Am Flughafen Stuttgart Geschichte: Das ehemalige Wöllhaf-Lokal Red Baron, das auch Ausbildungsbetrieb war. Foto: dpa/Marijan Murat

Der vorläufige Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz versucht so viele Jobs zu retten wie möglich. Doch für die 75 Beschäftigten der Wöllhaf-Tochter am Flughafen Stuttgart ist die Zukunft ungewiss.

Stuttgart - Die Wöllhaf Gastroservice GmbH am Flughafen Stuttgart ist jetzt im Insolvenzverfahren, und als vorläufiger Insolvenzverwalter hat Jochen Sedlitz von der Stuttgarter Kanzlei Menold Bezler die Arbeit aufgenommen. Ihn hat das zuständige Amtsgericht in Esslingen eingesetzt, nachdem die Geschäftsführung dort erwartungsgemäß den Insolvenzantrag gestellt hatte.

Sedlitz sagte unserer Zeitung, er werde alles Erdenkliche tun, um möglichst viele der momentan noch 75 Arbeitsplätze zu retten. Zunächst wolle er auf den Gastroflächen, die das Unternehmen in und vor den Fluggastgebäuden noch bis 31. Oktober gepachtet hat, den Geschäftsbetrieb fortsetzen bzw. wiederaufnehmen und in den verbleibenden 14 Wochen „noch einmal möglichst viel Geld verdienen“, um die Ausschüttung von Geldern an das Personal zu erhöhen.

Insolvenzverwalter sucht Kontakt zur Flughafen-GmbH

Gleichzeitig will Sedlitz Kontakt mit der Flughafengesellschaft aufnehmen, die die letzten laufenden Pachtverträge mit der Wöllhaf Gastroservice GmbH nicht über Ende Oktober hinaus verlängern wollte. Sein Ziel sei es, die Beschäftigten an das Unternehmen zu vermitteln, das auf den bisherigen Wöllhaf-Flächen den Betrieb übernehmen wird. Die Vorstellung, dass die Wöllhaf Gastroservice GmbH etwa bei einer Neuausschreibung der Flächen noch einmal mit dem Flughafen ins Geschäft kommen könnte, „kann man wohl vergessen“, sagte Sedlitz. Seiner Meinung nach hat die Flughafengesellschaft schon ein „anderes Konzept“ – wenngleich sie bisher darauf hingewiesen hat, dass durch die Pandemie der Kuchen für die Gastronomie am Flughafen, wo nicht nur die Firma Wöllhaf tätig war, kleiner geworden ist.

Die 75 Wöllhaf-Beschäftigten, von denen viele schon an die 30 Jahre am Flughafen arbeiten und sich dort quasi daheim fühlen, waren am Mittwochnachmittag zu einer Betriebsversammlung eingeladen. Sie waren zuletzt auf Gastroflächen wie dem ehemaligen Leysieffer-Lokal, dem W-Café, dem Modern Asia und in der EsS-Bahn, einem Imbiss vor Terminal 1, eingesetzt.

Die Pandemie hat alles verschlimmert

Die Flächen des früher von Wöllhaf betriebenen Lokales Red Baron, des Sternelokals Top Air und des Konferenz- und Bankettcenters Atrium hatte das Unternehmen schon Ende 2020 an die Flughafengesellschaft zurückgegeben. Diesen Betrieben auf der obersten Ebene in Terminal 1 war schon mehr und mehr die Kundschaft abhanden gekommen, als in der Nachbarschaft der Buchladen geschlossen hatte. Die Corona-Pandemie und der zeitweilig fast vollständige Zusammenbruch des Flugverkehrs wirkten sich dann besonders verhängnisvoll aus.

Dass nun ein Insolvenz-Antrag gestellt wurde, begründete das Unternehmen damit, dass der Betriebsrat die Überleitung in ein Transferunternehmen unter Beteiligung der Agentur für Arbeit abgelehnt habe. Dadurch bleibe keine andere Möglichkeit mehr. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft NGG hätten gern die Muttergesellschaft C.Wöllhaf Gastroservice GmbH in sogenannte Durchgriffshaftung genommen, weil dort auch die Gelder gelandet seien, die die Tochter am Flughafen Stuttgart als reine Personalgesellschaft erwirtschaftet habe. Diese Strategie erhofften sie sich zuletzt auch von einem Insolvenzverwalter.

Die Muttergesellschaft wies darauf hin, sie sei mit ihren weiteren Standorten in Berlin, Frankfurt und Köln-Bonn trotz schwieriger Wirtschaftslage durch die Pandemie nicht von der Insolvenz betroffen. Am Flughafen Köln-Bonn, wo die Passagierzahlen deutlich anzögen, suche man zurzeit mehr als 15 Mitarbeiter.