Gleise des alten Güterbahnhofs in Untertürkheim werden herausgerissen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Der vorletzte Abschnitt von Stuttgart 21 wird in Untertürkheim in Angriff genommen. Auch die Klagen gegen den Abstellbahnhof können daran nichts ändern.

Eines der langwierigsten Planungskapitels bei Stuttgart 21 ist zu Ende. Seit Montag laufen die ersten Arbeiten für den Abstellbahnhof in Untertürkheim. Die Bahn hatte mehrere Anläufe genommen, für die Anlage eine Baugenehmigung zu bekommen. Die hat das Eisenbahn-Bundesamt im Dezember vergangenen Jahres erteilt. Auch die dagegen erhobenen Klagen bremsen das Vorhaben nicht. Damit ist der vorletzte der acht Abschnitte von Stuttgart 21 in Bau. Die Anbindung der Gäubahn an den Flughafen fehlt weiterhin.

Lange Hängepartie geht zu Ende

Christian Fischer ist die Erleichterung beim Blick auf die ersten Baggerbewegungen auf dem weitläufigen Areal in Untertürkheim anzumerken. „Die lange Planungs- und Genehmigungszeit war zermürbend“, sagt der bei der Bahn unter anderem für den Abstellbahnhof zuständige Abschnittsleiter. Die lange Hängepartie habe auch zum einen oder anderen Abgang im Team geführt. „Gut, dass es jetzt wirklich losgeht“, sagt Fischer.

Das dürfte auch mit Blick auf den Terminplan gelten. In weniger als drei Jahren soll die Anlage fertig sein, wenn Stuttgart 21, wie derzeit behauptet, im Dezember 2025 in Betrieb geht. Bis dahin ist eine Menge zu machen. Zunächst wollen die Überreste des alten Untertürkheimer Güterbahnhofs auf dem 120 000 Quadratmeter großen Areal beseitigt sein. 13 Kilometer Gleise, die längst vom Grün überwuchert sind, werden herausgerissen, in kurze Stücke geschnitten und entsorgt. Sie ruhten bislang auf 70 000 Tonnen Schotter, die ebenso abtransportiert werden wie 98 000 Tonnen Erdreich. Beides soll vor Ort auf Eisenbahnwaggons verladen und über die Schiene abgefahren werden. Das schone die Anwohner, betont Fischer. Aus deren Reihen gab es es nicht wenige Bedenken, was zuerst den Bau- und später den Betriebslärm angeht. Der könnte zum Beispiel von der sogenannten Innenreinigungsanlage ausgehen, zwei überdachten Bahnsteigkanten, an denen Züge für ihre anstehenden Fahrten innen wieder auf Vordermann gebracht werden. Außerdem sieht die Baugenehmigung auch eine Außenwaschanlage für Züge vor, die ihren Platz in einer mehr als 120 Meter langen und bis zu 8,6 Meter hohen Halle finden sollen. Ob sie tatsächlich erforderlich ist, steht laut einen Bahnsprecher aber noch nicht fest.

Leidgeprüfte Anwohner

Die Untertürkheimer haben so ihre Erfahrungen mit Baustellen von Stuttgart 21 gemacht. Als 2013 Arbeiten für den im Stadtbezirks beginnenden Tunnel Richtung Hauptbahnhof nachts die Anwohner aus dem Schlaf rissen, musste die Polizei aufgebrachte Anlieger davon abhalten, die Baustelle zu blockieren. So laut, das verspricht Christian Fischer, werden die Arbeiten an den Abstellanlagen nicht werden. Anders als beim Tunnelbau werde zudem nur tagsüber gearbeitet. Über das weitere Vorgehen will die Bahn in Schreiben an die Nachbarn und bei der Bezirksbeiratssitzung am 26. Juli informieren.

Eidechsen mussten umziehen

Nachbarn ganz anderer Art hatten der Bahn zuletzt zu schaffen gemacht. Die brachliegenden Gleisflächen des alten Güterbahnhofs waren Tummelplatz tausender streng geschützter Eidechsen. 8600 Exemplare wurden in mehreren Einsammelperioden gefangen und innerhalb der Stadt umgesiedelt. Sie leben nun in eigens hergerichteten Habitaten an den Dämmen der Schuster- und der Gäubahn. Das dort für die Neuankömmlinge zunächst großräumig Vegetation entfernt wurde, stieß bei den Anwohnern der Areale auf wenig Gegenliebe.

So ganz ist damit das Thema Eidechsen in Untertürkheim aber noch nicht erledigt. Der Anschluss des Abstellbahnhofs in Richtung Bad Cannstatt wird aber Einschränkungen aufweisen, weil eine „niveaufreie Anbindung infolge der in Stuttgart spezifischen Eidechsensituation derzeit nicht möglich“ sei, schrieb Thorsten Krenz, Konzernbevollmächtigter der Bahn in Baden-Württemberg, Anfang April an die Projektpartner von Land, Stadt und Region.