Die alte Rilling-Sektkellerei am Neckar hat als Standort für ein neues Konzerthaus Konkurrenz erhalten. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Neben dem Rilling-Areal in Bad Cannstatt gibt es weitere Grundstücke, auf denen womöglich gebaut werden könnte. Finanziell ist die neue Konzerthalle aber nicht gesichert.

Das auf dem Gelände der früheren Sektkellerei Rilling geplante Konzertforum in Bad Cannstatt für das Stuttgarter Kammerorchester (SKO) könnte auch auf anderen Flächen gebaut werden. In den nächsten Monaten sollen weitere Grundstücke, die die Stadt über ein Markterkundungsverfahren gefunden hat, auf ihre Eignung hin untersucht werden. Sollte am Ende doch dem Rilling-Areal der Vorzug gegeben werden, will die Stadt das Grundstück vom Unternehmen Trias kaufen.

Stadt bringt eigene Flächen ins Spiel

Kulturbürgermeister Fabian Mayer (CDU) präsentierte am Mittwoch im Verwaltungsausschuss des Gemeinderates das Ergebnis der Markterkundung. Neben dem Rilling-Areal am Neckar gibt es ein privates Flächenangebot entlang der Pragstraße in der Nähe des Wizemann-Areals. Außerdem hat die Stadt selbst den heutigen Standort der Kfz-Zulassungsstelle in Feuerbach (Krailenshaldenstraße, die Zulassungsstelle zieht in ein Gebäude am Löwentor) ins Spiel gebracht, dazu das alte Stadtbad in Bad Cannstatt, neben dem auch ein Parkplatz überbaut werden könnte. Ebenfalls im Rennen ist die Q 20 genannte Brachfläche im Neubaugebiet Neckarpark in Bad Cannstatt an der Ecke Mercedes-/Benzstraße. Dieses Grundstück wurde 2020 von der Stadt für mindestens 14,2 Millionen Euro an das Unternehmen Fay (Mannheim) verkauft. Es will unter dem Projektnamen Cannion einen gemischt genutzten Neubau mit Hotel, Handel und Gastronomie auf 8400 Quadratmeter Grundfläche hochziehen – wenn sich denn genügend Mieter finden lassen würden. Ein Verkauf sei aktuell keine Option, hat ein Fay-Geschäftsführer unsere Zeitung jüngst wissen lassen. Im Ausschuss hieß es am Mittwoch, die Stadt habe eine Rückkaufoption.

Vergleichbarkeit noch nicht gegeben

Insgesamt habe es fünf private Grundstücksangebote gegeben, so Mayer. Die Flächen liegen dem Vernehmen nach in Außenstadtbezirken. Um die Angebote vergleichbar zu machen, sollen Bewertungskriterien entwickelt werden. „Wir erstellen eine Matrix für den Abwägungsprozess und kommen in drei Wochen wieder“, so Mayer gegenüber dem Ausschuss.

Finanzierung völlig ungeklärt

Das Konzertforum fand Ende 2023 nicht in den Doppelhaushalt 2024/2025, eine Grobschätzung nennt 100 bis 120 Millionen Euro als Investitionssumme am Standort Rilling-Areal. Es stehe in Konkurrenz zu Kulturprojekten wie dem Haus für Film und Medien (in der Esslinger Straße neben dem Breuninger-Parkhaus, dafür existiert ein Projekt-, aber noch kein Baubeschluss) und der Sanierung und dem Ausbau der Villa Berg, so Marcel Roth für die Grünen. Die Pläne müssten weiterverfolgt werden, um sich alle Möglichkeiten offenzuhalten, so Roth, die Gretchenfrage sei aber, ob das Konzertforum in die Prioritätenliste für den nächsten Doppelhaushalt finde.

Die CDU favorisiert laut Sprecher Jürgen Sauer den Standort Rilling-Areal. Die Fläche solle von der Stadt erworben, der Bau dann per Generalübernehmer-Verfahren ausgeschrieben werden. Auch die SPD, die Freien Wähler und die FDP wollen die Planungen für das Konzertforum fortsetzen.

Gegner fordern Wohnungsbau

Die Gruppe Puls hatte bereits gegen die Markterkundung votiert. An der Ablehnung ändere sich nichts, so Thorsten Puttenat, denn im Kulturbereich stünden zu viele Projekte auf dem Prüfstand. Die Stadt müsse fördern, was nötig sei, zum Beispiel Wohnraum, „aber kein Konzertforum, das hat keine Priorität“, so Johanna Tiarks für die Fraktion SÖS/Linke-Plus. Dem schloss sich Thomas Rosspacher für die AfD an.