Öffentliche Toiletten sind für Männer und Frauen oft räumlich getrennt. Ist das auch in anderen Bereichen sinnvoll? (Symbolbild) Foto: IMAGO/Zoonar/IMAGO/Zoonar.com/Zoonar.com/zoonar/Markus Hötzel

In der Sauna, beim Sport oder auf der Toilette: Manche öffentliche Räume sind für Männer und Frauen getrennt. Ein Bremer Café geht nun einen Schritt weiter. Wie sieht es in Stuttgart aus?

Männerfreie Zonen? In einem Café im Bremer Stadtteil Gröpelingen ist das seit der Neueröffnung vor einigen Wochen der Fall. Denn dort ist der Zutritt nur weiblichen Gästen gestattet. Männer können Kaffee, Kuchen, Eis, Waffeln, Crêpes, Milchshakes und Smoothies to go bestellen, müssen das Café mit Eisdiele dann aber wieder verlassen.

Die Idee für das Frauencafé, das Erste seiner Art in Deutschland, hatten die 18-Jährige Gründerin Sumeja Zumberi und ihre Mutter bei einem Besuch eines Cafés mit demselben Konzept im Kosovo. „Gröpelingen wird als Brennpunkt eingestuft, in Cafés sind vor allem Männer“, sagt Zumberi in einem Beitrag von Radio Bremen. „Hier können Frauen sich wohl fühlen.“

Diskriminierung gegenüber Männern?

Vor Ort scheint das neue Eiscafé gut anzukommen, in den sozialen Medien hagelt es aber auch mächtig Kritik. So mancher sieht sich als Opfer von Diskriminierung, einige befürchten den Anfang einer Gesellschaft in der Männer und Frauen grundsätzlich getrennt voneinander leben.

Kein völlig geschützter Raum

Auch in Stuttgart schaut man eher kritisch auf die Eröffnung des Cafés. „Irgendwie ist es nichts ganzes und nichts halbes“, meint Ingrid Keilbach vom Stuttgarter Frauenkulturzentrum Sarah. „Es ist ja nicht wirklich ein geschützter Raum, wenn Männer trotzdem rein dürfen und es auch einen Außenbereich gibt.“ Im Kulturzentrum sei das anders. „Weil Männer dort wirklich gar keinen Zutritt haben, können Frauen sich bei uns wirklich komplett sicher fühlen“, sagt sie. „Manche trauen sich dann sogar ihr Kopftuch abzunehmen.“

Angst vor Trennung der Geschlechter

Zudem erschließe sich ihr die Notwendigkeit für einen solchen getrennten Raum nicht gänzlich. „In Umkleiden, Saunen oder Duschräumen sind Frauen verletzlicher, daher macht eine Trennung hier Sinn.“ Dass Männer und Frauen grundsätzlich überall hin dürfen findet sie wichtig. „Nicht, dass wir Gefahr laufen, eine Separation zwischen den Geschlechtern einzuführen.“

Dass Frauen über manche Dinge nur sprechen, wenn sie unter sich sind, kann Keilbach wiederum gut verstehen. Auch im Frauenkulturzentrum zeige sich das immer wieder. „Im Rahmen von Informationsveranstaltungen, Filmabenden oder Stammtischen bietet sich oft die Möglichkeit offen über Themen zu sprechen, die man vor Männern nicht ansprechen würde“, sagt sie. „Einerseits geht es um sensible Themen wie beispielsweise Gewalt. Andererseits auch um Erfahrungen, die Männer teilweise einfach nicht gut nachvollziehen können, weil ihre Lebensrealität häufig anders aussieht.“

Das solle nicht heißen dass ein generelles Misstrauen gegenüber Männern herrsche, aber dass diese eben oft anders sozialisiert wurden und manche Probleme daher nicht verstünden, so Keilbach.

Keine Frauen in Barber Shops

Die ganze Diskussion findet die insgesamt unglücklich. „Hier wird auch mit zweierlei Maß gemessen“, meint die Vorstandsfrau des Frauenkulturzentrums. „Es gibt ja auch Orte, wo Frauen der Zutritt verboten ist, wie zum Beispiel in manchen Barber Shops. Auch hier in Stuttgart.“ Das habe bisher schließlich auch keine derartige Diskussion ausgelöst.