Zwei Vertreter (Hannah Rebekka Ehlers, Jörg Pauly) und eine raffinierte Frau Knöpfle (Susanne Heydenreich) Foto: Schauspielbühnen

Wie manipuliert man seinen Mitmenschen und zwingt sie elegant zu ihrem Glück? In der Komödie „Frau Knöpfle kann’s nicht lassen“ erfährt man mehr als das.

An Gesellschaft fehlt es ihr eigentlich nicht. Jeden Morgen trifft Frau Knöpfle ihre Freundinnen im Café und ehrenamtlich engagiert sie sich zudem. Trotzdem scheint ihr nach der Rente etwas zu fehlen. Also lädt sie Vertreter zu sich ein, Verkäufer für gepflasterte Hauseinfahrten oder Fotovoltaikanlagen. Tom vertreibt elektrobetriebene Garagentore. Dass er auch heute kein Tor verkaufen wird, ist ihm schon klar, als er bei Frau Knöpfle vor der Tür steht. Denn sie hat keine Garage – und nicht einmal ein Auto.

Das Setting des neuen Stücks in der Komödie im Marquardt klingt existenzieller als es ist. Denn Frau Knöpfle, die Hauptfigur in „Frau Knöpfle kann’s nicht lassen“ ist keineswegs alt und einsam, sondern hat einfach nur gern Menschen um sich – junge Leute, die sie verkuppeln kann, Väter, die sie auf den rechten Weg bringt. Und eben auch Vertreter, denen sie Tipps geben will, wie sie erfolgreicher werden können. Die mag allerdings nicht jeder hören. Tom zumindest will nur weg – eigentlich.

Es gibt keinen Grund, dass auf der Bühne auch geschwäbelt wird

Es ist ein vollständig harmloses Stück, das der Amerikaner Sam Bobrick geschrieben hat und in der Inszenierung in der Komödie im Marquardt angeblich in Stuttgart spielt, weshalb Susanne Heydenreich in der Rolle der Frau Knöpfle schwäbeln muss, was immerhin für einige Pointen sorgt, vor allem wenn sie über den Ex von Kira schimpft, die auf ihrem Sofa sitzt – heulend, statt im Geschäftsgespräch. Ihr Ex sei eben ein „Granatensenfdackel“, weiß Frau Knöpfle und beschwatzt Kira, bei ihr einzuziehen.

Früher hätte man solche Frauen Kupplerin genannt, denn Frau Knöpfle zieht so unverschämt Strippen, manipuliert, verführt mit „schwäbischen Tapas“ und drängt ihre Besucher mit allen Tricks zum Glück. Nach dem Motto: „Meine Absicht ist ausschließlich altruistisch.“ Man ahnt von Beginn an, dass sie ihren Kopf durchsetzen wird.

Schauplatz ist das Wohnzimmer der Frau Knöpfle (das man so ähnlich schon in vielen Stücken der Komödie im Marquardt gesehen hat). Auch wenn die Bühnenbildnerin Vesna Hiltmann Susanne Heydenreich in recht altbackene Garderobe gesteckt hat, ist diese muntere Seniorin alles andere als ein Hausmütterchen, sondern hat sich in der Jugend ausgetobt und manchen Joint gepafft und ist nicht auf den Mund gefallen. Schauspielerisch harmoniert das Team gut, Jörg Pauly und Hanna Rebekka Ehlers, die hier verkuppelt werden sollen, sind präsent und erfrischend. Sie schwäbeln nicht, obwohl dieser Tom angeblich aus Hirlingen kommt.

Harmlos, aber unterhaltsam

Trotz solcherlei Unschärfen ist die Inszenierung von Karin Eppler rund und arbeitet mit manchem Running Gag – sodass die Besucher immer wieder gute Miene zur viel zu sauren Rhabarberschorle der Frau Knöpfle machen, die angeblich bei allen immer gut ankomme. Gut ist, dass das Stück im zweiten Teil doch allerhand unerwartete Wendungen nimmt – und Kiras Papa (Andreas Klaue) die Runde aufmischt. Er ist ein aufgeblasener Banker, der herumschwadroniert „Männer wie ich sind heutzutage eine Rarität.“

Der Höhepunkt ist aber der Besuch von Hr. Kaiser (Marius Hubel), dem besten Verkäufer der Welt. Und tatsächlich, es ist fulminant, wie wortgewandt und raffiniert er zur Schau stellt, was einen wirklich guten Vertreter ausmacht. Da würde vermutlich selbst Frau Knöpfle ein Garagentor kaufen für ihre nicht vorhandene Garage.

Vorstellungen bis 17.11. von Mittwoch bis Sonntag