Der bisherige Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann (links) und sein Nachfolger Thrasivoulos Malliaras Foto: Lichtgut /Ferdinando Iannone

Thrasivoulos Malliaras (29) wird beim Parteitag im Cannstatter Kursaal mit großer Mehrheit zum neuen Parteichef gewählt. Auch die Riege seiner Stellvertreter setzt sich neu zusammen. Eine Personalfrage sorgt in der Union dennoch für Diskussionen.

Stuttgart - Die Stuttgarter CDU hat ihre Führungsriege nahezu komplett ausgetauscht. Zum neuen Parteichef wählte der Kreisparteitag am Freitagabend im Cannstatter Kursaal den 29-jährigen Thrasivoulos Malliaras. Der frühere Vorsitzende der Jungen Union und heutige Büroleiter von OB Frank Nopper erhielt nur vier Gegenstimmen der 222 stimmberechtigten Mitglieder. Auch seine Stellvertreterriege und weitere Führungspositionen wurden neu gewählt. Doch in der Union ist die angestrebte Geschlossenheit nach dem schlechten Abschneiden bei der Bundestagswahl im September fragil: Das wurde nicht zuletzt beim Auftritt des CDU-Landesvorsitzenden Thomas Strobl vor der Parteibasis deutlich.

Neuer Parteichef: „Man muss sich an der CDU auch reiben können.“

Als das Wahlergebnis feststeht, kann Thrasivoulos Malliaras – von Parteifreunden der Einfachheit halber „Thraso“ genannt – seinen Erfolg kaum fassen. Zuvor hatte er mit einer von Sitzungsleiter und CDU-Bezirksverbandschef Steffen Bilger als „feurig“ charakterisierten Rede die mehr als 200 anwesenden Parteimitglieder auf Geschlossenheit und Zuversicht eingeschworen. „Die CDU ist nicht am Ende, aber wir müssen daran arbeiten, das verlorengegangene Vertrauen in der Bevölkerung zurückzugewinnen“, so der neue Vorsitzende. Die Union brauche wieder ein klares inhaltliches Profil, die Partei müsse „die Fahne der bürgerlichen Werte hochhalten“. Von zu viel Konsens mit der politischen Konkurrenz hält Malliaras nichts: „Man muss sich an der CDU auch reiben können.“

Zu diesem Zeitpunkt hat sein Vorgänger Stefan Kaufmann das Parteitagspodium schon verlassen. In seinem Rückblick auf die zehnjährige Amtszeit hatte Kaufmann, der am 26. September sein Bundestagsmandat im Wahlkreis Stuttgart-Süd verlor und daraufhin seinen Rückzug von der Parteispitze ankündigte, eine gemischte Bilanz seiner Arbeit als Kreischef gezogen. Auf der Habenseite verbucht er die Förderung junger politischer Talente, die paritätische Besetzung der Parteiführung, aber auch den Sieg des CDU-Bewerbers bei der OB-Wahl 2020. Zugleich räumt Kaufmann ein, „die letzten drei Jahre“ sei die zeitaufwendige Parteiarbeit schwierig gewesen. Er kritisiert insbesondere die Gründung der ultrakonservativen Werteunion, die die Richtungsdebatte in der CDU verschärft habe. „Wir brauchen keine konservative Neuorientierung, wir sind die Partei der Mitte“, rief Kaufmann den Parteifreunden zu. Für seine Abschiedsrede spenden ihm die Mitglieder stehend Beifall – auf Vorschlag seines Nachfolgers soll er beim nächsten Parteitag zum Ehrenvorsitzenden gewählt werden.

Ex-Vize Roland Schmid übernimmt den Job des Pressesprechers

Zur bis dato ungetrübten Harmonie auf dem Parteitag trägt auch bei, dass das von Malliaras vorgeschlagene Personaltableau für die anderen wichtigen Vorstandspositionen ohne Gegenkandidaturen bestätigt wird. Zu seinen Stellvertretern werden der Neu-Bundestagsabgeordnete Maximilian Mörseburg sowie die frühere Landtagskandidatin Ruth Schagemann und die Regionalrätin Elisabeth Schick-Ebert gewählt. Der bisherige Vize und Chef der Cannstatter CDU-Bezirksgruppe, Roland Schmid, der mit einer erneuten Kandidatur geliebäugelt hatte, hatte zuvor seine Bereitschaft erklärt, sich mit dem Posten des Pressesprechers zufriedenzugeben. Neue Internetbeauftragte der CDU ist nun Isabelle Weichselgartner, eine Nichte der OB-Gattin Gudrun Weichselgartner-Nopper. Sie obsiegte über ihre Gegenkandidatin Daniela Hildebrand.

Zu ersten Dissonanzen kommt es, als der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl sein Grußwort beendet hat. Gerade erst hatte Strobl bekräftigt, erneut für das Amt kandidieren zu wollen. Er lobt den „großartigen Neuanfang“ im Stuttgarter Kreisverband, freut sich ausdrücklich über die Anwesenheit von rund 250 CDU-Mitglieder und appelliert an die Partei, sich trotz der notwendigen Aufarbeitung der Niederlage bei der Bundestagswahl nicht zu lange mit Personalien und Führungsdebatten aufzuhalten, sondern sich wieder Inhalten zuzuwenden.

Diskussion um Landeschef Strobl: Palmer fordert Unterstützung

Doch dem Sillenbucher Parteiverband ist das zu wenig Selbstkritik. Dessen Vizechef Hendrik Wolff fordert den 61-Jährigen auf, den Weg an der Spitze der Landes-CDU ebenfalls für einen Jüngeren freizumachen und „loszulassen“. Strobl kontert, er könne loslassen, habe trotz eigener Ambitionen zugunsten der früheren Kultusministerin Susanne Eisenmann bei der Landtagswahl 2021 auf die Spitzenkandidatur verzichtet. Der CDU-Ehrenvorsitzende Christoph Palmer geht schließlich für Strobl in die Bütt und erstickt die Personaldebatte im Keim: „Streit ist nicht dazu angetan, dass man uns wählt.“ Strobl brauche Ermutigung für den Erneuerungsprozess der Partei, man möge sich hinter den Landesvorsitzenden stellen.