Die Stuttgarter Gründer des Start-ups Proservation konnten durch Crowdinvesting innerhalb von kurzer Zeit viel Geld einsammeln. Wie hat das funktioniert?
Beim Verpackungspreis 2022 wurden die Gründer des Stuttgarter Start-ups Proservation ausgezeichnet in der Kategorie „Neues Material“. Die Alternative zu Styropor aus Getreidespelzen und organischen Bindemitteln hatte die Jury überzeugt. Doch obwohl sie ihr Verpackungsmaterial namens Recou an immer mehr Kunden verkaufen, sind sie noch „extern finanziert“, sagt Nils Bachmann, der in dem Start-up unter anderem für Finanzen zuständig ist.
Die ersten Schritte ihrer Idee finanzierten die Gründer durch ein Exist-Gründungsstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums sowie durch das Förderprogramm „Junge Innovatoren“ vom Land Baden-Württemberg. Zudem erhielten sie Starthilfe von „Business Angels“, also Investoren. 2022 konnten die Schwestern Lisa und Sophia Scherer sowie die Freunde Nils Bachmann und Henning Tschunt dann ihr Start-up gründen. Inzwischen sind sie zu siebt. Im vergangenen Jahr war ihr Umsatz zwar bereits fünfstellig, „aber er trägt uns noch nicht vollständig“, sagt Nils Bachmann.
Investoren erwartet eine hohe Rendite – oder gar nichts
Deshalb setzten sie Anfang 2024 eine Crowdinvesting-Kampagne im Internet auf. Über die Plattform Econeers, bei der man Geld für nachhaltige Projekte investieren kann, konnten sich Interessierte ab 250 Euro an Proservation beteiligen. Dafür bekommen sie bei einer erfolgreichen Entwicklung des Start-ups eine hohe Rendite. Das Risiko: Proservation könnte auch zahlungsunfähig werden, dann gehen sie leer aus.
Die Gründer
haben auf diese Weise innerhalb von zwei Monaten 620 000 Euro an Wagniskapital eingesammelt. Mehr als 450 Investoren hatten sich an der Kampagne beteiligt. Den ursprünglich gewünschten Zielbetrag von 500 000 Euro hatte das Team bereits nach 20 Tagen erreicht.
Neue Anlage soll Start-up finanziell unabhängig machen
Wie erklären sich die Gründer diesen Erfolg? Nils Bachmann spricht von einem „großen Netzwerk, das selbst investiert oder weitererzählt“. Zudem wisse jeder um das Problem, also dass Styropor nicht nachhaltig sei – und sie böten eine „simple, ökologische und innovative Lösung“.
Das gesammelte Geld aus der Crowdinvesting-Kampagne soll in die weitere Skalierung, Automatisierung der Produktionskapazitäten und den Ausbau des Vertriebs investiert werden, heißt es. Die Gründer gehen davon aus, dass die geplante neue Anlage solche Mengen an dem ökologischen Verpackungsmaterial produzieren kann, dass sie sich daraus selbst tragen können.