Intendant Marc-Oliver Hendriks stellt der Corona-Politik keine guten Noten aus. Foto: LICHTGUT/Leif Piechowski/Leif Piechowski

Marc-Oliver Hendriks, Intendant der Stuttgarter Staatstheater, kritisiert die Coronapolitik. Demnächst dürfen die Häuser wieder in einem Modellprojekt öffnen.

Stuttgart - Nach vielen Monaten der Corona-Pause fordert die Leitung der Stuttgarter Staatstheater rationalere Entscheidungen von Politik und Gesellschaft bei einem möglichen neuen Anstieg der Inzidenzen. „Wir müssen lernen aus den vergangenen 15 oder 16 Monaten, wie man mit einer solchen Situation angemessen und verhältnismäßig umgeht, wie man Ursachen analysiert und dann zielgerichtete Maßnahmen ergreift“, sagte der Geschäftsführende Intendant der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks, am Freitag bei der Präsentation des neuen Jahresprogramms in Stuttgart. Davon sei bislang recht wenig zu erleben gewesen, kritisierte er.

„Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir ein hohes Maß an Rationalität in die Diskussion hineinbringen müssen“, sagte er. Die Angst müsse durch Verstand, Betrachtung und eine souveräne Ruhe ersetzt werden. Ein Theaterabend sei eine überdurchschnittlich sichere Veranstaltung, weil zum Beispiel das Opernhaus mit dem Prinzip von Druck, Luftzirkulationen und einem ausgeklügelten Sitzplan arbeite.

Etwa die Hälfte der Plätze erlaubt

Politik und Gesellschaft hätten sich in der Pandemie bei ihren Entscheidungen und ihrem Verhalten sehr oft auf die Sicherheit berufen, sie seien aber auch häufig den leichteren Weg gegangen. „Der differenziertere Weg ist sicherlich die genaue Betrachtung der jeweiligen Risiken, die wir im Alltag erleben“, sagte Hendriks.

Als Modellprojekt dürfen die Staatstheater im Opernhaus derzeit vor 700 statt 1400 Gästen spielen, im Schauspielhaus sind 342 statt 661 Zuschauer erlaubt. Im Modellversuch sollen Besucherlenkung, Hygienekonzepte und Kontaktdatenverfolgung im Infektionsfall erprobt werden.