Nach dem ersten Wahlgang: Heers Plakate werden abgenommen. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Vor einer Woche hat Stuttgarts OB Frank Nopper den Bordellbetreiber John Heer vom Runden Tisch Prostitution ausgeladen. Damit fehle dem Gremium die nötige fachliche Kompetenz, kontert Heer nun.

Stuttgart - Das Potenzial des Stuttgarter Leonhardsviertels weckt das Interesse der unterschiedlichsten Professionen. Der Streit darüber, was dort sein und bleiben darf und was das Leonhardsviertel braucht, schwelt mal mehr, mal weniger öffentlich. Inmitten dieser Diskussion wurde bekannt, dass der Bordellbetreiber John Heer am Runden Tisch Prostitution teilnehmen solle. Auf Anfrage bei Frank Nopper (CDU) teilte der Oberbürgermeister jedoch mit, dass der Runde Tisch Prostitution „nicht das geeignete Forum für den Austausch mit Herrn Heer ist. Das Gespräch mit ihm soll in einem anderen Rahmen fortgeführt werden“.

Heer will „Missstände aufdecken“

„Die Entscheidung des Oberbürgermeisters halte ich für falsch, da die sachliche und fachliche Kompetenz eines legalen Bordellbetreibers am Runden Tisch zwingend erforderlich ist“, kontert nun John Heer. Er hätte den Runden Tisch gern dazu genutzt, „unbequeme Fragen an die Verwaltung zu stellen und Missstände aufzudecken“. Verwundert ist der Betreiber einer Tabledance-Bar und zweier Laufhäuser über diese Entscheidung auch, weil die Teilnahme von Verbänden der Bordellbetreiber und Vertretern von Prostituierten am Runden Tisch Prostitution des Landes kein Tabu sei. Er selbst habe aus der Zeitung von Noppers Entscheidung erfahren: „Bis zum heutigen Tag habe ich weder eine schriftliche noch eine mündliche Absage erhalten. Ich wünsche mir aber ein persönliches Gespräch mit Frank Nopper und Verantwortlichen aus der Verwaltung.“

Bürgerinitiative soll Interessen bündeln

Heer betont, dass er von der Gleichstellungsbeauftragten Ursula Matschke am 18. Februar 2021 eingeladen worden und am 2. September 2021 schriftlich darüber informiert worden sei, dass er künftig an einem der Unterausschüsse teilnehmen werde. Dies war hinter vorgehaltener Hand kritisiert worden, weil man das als Geschenk des Rathauschefs für Heers Unterstützung im OB-Wahlkampf hätte missdeuten können. „Ich finde es sehr befremdlich, dass der Flurfunk im Rathaus indirekt eine Bestechlichkeit des Herrn Nopper in Bezug auf meine Person herleiten möchte. Dieser Flurfunk hat doch einzig das Ziel, künftige sachliche Gespräche zu unterbinden“, sagt John Heer.