6500 Menschen haben am Samstag das Stuttgarter Rathaus besucht. Der Tag der offenen Tür bot den Bürgern viel Information, interaktive Angebote - und sogar ein bisschen Nervenkitzel.
Für Doris Rüdiger geht es hoch hinaus. 60,7 Meter ist der Turm des Stuttgarter Rathauses hoch, an dessen Fassade die kommissarische Leiterin des Liegenschaftsamtes schweben wird. „Sie sind aber mutig“, sagt Oberbürgermeister Frank Nopper noch zu ihr, kurz bevor es losgeht. Dann bekommt Doris Rüdiger einen Gurt umgelegt und gemeinsam mit einem Spezialisten der Höhenrettung der Stuttgarter Berufsfeuerwehr geht es an einem roten Seil den Turm hinauf. Nach einem kurzen Aufenthalt in schwindelerregende Höhe landet Rüdiger wieder vor dem Rathaus. „Toll, ein echtes Erlebnis“, sagt sie, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hat. „Der Ausblick war toll und ich habe mich sicher und gut aufgehoben gefühlt.“ Auch Ralf Mellert aus dem Murrtal will hoch hinaus und schwärmt, nachdem er abgeseilt wurde, von dem Erlebnis. „Das war wie ein freier Höhenflug.“
Ein Programm mit 77 Stationen
Die Höhenrettung ist einer von vielen Programmpunkten beim Tag der offenen Tür im Stuttgarter Rathaus - und für manche wohl der Höhepunkt, der für einen kleinen Adrenalinkick sorgt. Langweilig wird es den Besuchern am Samstag aber auch sonst nicht: Stolze 77 Angebote umfasst das Programm, wie Oberbürgermeister Nopper in seiner Eröffnungsrede sagt.
Bereits zum 7. Mal findet dieser Tag des offenen Rathauses statt, der den Bürgerinnen und Bürgern einen Blick hinter die Kulissen der Stadtverwaltung, der städtischen Eigenbetriebe und der Gemeinderatsfraktionen ermöglicht. „Unsere Arbeit ist kein Selbstzweck. Unsere Arbeit ist eine Arbeit für Stuttgart, eine Arbeit im Dienste der Stuttgarter Bürgerschaft“, sagt Nopper zu Beginn in seiner Ansprache und macht klar: Die Türen des Rathauses stehen an diesem Tag für Besucherinnen und Besucher weit offen.
6500 strömen ins Stuttgarter Rathaus
Und die kommen dann auch in großer Zahl: Schon kurz nach Eröffnung sind die Gänge voll. Im beliebten Paternosteraufzug fahren Eltern mit ihren Kindern rauf und runter. Um die Mittagszeit bildet sich eine Schlange vor dem Haupteingang. Bis zum Ende des Tages werden 6500 Besucherinnen und Besucher gezählt.
Und die bekommen in der Tat einiges geboten: Mit Plakaten, Infotafeln und Schaubildern informieren die Ämter über ihre Arbeit. Am Stand des Schulverwaltungsamtes geht es um die Digitalisierung in den Schulen. Beim Statistischen Amt können sich Neugierige an einem Dashboard über Zahlen rund um Stuttgart informieren – zum Beispiel über den häufigsten Vornamen. Das Rosensteinviertel ist Thema einer Wanderausstellung hinter dem Rathaus. Die Abfallwirtschaft Stuttgart zeigt ihre Fahrzeuge. Und auch zur Internationalen Bauausstellung finden die Bürgerinnen und Bürger Informationen.
Franziska, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte, informiert sich am Stand der Mobilitätsberatung über die Angebote in ihrem Stadtteil. Sie interessiert sich dafür, was es im Rathaus alles gibt. „Ich bin selbst Bürgerin, aber weiß gar nicht, was hier alles abläuft.“ Ihr Interesse gilt besonders dem großen Sitzungssaal. Der hat sich an diesem Tag in eine Sporthalle verwandelt, in der die Besucherinnen und Besucher selbst aktiv werden können.
Planetarium, Rollstuhlparcours und Sporthalle
Weiter geht’s zu den nächsten Stationen: Das Stuttgarter Planetarium ermöglicht mit einer Himmelssimulation einen Blick in die Sternen. In den Räumen des Referats für Soziales, Gesundheit und Integration von Bürgermeisterin Alexandra Sußmann ist ein Rollstuhlparcours aufgebaut. Hier kann man ausprobieren, wie schwierig es ist, mit einem Rollstuhl durch eine Tür zu fahren oder etwas zu transportieren. Auch im Standesamt können die Besucher aktiv werden und in die Rolle des Standesbeamten schlüpfen – mit standesgemäßem Outfit.
Der Schreibtisch des OB ist aufgeräumt
Einen exklusiven Einblick gibt es auch in das Büro von Oberbürgermeister Frank Nopper. Viele neugierige Bürgerinnen und Bürger schauen sich seinen Arbeitsplatz an. In seinem Büro fällt der aufgeräumte Schreibtisch ins Auge. Das sei nur vorgetäuscht, sagt der Oberbürgermeister scherzhaft, als er am Ende seiner Turmführung mit einer kleinen Menschentraube in sein Büro kommt. „Der sieht normalerweise nicht so aus, ich erkenne ihn selbst so nicht.“
Nopper steht den Besuchern Rede und Antwort. Ein Mann will wissen, ob die Stadt Stuttgart weitere Städtepartnerschaften anstrebe. Man wäre dafür offen, sagt der OB. „Aber man muss es auch bedienen können.“ Das hänge auch von der Entfernung der jeweiligen Städte ab und fragt zurück: „Ist nicht manchmal ein Termin in Heslach wichtiger als in Mumbai?“