Karlheinz Hartmann (links) und Albin Braig gehen mit „Hannes und der Bürgermeister“ im nächsten Jahr in Rente. Foto: KS-Images.de / /Karsten Schmalz

Bürobote Hannes und sein Bürgermeister gehen in Rente. „Wir hören auf, wenn’s am schönsten ist“, sagt der Schauspieler Albin Braig. Der 71-Jährige bestätigt unserer Redaktion, dass die Erfolgsserie 2023 endet. Im Mai werde die Mäulesmühle schließen.

Einer seiner bekanntesten Sprüche lautet: „Ich höre mich nicht Nein sagen.“ Doch jetzt sagt Albin Braig alias Hannes „Nein“. Der 71-Jährige bestätigt am Freitagabend unserer Redaktion, dass sich er und sein um ein Jahr ältere Kollege Karlheinz Hartmann 2023 von ihren Fans verabschieden. Vergeblich hat sich der SWR darum bemüht, dass die für den Sender relativ billig produzierte Erfolgsserie fortgesetzt wird. Doch die beiden Schwabenstars wollen den Zeitpunkt ihres Abgangs selbst wählen – und nicht eines Tages zum Gehen bewegt werden.

„Der Hannes soll reikomma!“ Dieser Ruf wird also verstummen. Seit fast 30 Jahren kriegen sich ein überheblicher, ja cholerischer Bürgermeister und sein einfältig wirkender, aber schlitzohriger und trickreicher Amtsbote im Fernsehen in die Wolle, trinken so lange ein Schnäpsle drauf, bis nach manchen Turbulenzen und viel Wortwitz ihre Welt wieder in Ordnung ist – und der SWR wonnetrunken mit einer Superquote.

Den ersten Sketch für das Duo schreib der Vater Otto Braig

Der erste Ruf nach dem Hannes, der reinkomma soll, liegt noch viel länger zurück. Vor fast 40 Jahren hat der 1997 verstorbene Theaterchef Otto Braig den ersten Sketch mit den heutigen Schwabenhelden für einen bunten Abend geschrieben – seinem Sohn Albin Braig (dem Hannes) und dessen Schulfreund Karlheinz Hartmann (dem Bürgermeister) auf den Leib.

Wo die Wiege dieses schwäbischen Mega-Erfolgs liegt? An einem Ort, an dem manch einer der 5400 Einwohner ein T-Shirt trägt, auf dem warnend steht: „Musberg – kleines rebellisches Bergdorf am Rande des Schönbuchs.“ Bei diesen Rebellen waren 1931 die Kommunisten zur stärksten Fraktion im Gemeinderat gewählt worden. Vom „roten Musberg“ war fortan die Rede. Aber das ist lange her. Was geblieben ist: Man streitet noch immer hitzig – nicht nur der Bürgermeister mit seinem Hannes, auch die Ringer tun es.

Das Theater hat der Stadt Leinfelden-Echterdingen gekündigt

Keine gute Nachricht für Musberg ist es, dass Albin Braig und Karlheinz Hartmann nicht nur beim Fernsehen kündigen, sondern obendrein auch noch ihr Theater Komede Scheuer in der Mäulesmühle. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen, der die Räume gehören, muss sich neue Mieter suchen. Denn die Komede schließt im Mai, wie Albin Braig unserer Redaktion mitteilt. Die Zeiten für die Kultur würden immer härter, sagt er. Corona, teure Energiepreise, immer weniger zahlende Gäste aus Angst vor Ansteckungen oder weil sie sparen müssen – im Alter von Ü 70 seien diese Aussichen nicht gerade verlockend, sagt Braig. Er hofft, dass sich junge Theatermacher finden, die weitermachen in Musberg.

In Baden-Württemberg müsste ein Bürgermeister ohnehin mit 72 Jahren aufhören, fährt er ironisch fort – der Kollege Hartmann, der dieses Alter bereits erreicht, müsse also abdanken. Beide wollen im nächsten Jahr auf Tour gehen, um sich unter dem Titel „Ade, ’s war schee“ von den Fans zu verabschieden. Im Dezember wird der SWR ein letztes Mal neue Folgen von „Hannes und der Bürgermeister“ aufzeichnen und im nächsten Jahr ausstrahlen. Darüber hinaus werde man Wiederholungen zeigen, sodass die beiden Schwabenhelden noch lange auf dem Bildschirm zu sehen sind – nur bald nicht mehr mit neuem Stoff. Warum die Sketche so erfolgreich waren und sind, kann Albin Braig „nur schwer erklären“, allenfalls mit der Vermutung, man treffe die schwäbische Seele, die schwäbischen Eigenheiten und die schwäbische Sprache.

Gibt es eine Rückkehr mit dem Sohn Bastian Braig?

Berühmte Vorbilder wie Howard Carpendale oder die Skorpions haben es vorgemacht: Nach ihrer verkündeten Abschiedstourneen sind sie zurückgekehrt. Ist damit auch bei Hannes und der Bürgermeister zu rechnen? „Mal sehen, wie das ist, wenn ich lange nicht mehr arbeite und auf der Bühne stehe“, sagt Albin Braig. Mit einer Mischung aus „Freude und Wehmut“ sehe er seinem neuen Lebensabschnitt entgegen. Ganz ausschließen will er aber nicht, dass er eines Tages wieder für sein Publikum zurückkehrt, wenn er es etwa vor Langeweile daheim nicht mehr aushalte – womöglich mit seinem Sohn Bastian Braig, der bisher die Regie bei „Hannes und der Bürgermeister“ geführt hat. „Mein Sohn ist noch zu jung für die Rente“, sagt sein Vater, „aber er ist so gut, dass er bestimmt etwas Neues finden wird.“