Tino Pietrobelli steht auf einem Laubendach und spricht den Richtspruch. Foto: Lichtgut//Christoph Schmidt

Am Mittwoch geht es los mit dem Stuttgarter Weindorf. Angestoßen wurde auch schon am Dienstag beim Richtfest.

Bald zieht hier reges Leben ein, und die Menschen trinken hier den Wein, das schönste Weindorf in Schwaben möge für alle viel Freude haben“: Tino Pietrobelli hoch droben auf dem Dach der Obertürkheimer Weinlaube könnte den gereimten Richtspruch wohl im Schlaf hersagen. So lange schon übt der 58-jährige Monteur auf dem Weindorf diese ehrenvolle Aufgabe aus, leert dann sein Glas Rotwein und wirft es schwungvoll zu Boden, damit seine Scherben dem Weindorf Glück bringen mögen.

Erstes Viertele für die Ehrenamtlichen

Dabei ist das Glück jetzt schon fast vollkommen, denn nach dem langen zweijährigen Darben steht dem 46. Weindorf, das an diesem Mittwoch musikalisch und festlich eröffnet wird, nichts mehr im Wege. „Wir freuen uns auf diesen Ort der Geselligkeit, des Genusses und der Fröhlichkeit, die wir so nötig haben wie noch nie“, strahlte Brigitte Kunath-Scheffold vom Vorstand Pro Stuttgart. Das ist auch, wie Kunath-Scheffold und Pro-Stuttgart-Geschäftsführerin Bärbel Mohrmann betonten, einem verlässlichen Heer von Ehrenamtlichen zu verdanken, die damit natürlich das Privileg genossen, als die ersten Gäste in der Laube am Marktplatz auch die ersten Viertele trinken zu können.

Unter ihnen ist Jürgen Brucker, den Bärbel Mohrmann als den neuen Büttel des Weindorfs vorstellte. Jene verantwortungsbewusste Amtsperson, die in Uniform von Donnerstag bis Samstag gegen 23 Uhr schon mal das baldige Ende der Lustbarkeiten einläutet, damit auch das Signal zur letzten Bestellung gibt und später selbst in den Lauben nachdrücklich zum Aufbruch mahnt. „Damit die Lauben um Mitternacht geräumt sind“, sagt ein Kenner hinter vorgehaltener Hand. Brucker ist ein Profi solcher Auftritte: „Ich mache auch Führungen in der Wilhelma, spiele immer wieder den Nikolaus und war auch schon König Wilhelm I., als 2014 in der Wilhelma das Jubiläum der Mammutbäume gefeiert wurde“, erzählt der 51-Jährige. Die Gäste dürfen sich auf launige Sprüche freuen. Aber wer denkt jetzt schon ans Heimgehen, wo doch erst mal das Hingehen auf dem Plan aller Weindorf-Freunde steht.

Ganze zweieinhalb Wochen dauert das Weindorf

Dafür ist in diesem Jahr so viel Gelegenheit wie noch nie, denn das Weindorf dauert ganze zweieinhalb Wochen bis zum 4. September und endet an diesem Sonntag dann allerdings schon um 21 Uhr. Die feierliche Eröffnung findet mit einem Festakt im Innenhof des Alten Schlosses an diesem Mittwoch um 18.30 Uhr statt, geöffnet sind die Lauben der 30 Wirtinnen und Wirte, Winzerinnen und Winzer auf Marktplatz, Schillerplatz und in der Kirchstraße aber schon um 11.30 Uhr. Wie täglich von Sonntag bis Mittwoch bis 23 Uhr und am Donnerstag, Freitag und Samstag bis 24 Uhr. Wer die traditionelle Beinarbeit von Bürgermeistern und Stadträten beim Traubenpressen bewundern will, kann sich am 23. August um 18 Uhr vor dem Rathaus einfinden. Der Weindorf-Gottesdienst findet an den Sonntagen jeweils um 12 Uhr statt.