Mit dem Eiweiß aus Fleisch versorgen die Wespen ihre Brut. Foto: dpa/Jens Kalaene

Derzeit sind besonders viele Wespen unterwegs – auch in Stuttgart. Und sie befinden sich in einer Stresssituation.

Eis, Kuchen oder die Grillwurst lassen sich momentan nicht im Freien genießen, ohne dass man von Wespen umschwärmt wird. Von den schwarz-gelben Plagegeistern scheinen nun besonders viele unterwegs zu sein. „Im August erreicht das Wespenvolk seine maximale Größe“, bestätigt Martin Klatt, Artenschutz-Experte beim Naturschutzbund, den Eindruck. Im Vergleich zum vorherigen Jahr gibt es dieses Jahr deutlich mehr Wespen. Das liegt an den für die Insekten ausgesprochen günstigen Bedingungen im trockenen Frühjahr.

Die Hitze und Trockenheit derzeit in Stuttgart macht den Wespen allerdings zu schaffen. Viele Wespenvölker sind Anfang August noch damit beschäftigt, ihre letzte Brut zu versorgen. Diese könnte durch die Hitze schlimmstenfalls getötet werden. Die Arbeiterinnen müssen den Larven deshalb Luft zufächeln, was für die selbst anstrengend ist. „Sie benötigen Wasser – und die aktuelle Trockenheit versetzt sie in eine Stresssituation“, sagt Klatt.

Fleisch wird für die Brut benötigt, Zucker für die Arbeiterinnen selbst

Gleichzeitig beginnt mit dem Ende der Lindenblüte die Mangelzeit und die Brut muss versorgt werden – und zwar mit Eiweiß. Die Arbeiterinnen schwärmen aus, um Fliegen, Blattläuse, Raupen und andere Insekten sowie deren Larven zu jagen, aber sie statten auch mal dem Grillfest einen Besuch ab, um sich mit Fleisch zu versorgen.

Spätestens Ende August ist die Aufzucht der Wespenbrut dann abgeschlossen – nun müssen sich die Arbeiterinnen nur noch selbst versorgen. „Für sich brauchen die Wespen Zucker, sozusagen als Treibstoff“, sagt Klatt. Sie stürzen sich auf alles Süße – wie reifes Obst, Eis oder Säfte. Die Zahl der Wespen nimmt dann wieder ab, denn die Fliegerei fordert ihren Tribut. Manche sterben aus Erschöpfung, besonders bei hohen Temperaturen. Spätestens im Herbst, wenn der erste Frost einsetzt, sterben auch die letzten Artgenossen und schließlich die Königin. Aus der letzten Brutgeneration entwickeln sich neue Jungköniginnen, die den Winter überleben und im Frühling ein neues Wespenvolk gründen.

Wer sich und sein Essen vor den Wespen schützen will, sollte Ruhe bewahren und die Insekten keinesfalls anpusten, da das im Atem enthaltene Kohlendioxid sie alarmiert und in Angriffshaltung versetzt. Statt dessen kann man die Tiere vorsichtig wegschieben oder eine alternative Futterquelle wie zum Beispiel Zuckerwasser oder reife Weintrauben einige Meter entfernt aufstellen. Ein Hausmittel gegen Wespen ist abbrennendes Kaffeepulver. Der Rauch vertreibt ebenfalls die Störenfriede. Auch Wasser aus einem Zerstäuber zu versprühen, kann helfen.