Viele Menschen haben sich am Sonntag mit der Ukraine auf dem Schlossplatz solidarisiert. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Die Rede der Ukrainerin Afina berührte am Sonntag auf der Demonstration auf dem Stuttgarter Schlossplatz viele Menschen. Was sie aus ihrer Heimatstadt Mariupol berichtet – zum Nachlesen und -hören.

Stuttgart - „Was denkt ein Kind, das plötzlich in einem Keller, in einem Badezimmer oder einer Metrostation übernachten soll, anstatt friedlich in seinem Bett zu schlafen?“, fragte die Ukrainerin Afina die Menge, die vor ihr steht. Die 34-Jährige lebt in Sindelfingen, stammt aber aus Mariupol, einer derzeit besonders umkämpften Stadt in der Oblast Donezk. Bei der Kundgebung am Sonntagmittag, die Grüne, CDU, SPD und FDP gemeinsam organisiert hatten, hielt sie die wohl bewegendste Rede.

Mit einer schwarzen Mütze auf dem Kopf und einer ukrainisch blau-gelben Fahne über der Schulter las sie ihre Rede vom Handy ab. Offen sprach sie über ihre Gefühle. Sie frage sich immer wieder, ob all das wirklich wahr sein könne. „Meine Mutter übernachtete im Keller“, erzählte sie. Inzwischen sei sie in Richtung Westen geflohen, täglich quäle sie sich mit der Frage, wie es ihr ergeht.

Afina wettert gegen Putin und seine Propaganda

Aber warum das alles? „Für den imperialistischen Wahn eines alten Mannes, der nie genug Macht haben kann“, wetterte Afina. Die Menschen auf dem Schlossplatz applaudierten.

In den vergangenen Jahren sei ihre Heimatstadt aufgeblüht, neue Kinderspielplätze und Straßen gebaut und neue Festivals entstanden, erzählt sie. Nun werde die Stadt in ihrer Entwicklung zurückgeworfen, sagt sie. Viele Menschen in der Stadt stünden inzwischen ohne Wasser und Strom da. Gleichzeitig werde die russische Bevölkerung zur Geisel einer „putinistischen Propaganda“, wie Afina sagte.

Es sei surreal, inzwischen habe die Bevölkerung damit begonnen, Geld für die ukrainische Armee zu sammeln, es gebe eine Art Crowdfunding. Umgerechnet seien bereits mehrere Millionen gespendet worden.

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Am Abend sei sie mit folgenden Gedanken schlafen gegangen: „Ich hoffe, meine Stadt wacht auf, ich hoffe, die Stimme meiner Mutter wird friedlich sein, ich hoffe, dass die ukrainische Armee übersteht.“ Allerdings frage sie sich auch „Wie lange noch?“