Einfahrtsrampe nur für Radler: In Tübingen gibt es seit 2023 ein Fahrradparkhaus direkt am Hauptbahnhof. Foto: Imago/Arnulf Hettrich

Was wird der neue Stuttgarter Hauptbahnhof für Radpendler bieten? Noch ist das Konzept nicht spruchreif. Klar ist aber: So etwas wie die Tübinger 2023 bekommen haben, wird es nicht geben.

Es soll einen Abschiedsausflug nach Tübingen gegeben haben. Kurz bevor die Stuttgarter Radbeauftragte Éva Ádám die Stadt im Juli 2023 verlassen hat. Sie hatte gekündigt. In Tübingen am Hauptbahnhof soll sie sich mit Kolleginnen und Kollegen angeschaut haben, wie die Zukunft des Radfahrens aussehen kann. Zu sehen bekamen sie Dinge, von denen die Stuttgarter nur träumen können. Nun gilt Tübingen seit jeher als Fahrradstadt und Stuttgart noch viel länger als Wiege des Automobils. Zudem ist die Landeshauptstadt fast siebenmal größer und hat seit Jahren eine Großbaustelle am Hauptbahnhof. Wer hier mit dem Rad ankommt, um auf die Bahn umzusteigen, muss genau wissen, wo er sein Fahrrad los wird.

Stuttgart 21: Was ist für Radler geplant?

Bleibt die Frage, wie sich die Situation am neuen Hauptbahnhof für Radler verändern wird. Was ist geplant für Fahrradpendler im Rahmen von Stuttgart 21? Im Radverkehrsbericht für 2023 stand, das Stadtplanungsamt arbeite an einem Konzept, das Anfang 2024 fertig sein sollte. Nun ist Ende 2024, doch das Konzept ist noch nicht spruchreif, wie eine Nachfrage bei der Stadt ergibt. „Es ist geplant, das Konzept mit allen Inhalten Ende des Jahres 2024 oder Anfang des Jahres 2025 öffentlich im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik des Gemeinderates vorzustellen“, sagt Oliver Hillinger, Sprecher der Stadt.

Insgesamt rund 1000 Stellplätze gibt es in dem Radparkhaus in Tübingen. Foto: Judith A. Sägesser

Die Gemengelage ist offenbar nicht einfach, Bahn und Land reden bei den Flächen mit. „Mit beiden Beteiligten muss verhandelt werden“, sagt Hillinger. Und auch die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) ist mit im Boot. Mit den SSB spreche die Stadt über die Klettpassage. „Es wird eine Machbarkeitsstudie zur Prüfung einer Fahrradgarage im östlichen Teil der Passage, am Platz am Turm, erarbeitet“, so der Sprecher der Stadt.

Was die Stadt bereits sagen kann, ist, wie viele Abstellplätze es am neuen Hauptbahnhof insgesamt braucht: „Die Zielzahl liegt für den langfristigen Endzustand bei circa 3000 Radabstellplätzen.“ Sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige, wie der Sprecher sagt.

Hauptbahnhof Tübingen mit neuem Herzstück

Am Tübinger Hauptbahnhof bringt man es zwar nicht auf 3000 Plätze für Räder, wohl aber auf 2000. Herzstück ist das noch recht neue Fahrradparkhaus am umgestalteten Busbahnhof, eröffnet im Sommer 2023. Nach Vorbildern in den Niederlanden und Dänemark ist hier eine Tiefgarage mit rund 1000 Plätzen entstanden, zwei Drittel davon kostenlos und videoüberwacht mit unkompliziertem Zugang zum Bahnhof. Bereits 2021 wurde der Radexpress eröffnet, darin befinden sich 300 kostenlose, videoüberwachte Plätze in Gleisnähe.

In Stuttgart gibt es bisher kein Radparkhaus, und auch keine Plätze zum unentgeltlichen, kameraüberwachten Abstellen. Es gibt an bisher vier Orten sogenannte Fahrradgaragen, die eher Radboxen sind; in ihnen kann man sein Rad für einen Euro am Tag unterbringen. Rund um den Hauptbahnhof sind das zwei Stück mit insgesamt 160 Plätzen, weitere an der Paulinenbrücke, der Hasenbergstraße – und in Planung.