Der Geschäftsführende Schulleiter Felix Winkler sorgt sich um die Fachschulen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Ein Drittel der Klassen an den Fachschulen seien gefährdet, so der Geschäftsführende Schulleiter, Felix Winkler. Angesichts der wirtschaftlichen Umwälzungen wären Schließungen fatal.

Welche Berufswahl ist die richtige? Die wirtschaftlichen Umwälzungen und die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz machen die Antwort schwieriger für junge Menschen. „Der Arbeitsmarkt ändert sich dramatisch“, sagt auch der Geschäftsführende Schulleiter der beruflichen Schulen, Felix Winkler. Er ist davon überzeugt, dass eine Ausbildung aktuell die sicherere Wahl ist und hofft, dass diese Einsicht endlich auch bei den Eltern einzieht, die ihren Nachwuchs bisher vor allem Richtung Abitur und Studium drängen. Doch bisher zeichnet sich an den beruflichen Schulen noch keine Trendwende ab. Vor allem die Entwicklung an den Fachschulen macht Winkler „große Sorgen“.

Eine Fachschule wird von denen besucht, die nach der Ausbildung Karriere machen wollen. Sie können dort entweder ihren einjährigen Meister machen, in zwei Jahren den Techniker oder auch in zwei Jahren einen Betriebsmanager, um selbst einen Betrieb führen zu können. Weil es Fachschulen für viele Berufe oft nur an einem Standort bundesweit gibt, ist das Einzugsgebiet groß.

400 Plätze an Fachschulen gefährdet

Doch immer weniger Gesellen schlagen diesen Weg ein. Vor 15 Jahren, im Schuljahr 2010/11, hätten noch knapp 2600 Schülerinnen und Schüler eine Fachschule besucht, aktuell seien es 1402, also rund 1200 weniger. Der Tiefpunkt sei im Schuljahr 2024/25 erreicht worden – 1384 Fachschülerinnen und Fachschüler wies da seine Statistik aus. Aktuell sei ein Drittel der Klassen in Fachschulen akut gefährdet. Das seien rund 400 Plätze. Einige Fachschulen haben schon reagiert und bieten nur noch alle zwei oder wie die Fachschule für Drucktechnik sogar nur alle drei Jahre eine Klasse an. Aber Winkler fürchtet, dass Fachschulen geschlossen werden. Damit gehe nicht nur viel Wissen verloren. „Dann fehlt die Aufstiegsmöglichkeit nach der Ausbildung.“ Das wiederum mache die jeweilige Ausbildung weniger attraktiv.

Der Schulleiter hat zwar die Hoffnung, dass sich wegen der aktuellen Umbrüche in der Wirtschaft wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung entscheiden, weil die wenigsten Tätigkeiten im Handwerk zum Beispiel von einer künstlichen Intelligenz übernommen werden können. Aber bis die heutigen Auszubildenden in den Fachschulen landeten, dauere es. Da gelte es, eine Durststrecke zu überstehen, und er appelliert auch an das Land, hier nicht voreilig zu entscheiden. Auch an die Gymnasien richtet der Schulleiter einen Wunsch: Sie sollten mehr Berufsorientierung ermöglichen und mehr über Ausbildungsmöglichkeiten informieren.

Ausbildung und Weiterbildung

Ausbildung
In Deutschland ist man stolz auf die duale Ausbildung. Diese heißt deshalb so, weil die Ausbildung an zwei Lernorten stattfindet: nicht nur im Betrieb, sondern auch in der Berufsschule. Es gibt rund 330 anerkannte Ausbildungsberufe. Die Ausbildungsdauer variiert, beträgt aber in der Regel zwischen zwei und drei Jahren.

Fachschule
Eine Fachschule richtet sich an Berufstätige mit abgeschlossener Berufsausbildung, es gibt ein- und zweijährige Fachschulen. Laut dem Kultusministerium bieten Fachschulen die „Möglichkeit, sich auf eine Tätigkeit im mittleren Management vorzubereiten oder sich für die berufliche Selbstständigkeit zu qualifizieren“.