Alle Preisträger und Preisträgerinnen mit den Jurymitgliedern und Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Am Donnerstagabend wurden die Gewinnerinnen und Gewinner des Ehrenamtspreises unserer Zeitung und der Volksbank Stuttgart geehrt. Außerdem verlieh die Jury einen Preis für ein Schulprojekt und einen Sonderpreis für herausragendes Engagement.

Die Leserinnen und Leser haben gesprochen. Mit einem deutlichen Votum kürten sie vier Frauen zu Siegerinnen des diesjährigen Ehrenamtspreises Stuttgarter/Stuttgarterin des Jahres. Beim Festakt am Donnerstagabend in der Volksbank Stuttgart wurden die Preise feierlich überreicht. Die drei Erstplatzierten erhalten jeweils eine Anerkennung in Höhe von 3000 Euro. Auch die Gewinner der beiden Jurysonderpreise bekommen jeweils ein Preisgeld in Höhe von 3000 Euro. Die Gesamtsumme von 15 000 Euro spendet die Volksbank Stuttgart.

Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper nannte in seinem Grußwort die Leistung aller, die sich freiwillig für die Gesellschaft einsetzen, beim Namen: „Wir brauchen Sie! Sie sind Glücksfälle!“ Gastgeber und Volksbank-Vorstand Andreas Haas würdigte die Leistung aller Ehrenamtlichen in seiner Begrüßung: „Sie machen Mut, wo andere Angst haben.“

6500 Stimmen gingen bei der Abstimmung ein, und 30,1 Prozent votierten für Sarah Felk, für ihre Trost spendenden Spielsachen und selbst geschneiderte Kinderkleidung für die kleinen Patienten im Kinderkrankenhaus Olgäle. Aus eigener leidvoller Erfahrung kennt die Preisträgerin die schweren Stunden, die Eltern und ihre schwer erkrankten Kinder in der Klinik häufig durchleben. Jurorin Menja Stevenson, Leiterin der Jugendkunstschule, würdigte Felk als einen Menschen, „der unser aller Herzen berührt“. Sie erinnere daran, dass Mitgefühl nicht immer von großen Taten abhängt, sondern davon, wie viel Herz darin steckt.

Ebenfalls um Trost und das Schöpfen von neuem Lebensmut drehen sich die Aktivitäten der zweiten Preisträgerin: Anette Spitzenpfeil brachte die sportlichen „Pink Broncos“ mit ihrem Drachenboot auf den Neckar und hat so eine ganz besondere Art der aktiven, gemeinsamen Bewältigung und Genesung von einer Brustkrebserkrankung ins Leben gerufen. Petra Xayaphoum, die Leiterin des Stadtkind-Büros unserer Zeitung, hob hervor, dass Anette Spitzenpfeil einen Ort geschaffen hat, an dem die Frauen neue Energie schöpfen können: „Mit jedem Paddelschlag kommt Kraft zurück.“

Elka Edelkott und Katja Walterscheid engagieren sich mit ihrem Verein „Just Human“ international für die Einhaltung der Menschenrechte. Ihre Aktivitäten sind vielfältig. Sie betreiben ein Schutzhaus für Frauen und Kinder in Athen, unterstützen LSBTTIQ-Geflüchtete, fördern ein Schutzhaus für Frauen in Südafrika und setzen sich für die Versorgung Schwerkranker in Sierra Leone, einem der ärmsten Länder der Welt in Westafrika, ein. In seiner Laudatio zollte der Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, Joachim Dorfs, den beiden Preisträgerinnen, große Anerkennung: „Es sind harte und beschwerliche Reisen, die sie unternehmen, und auch das Klinkenputzen für Spenden ist nicht einfach.“ Dass Elka Edelkott und Katja Walterscheid ihre gefühlte Ohnmacht in aktive Hilfe gewandelt haben, sei beeindruckend, sagte Dorfs.

Erstmals vergab die Jury einen Sonderpreis für Schulen, um das freiwillige Engagement junger Leute zu würdigen. Gewählt wurde das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ am Friedrich-Eugens-Gymnasium. Im Gespräch mit dem Redakteur und Moderator Jan Sellner berichteten die Schülerinnen und Schüler über ihre Ziele und darüber, wie die Bedeutung ihrer Aktivitäten angesichts des Rechtsrucks in der Gesellschaft auch in Stuttgart gewachsen ist. Sie engagieren sich für Toleranz gegenüber allen Religionen: Dazu gehören Wachsamkeit gegen jede Form von Antisemitismus und eine Gedenkveranstaltung immer am Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November. Auch ein öffentliches Abendessen zum Fastenbrecher der Muslime gehört zu ihren Aktivitäten. Gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine haben sie ebenfalls ein Zeichen gesetzt.

Einsatz für Frieden und Toleranz

Volksbank-Vorstand Andreas Haas zeigte sich in seiner Laudatio beeindruckt vom Einsatz der jungen Menschen in ihrer Freizeit: „Sie zeigen, dass jeder Einzelne Verantwortung für ein respektvolles Miteinander trägt.“ Weil die Schüler aktiv gegen jede Form von Ausgrenzung und Ungerechtigkeit sind, „ können wir von ihnen lernen“.

Die Jury vergab noch einen zweiten Sonderpreis, weil sie den Einsatz von zwei jungen Menschen in der Drogenszene für herausragend erachtet. Nachts in Clubs, im Sommer auf den Festivals: Da ist Stefan Lasse am Infostand der Drogenberatung- und Präventionsstelle Release unterwegs. Für alle Fragen hat er ein offenes Ohr, und er ist dort, wo Drogen im Umlauf sind, um so vor Ort auf die Gefahren hinzuweisen.

Das Café Sub ist ein Treffpunkt, in dem Menschen, die sich in der Drogensubstitution befinden, aufhalten können, ohne erneut in Kontakt mit der Szene zu kommen. Es ist ein geschützter Raum. Auch an den Wochenenden ist es dank Roberta Valera geöffnet. Sie sieht ihr Engagement als aktives Handeln gegen den Drogenkonsum. Die Laudatio für die beiden Preisträger hielt Christoph Reisinger, Chefredakteur der Stuttgarter Nachrichten: „Roberta Valera hört zu in Zeiten, in denen sich die Einsamkeit besonders bleischwer zeigt“, und das Engagement von Stefan Lasse in den Clubs sei wahrhaftig „kein Einsatzraum für Zaghafte“.

Wachsam gegen Drogenkonsum

Für einen festlichen Rahmen sorgten die Jazzsängerin Linda Kyei mit dem Saxofonisten und Klarinettisten Carsten Netz und Andrew Zbik (Schlagzeug). Begleitet von gepflegter Barmusik aus den 1920er Jahren von dem jungen Pianisten Linus David genossen alle Nominierten des Ehrenamtspreises mit ihren Patinnen und Paten sowie weiteren Gästen, darunter Herbert Dachs, Vorsitzender der Geschäftsführung der Medienholding Süd, dieses Fest des Ehrenamts in der Volksbank-Zentrale in Bad Cannstatt.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.stuttgarter-des-jahres.de