Die Bürgerinitiative Waldhof – hier bei einer früheren Aktion – macht schon länger gegen das anvisierte KSK-Gelände mobil . Foto: Wolf-Ulrich Schnurr

Ein geplanter Fallschirmabsprungplatz im Zollernalbkreis löst Proteste aus. Es gibt wenig Verständnis dafür, dass Ackerfläche umgewidmet werden soll. Auch Regierungsvertreter kamen zur Kundgebung.

Die Landesregierung scheint den Widerstand im Zollernalbkreis gegen den Bau eines Absprunggeländes für Fallschirmjäger des KSK aus Calw ernst zu nehmen. Bei einer Protestversammlung von 250 von der Alb angereisten Demonstranten vor dem Landtag in Stuttgart waren neben FDP- und AfD-Politikern auch Vertreter der Landesregierung erschienen. Der neue Regierungssprecher Matthias Gauger, ehemals Büroleiter von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), nahm eine Resolution der Bürgerinitiative Waldhof aus Rosenfeld (Zollernalbkreis) entgegen.

Besser ein Militärgelände nutzen

Darin wird verlangt, dass ein bestehendes oder stillgelegtes Militärgelände für das Vorhaben des KSK genutzt werde, anstatt wie geplant 100 Hektar „besten Ackerlandes“ der Staatsdomäne Waldhof zu gebrauchen und sie umzuwidmen. Als Gauger davon sprach, dass der Ministerpräsident die Gegend kenne und dort „viel unterwegs in der schönen Landschaft“ sei, wurde er von einem Zwischenrufer unterbrochen: „Es geht uns nicht um schöne Landschaft!“ Annemarie Schneider von der Bürgerinitiative schilderte die Sorgen der Anlieger. Sie wies auf eine Petition mit mehr als 6000 Unterschriften und die Resolution hin, die ein neues Lärmgutachten wegen der Hubschrauberflüge und ein Windgutachten verlangt, denn im Windatlas des Landes sind höhere Durchschnittswerte angegeben als die, bei denen Fallschirmspringer gefahrlos springen können.

Regionale Lebensmittel sind wichtig

Für die Demonstranten ist unverständlich, dass Agrarfläche genutzt werden soll, obwohl seit der Wende 350 bestehende Bundeswehrstandort frei geworden sind. Stetten am Kalten Markt, Münsingen oder die General-Dr.-Speidel-Kaserne in Bruchsal – dort gab es früher ein privates Fallschirmsprunggelände – wurden auf der Kundgebung als Alternativen genannt. „Wir Landwirte wollen unsere Bevölkerung versorgen“, sagte Ulrich Steimle, bisheriger Pächter der Staatsdomäne. Gerade wegen des Ukraine-Kriegs finde doch ein Umdenken statt, die regionale Lebensmittelversorgung sei wichtiger.

Es geht auch um Naturschutz

Mit den Erträgen des Waldhofs könnten ein Jahr lang 2500 Haushalte mit Getreide versorgt werden. Große Bedenken haben die umliegenden Höfe laut Steimle wegen der Straßensperrungen und wegen der Lärmbelastung für die Tierhaltung. Im Übrigen gehe es um Naturschutz, denn auf dem Waldhof lebten 20 Greifvogelarten. Feldlerchen und der Schwarzstorch seien dort anzutreffen, die Domäne grenze an ein FFH-Gebiet.

Die Ministerin wohnt in Balingen

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) trat kurz vor Ende der Kundgebung dazu: Sie sagte, sie sei im Prinzip wegen ihres Wohnorts in Balingen auch Betroffene. Sie habe in der Sache an Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) geschrieben, höchste Transparenz sei notwendig: „Wir müssen alle Grundstücke in Betracht ziehen. Das wird geprüft, das müssen wir abwarten.“ Sie dankte den Demonstranten, dass sie sich Zeit nahmen, nach Stuttgart zu kommen. Ähnlich äußerte sich FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke: Man sei für eine Stärkung der Bundeswehr, gleichwohl müsse vertieft geprüft werden, ob der Standort für das Gelände geeignet sei.