Nicht nur am Nordpol, auch in Stuttgart ist es weihnachtlich. Hier bei Merz & Benzing klassisch in rot und grün. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Wieder kein Weihnachtsmarkt: Die Stuttgarter machen es sich dafür im zweiten Corona-Winter daheim besonders schön. Wie der Handel darauf reagiert.

Stuttgart - Eigentlich könnte Thomas Breuninger vom Haushaltswarenhändler Tritschler am Marktplatz zufrieden sein. Die Bons seien im Schnitt im Vergleich zum ersten Coronajahr 2020 nochmals leicht gestiegen, sagt der Geschäftsführer. Das heißt übersetzt: Die Kunden kaufen mehr Weihnachtsdeko als im vorigen Jahr, und damit setzt sich der Trend fort, es sich zuhause besonders schön zu machen.

Aber, und das bestätigt auch Martin Benzing vom Einrichtungshaus Merz & Benzing ein paar Meter weiter, die Kundenfrequenz ist im Vergleich zum Vorjahr nochmals gesunken. Den Läden in der Innenstadt fehlen nicht nur die Schweizer Touristen sondern auch die Gäste aus dem weiteren Umland, die den Weihnachtsmarktbesuch vor Corona mit einem Stadtbummel verbunden haben.

Kunden, die gezielt kommen, kaufen mehr

Die spontanen Einkäufer blieben aus, so deutet Thomas Breuninger die Lage, dafür kauften diejenigen mehr, die gezielt kommen. Besonderen Wert legten die Kunden auch bei der Weihnachtsdeko auf gute, nachhaltige Produkte, sprich auf Haltbarkeit und Herkunft. Bei den Dekorationsartikeln sei man gut bevorratet, so der Tritschler-Chef – anders sehe es bei einigen Messer-Modellen aus und bei bestimmten mundgeblasenen Gläsern aus Österreich. Hier habe sich die Lieferzeit von wenigen Wochen auf bis zu neun Monaten verlängert, weil die Manufakturen wegen der Abstandsregeln ihren Betrieb hätten reduzieren müssen.

Gold für den Wohlfühleffekt

Die goldenen Christbaumkugeln im Stammhaus des Livestyle-Unternehmens Breuninger sind zum Glück nicht mundgeblasen. Sie sind dieses Jahr das Symbol der Weihnachtsdeko unter dem Motto „Magische Momente“. Das Gold solle in der dunklen Jahreszeit einen besonderen Wohlfühleffekt kreieren, sagt Joachim Aisenbrey, der Geschäftsführer von Breuninger Stuttgart. Trotz der schwierigen und sich ständig ändernden Rahmenbedingungen habe man im Haus das Gefühl, „dass für unsere Kundinnen und Kunden das Thema Weihnachten besonders wichtig ist und sie eher das Motto verfolgen: ,Je mehr, desto besser’.“

Laut Aisenbrey werden die Deko-Artikel wie auch die Geschenkideen sehr gut angenommen. Der Nachschub ist offenbar kein Problem; der Geschäftsführer spricht von „ausgezeichneten Auslieferungsquoten“ seitens der Lieferanten, und zwar für die komplette Herbst/Winter-Saison 2021“.

Mit der Bahn statt mit dem Schiff

Und wie ist das Bild außerhalb der Innenstadt? Die „heiß begehrten Lichterketten“ und andere Dekoartikel für die Adventszeit seien rechtzeitig da gewesen, heißt es beim Baumarkt Hornbach. „Doch sie mussten diesmal zum Teil andere Wege nehmen“, erklärt der Unternehmenssprecher Florian Preuß. Nachdem sich abgezeichnet habe, dass viele Artikel aufgrund verzögerter Produktion und Staus in den Häfen nicht rechtzeitig ankommen würden, habe man umgesteuert. „Die Artikel sind nun mit der transsibirischen Eisenbahn einmal quer durch Russland zu uns gekommen – und nicht wie üblich auf dem Containerschiff.“

Restbestände aus 2020

Damit erreiche man auch in der aktuellen Ausnahmesituation eine Lieferquote von 95 Prozent, betont der Unternehmenssprecher. Somit dürfte in den fünf Hornbach-Märkten in der Region Stuttgart selbst nach den beiden traditionell starken Adventssamstagen noch genug Ware verfügbar sein, um dem Christbaum dieses Jahr einen komplett neuen Look zu verpassen.

„Wir stellen im Vergleich zum Vorjahr eine leicht erhöhte Nachfrage an Weihnachtsdekoration fest, auch im Raum Stuttgart in unseren beiden Globus-Baumärkten. Wir haben aktuell ausreichend Ware auf Lager“, ist die Antwort der Pressestelle des Unternehmens auf unsere Anfrage. „Die Leute machen es sich diesmal zuhause besonders schön“, lautet die Erkenntnis im Globus-Baumarkt in Weinstadt. Anders als etwa beim Raummeter Buchenholz sei man mit Weihnachtsdekoration gut eingedeckt – weil man vorgesorgt habe und außerdem noch auf Bestände vom vorigen Jahr zurückgreifen konnte. Zur Erinnerung: der Lockdown 2020 begann am 16. Dezember.