Mit einem Wohnmobil verschleppen die beiden Männer die 47-Jährige in einen Wald im Elsass. Foto: dpa

Die Beziehung liegt in Trümmern, da fasst der Mann wohl einen Plan: Er entführt seine Ex-Freundin und hält sie eine Woche lang in seiner Gewalt, da sind sich die Ermittler sicher. Nun sitzt der mutmaßliche Kidnapper mit seinem Komplizen auf der Stuttgarter Anklagebank.

Stuttgart - Am Ende wurde ihnen der Durst zum Verhängnis. Denn nach einer tagelangen Entführung aus dem Rems-Murr-Kreis bis ins Elsass fiel einer der beiden mutmaßlichen Kidnapper ausgerechnet beim Wasserkaufen auf. Die Polizei verfolgte ihn, schlug am Zelt des Duos in einem Waldstück zu und befreite die Geisel. Das Ende eines Martyriums für die Frau.

Ihr früherer Partner und sein deutlich jüngerer Komplize sitzen nun von Donnerstag an (9 Uhr) und bis mindestens Ende Juli in Stuttgart auf der Anklagebank des Landgerichts. Der Prozess gegen die beiden Männer könnte auch ein wenig Licht hinter das Motiv für die Geiselnahme bringen, das bislang nur vermutet wird.

Täter und Opfer müssen zu Fuß fliehen

Die beiden Männer sollen die damals 47-jährige Frau – eine frühere Partnerin des mutmaßlichen Drahtziehers und Mutter eines gemeinsamen Kindes – Anfang Juni vergangenen Jahres in Aspach (Rems-Murr-Kreis) entführt haben. Die Pflegerin hatte sich bis zu ihrer Entführung um eine Frau gekümmert – und war nach einer Pause nicht zurückgekehrt. Sie wurde nach Angaben der Ermittler nicht ins gemeinsame Heimatland Polen verschleppt, vielmehr setzten sich die beiden mutmaßlichen Täter mit ihrem Opfer und einem Wohnmobil ins deutsch-französische Grenzgebiet ab.

Wenige Tage später wurde der Wagen festgefahren und verlassen in einem Wald bei Straßburg gefunden, die Flucht soll von dort zu Fuß fortgesetzt worden sein. In der Region wurden die heute 52 Jahre und 24 Jahre alten Männer damals gleich mehrfach von Zeugen gesehen, sie tappten sogar in die Wildkamera eines Jägers. Nach einer einwöchigen Suche alarmierte ein Zeuge erneut die Polizei, die sich auf die Lauer legte, einen der beiden Männer entdeckte und schließlich in einem Wald bei Hagenau südlich von Straßburg erfolgreich zugriff.

Mögliches Motiv: Liebeskummer

Die Tat soll der ältere Angeklagte detailliert geplant haben. „Es deutet nichts auf eine Kurzschlusstat hin“, hatte der Aalener Polizeisprecher nach dem Fahndungserfolg gesagt. „Der Mann hat sich im Vorfeld entsprechend schlau gemacht und ist dann erst nach Deutschland eingereist.“ Unklar bleibt, was der Mann mit seiner Tat erreichen wollte. Lösegeld hatte er nicht verlangt.

So bleibt als mögliches Motiv Liebeskummer, vielleicht auch Rache. Denn die Frau hatte sich getrennt, am Tag ihres Verschwindens soll die damals 47-Jährige ein Treffen mit dem Mann geplant haben. „Der Mann hat wahrscheinlich die Trennung nicht akzeptiert“, hatte seinerzeit ein Polizeisprecher in Aalen gesagt.