Kein anderer Film habe ihn jemals so berührt: Georg Friedrich Prinz von Preußen führt auf der Burg Hohenzollern „Führer und Verführer“ des Stuttgarter Autors Joachim Lang vor – und entsendet vom geschichtsträchtigen Ort ein Signal gegen Rechtsextremismus.
Kennen gelernt hat Georg Friedrich Prinz von Preußen, das Oberhaupt des Hauses Hohenzollern, den Stuttgarter Regisseur und Autor Joachim Lang in Berlin, als dieser seinen Film „Führer und Verführer“ der 103-jährigen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer vorab privat vorführte. Es ist ein schonungsloser Film mit einem ungewohnten Blick auf Hitler und Goebbels – ein Film, der etwas mit den Menschen macht.
Der Ururenkel des letzten deutschen Kaisers verfiel nach der Vorführung in Schockstarre, wusste dann aber, dass er – nicht zuletzt als Kuratoriumsmitglied der Friedländer-Stiftung – alles dafür tun müsse, damit möglichst viele Menschen die Entlarvung der Nazi-Tricks sehen werden. Prinz von Preußen lud Lang dazu ein, den Film auf der Burg Hohenzollern, einem Wahrzeichen des Landes Baden-Württemberg, zu zeigen. Eine besonders intensive Wirkung entfaltet „Führer und Verführer“ am Freitagabend vor über 300 Zuschauern an diesem geschichtsträchtigen Ort.
Für Joachim Lang ist sein überwiegend in der Slowakei gedrehter Film, der die schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte aus der Perspektive der Täter erzählt, ein „Wagnis“ – aber ein „Wagnis“, das unverzichtbar sei. Bei ihm kann man in der Mischung auf Fiktion und Originalbildern den „Lügnern über die Schulter sehen“.
Prinz von Preußen lässt es nicht damit bewenden, dem für ihn sehr wichtigen Film eine Bühne an einem der schönsten Sehenswürdigkeiten des Landes zu geben. Bevor die Leinwand aufleuchtet, spricht er klare Worte gegen Rechtsextremismus. Wer „Führer und Verführer“ sehe, könne erkennen, „dass die eigentliche Gefahr für die Demokratie manchmal gerade besonders dort lauert, wo Menschen scheinbar gesellschaftsfähig wirken – bei Menschen, die in gewisser Hinsicht auch eine erschreckend normale Seite haben“.
Geschockt von der „Banalität des Bösen“
Sehr verstört hat den Miteigentümer der Burg Hohenzollern „auf der einen Seite diese menschenverachtende Ideologie, diese perfide Kaltherzigkeit, Selbstbezogenheit und dieser rücksichtslose Sadismus der NS-Elite“, aber auf der anderen Seite auch die „Banalität des Bösen“. Dem Wunsch von Margot Friedländer, dass jeder Deutsche und jede Deutsche diesen Film sehen sollte, schließt sich der 48-Jährige an.
In den vergangenen Jahren hat sich Georg Friedrich Prinz von Preußen, wie er sagt, „intensiv mit der Aufarbeitung der Geschichte des Hauses Hohenzollern in der NS-Zeit beschäftigt“. Historikerinnen und Historiker hätten „viele neue Erkenntnisse ans Licht gebracht, unter anderem auch nach Forschungsarbeiten im privaten Archiv unserer Familie auf der Burg“. Dabei seien viele Dinge ans Licht gekommen, „die mich regelrecht entsetzt haben“.
Von Burg Hohenzollern soll ein Signal ausgehen, sagt der Hausherr
Deshalb stellt der Hausherr an diesem Abend unmissverständlich klar: „Wer sich dem Rechtsextremismus anbiedert, kann nicht traditionsstiftend für das Haus Hohenzollern sein.“ Als Lehre aus der Geschichte wolle er in seiner Verantwortung als Chef des Hauses Hohenzollern „allen Versuchen entschieden entgegentreten, meine Familie, unsere Vorfahren oder aber auch unsere Symbole für illiberale, demokratiefeindliche oder sogar antisemitische Zwecke zu missbrauchen.“
Damit grenzt sich der Prinz von Preußen – vielleicht gerade auch mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen im Osten – klar von Rechtspopulisten ab, die versuchen, sich auf eine der bedeutendsten Dynastien der deutschen Geschichte zu berufen. Mit der Aufführung von „Führer und Verführer“ solle bewusst ein Signal von der Burg Hohenzollern ausgehen, betont das Oberhaupt des Adelsgeschlechts: Die unmissverständliche Haltung seines Hauses zu den Feinden der Demokratie dürfe nicht in Zweifel gezogen werden.
In Kürze feiert der Regisseur Joachim Lang eine weitere Premiere seines Filmschaffens: Am 20. September wird im Stuttgarter Opernhaus zum ersten Mal sein Film „Cranko“ vor Publikum gezeigt, der im Oktober in die Kinos kommt.
–