1905 ist diese Weihnachtskarte vom Schlossplatz verschickt worden. Foto: Sammlung:

Die 1905 versandte Grußkarte zeigt den Weihnachtsmann bei der Arbeit auf dem Schlossplatz. Darauf sind die Hügel schneebedeckt – Häuser in der Halbhöhe sind nicht zu sehen. Früher war Weihnachtspost mit regionalen Ansichten sehr beliebt.

Fröhlich sieht der Weihnachtsmann nicht gerade aus, der auf dem Schlossplatz seiner Arbeit nachgeht. Gut, der grimmige Bartträger steckt im Stress im Advent. Damals war er noch zu Fuß unterwegs. Von einem Schlitten, mit dem Sankt Nikolaus durch die Lüfte schweben können, ist auf der über 100 Jahre alten Zeichnung nichts zu sehen.

1905 ist diese Karte vom Schlossplatz „gelaufen“, wie Sammler sagen. Im Internetforum unseres Stuttgart-Albums haben viele User Freude daran. Was vielen auffällt: Damals stand der Musikpavillon nicht am Rande des Schlossplatzes in Richtung Königsbau, sondern zwischen Neuem Schloss und Jubiläumssäule. Kommentator Lee Kienle bemerkt auf gut Schwäbisch: „Am Hang wohnt koiner. Ond Schnee isch au ned gräumt.“ Hat etwa keiner die Kehrwoche gemacht? Mit der Bebauung von Stuttgarts Hügeln ist um 1900 begonnen worden.

Weihnachtskarten haben eine große  Tradition. Lange vor WhatsApp und Instagram verschickten unsere Vorfahren gern mit der Post Motive aus der eigenen Stadt, mit all dem, worauf sie stolz sind.

Diese Karte vom Stuttgarter Marktplatz ist 1898 verschickt worden. Foto: Sammlung Wolfgang Müller

Schneebedeckt sind die Dächer am Stuttgarter Marktplatz, wie eine weitere Weihnachtskarte zeigt. In dieser winterlichen Idylle sieht man einen Kutscher mit seinem Pferd – ist dies erneut der Weihnachtsmann? Im Dezember 1898 ist diese Karte mit der Aufschrift „Fröhliche Weihnachten!“ verschickt worden. „Merry Christmas“ hat damals niemand gewünscht. Dieses Last Christmas liegt 126 Jahre zurück.

Weihnachtsgrüße per Post sind in digitalen Zeiten deutlich zurückgegangen, aber nicht ausgestorben. Man schätzt die Sorgfalt und die Zeit, die sich jemanden nimmt, um ein paar persönliche Zeilen an die Lieben zu schreiben. Dies ist für viele wertvoller als eine Rundmail, die man an alle Personen seiner Kontaktliste mit wenigen Klicks verschickt.

Immer mehr regionale Motive kamen hinzu

Angefangen hat die Tradition der Weihnachtsgrüße in England Mitte des 19. Jahrhunderts. Sir Henry Cole, ein viktorianischer Gelehrter, beauftragte den Illustrator John Callcot Horsley 1843, eine Weihnachtskarte herzustellen. Ende des 19. Jahrhunderts war die Produktion mit besonderen Motiven zum Fest ein gutes Geschäft für Künstler, Schriftsteller, Drucker und Graveure.

Zu den üblichen Ansichten mit Weihnachtsmann, Tannenzweigen und Kerzen gesellten sich Jahre später in Deutschland Karten mit regionaler Note. Wer zu Weihnachten aus Stuttgart grüßen wollte, war stolz, wenn er Besonderheiten seiner Heimat verschicken konnte. Grußkarten, die vorn beschrieben sind, also auf der Bildseite, sind meist vor 1905 erschienen. Bis zu diesem Jahr gehörte nämlich die Rückseite allein der Adresse.

Was auch schön ist: Man schickt in seinen digitalen Nachrichten alte Weihnachtsgrüße etwa auf den Fotoschätzen des Stuttgart-Albums, versehen mit einer persönlichen Botschaft.

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