dienstag. „Es ist empörend und widerlich, wenn die furchtbare Bluttat von Idar-Oberstein nun im Netz für noch mehr Hass und noch mehr Menschenverachtung missbraucht wird.“

Auch Grünen-Chef Robert Habeck meldete sich zu Wort: „Der blanke Hass, der hinter der Tat steht, ist erschreckend“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Klima der Gewalt

„Er zeigt ein gesellschaftliches Klima der Gereiztheit und Gewalt, über das wir nicht hinwegsehen können“, sagte Habeck und betonte: „Die Zeit, da von Einzelfällen die Rede sein konnte, ist vorbei. Hier bricht sich etwas Bahn, mit schlimmen Konsequenzen - für die Betroffenen und ihre Angehörigen, aber auch für unser gesellschaftliches Zusammenleben und für unsere Demokratie.“

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Der Präsident des thüringischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Stephan Kramer, sieht den Mord an dem Tankstellen-Kassierer infolge eines Streits über das Tragen einer Corona-Maske als Konsequenz rechtsextremistischer Verschwörungsfantasien. „Die steigende Aggressivität ist im Alltag überall spürbar“, sagte er dem RND.

Verdächtiger in Untersuchungshaft

Nach Polizeiangaben handelt es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen 49-jährigen Deutschen aus Idar-Oberstein. Er sei wegen „dringenden Mordverdachts“ in Untersuchungshaft genommen worden.

Der Mann soll am vergangenen Samstagabend einen 20-jährigen Mitarbeiter einer Tankstelle erschossen haben. Den Angaben zufolge war er zunächst am früheren Abend ohne Schutzmaske in der Tankstelle, um dort einzukaufen. Der Mitarbeiter habe ihn auf die Hygienevorschriften hingewiesen, woraufhin der Mann die Tankstelle verlassen habe. Am späteren Abend sei der mutmaßliche Täter mit Maske zurückgekehrt. An der Kasse habe er seine Maske heruntergezogen und mit einem Revolver die tödlichen Schüsse auf den 20-jährigen Studenten abgegeben. Am Sonntagmorgen habe sich der Mann gestellt. Er sei polizeilich bisher nicht in Erscheinung getreten.