Mario Gomez. Foto: dpa - dpa

Ein Blick auf die Karriere von Mario Gomez ist beeindruckend. Trotzdem sitzt er beim VfB Stuttgart auf der Bank. Gerade deshalb ist der Wert für seine Mannschaft besonders hoch.

Stuttgart (dpa/lsw)Wenn ein Ex-Nationalspieler und fünfmaliger deutscher Meister wie Mario Gomez auch nach dem Ausfall von zwei Stürmern nur auf der Bank sitzt, wirkt das wie eine Demütigung. Noch dazu in der 2. Fußball-Bundesliga. Vor dem Duell des Tabellenführers VfB Stuttgart gegen das Schlusslicht SV Wehen Wiesbaden am Freitagabend (18.30 Uhr/Sky) ist die Rolle des inzwischen 34 Jahre alten Stürmers also mal wieder Thema bei den Schwaben. Vor zwölf Jahren war Gomez Fußballer des Jahres in Deutschland. Und heute? Ist er trotz nur wenig Einsatzzeit einer der wichtigsten Profis im teuersten Kader der Liga: Weil er das Leistungsprinzip am Leben hält.

Gomez hat ohne Frage den größten Namen aller beim VfB Stuttgart angestellten Fußballer. Niemand dort hat in seiner Karriere so viel erreicht wie der Angreifer, der in drei Ländern Torschützenkönig war, die Champions League gewonnen hat, zwei Mal den DFB-Pokal und dazu 78 Länderspiele und die Teilnahme an zwei Weltmeisterschaften und zwei Europameisterschaften vorzuweisen hat.

Einen Bonus bekommt Gomez von Trainer Tim Walter deswegen aber eben nicht. Daher sagte er am Mittwoch erneut, was er sinngemäß schon oft gesagt hat in dieser Saison: «Wenn er Gas gibt und wenn er mir zeigt, er ist besser als die anderen und er trainiert besser als die anderen, dann hat er eine Möglichkeit zu spielen. So wie bei jedem anderen Stürmer auch, den wir haben.» Und wenn die Zugänge Silas Wamangituka oder Hamadi Al Ghaddioui, die in Stuttgart vor diesem Sommer wirklich nur Menschen mit einer besonders ausgeprägten Liebe zum Fußball einem Verein zuordnen konnten (Wamangituka: Paris FC, Al Ghaddioui: Jahn Regensburg), im Training nun mal besser waren: Ja, dann spielen eben die.

Und Gomez beschwert sich auch nicht darüber. «Wenn ich für die Mannschaft da sein kann, dann versuche ich, für sie auch da zu sein», sagte er nach dem 2:0 bei Verfolger Arminia Bielefeld, als er für die letzten 20 Minuten eingewechselt wurde. Motiviert ist er trotzdem: «Ich bin ehrgeizig. Als Tourist brauche ich nicht zu den Spielen zu fahren.»

Gomez' Blick auf den Fußball und sein Rollenverständnis haben sich gewandelt. Vor einem Jahr, als ihm im 300. Bundesliga-Spiel seiner Karriere beim 3:3 gegen den SC Freiburg ein Doppelpack gelungen war, sagte er bereits: «Ich bin sicherlich im Moment noch die Gegenwart beim VfB, aber die Zukunft sind andere Spieler.» Eigene Tore waren dem aus der Nationalmannschaft zurückgetretenen Stürmer damals wie heute wichtig - aber Gomez hatte schon da ein feines Gespür entwickelt für Stimmungen in einem Team und die damit verbundenen Aufgaben eines erfahrenen und angesehenen Fußball-Profis.

Sein Aufgabengebiet beim VfB ist für ihn größer als der Strafraum. «Sei es auf dem Platz durch Präsenz, sei es in der Kabine durch Präsenz: Ich versuche, immer positiv zu sein», sagte Gomez. Als Stinkstiefel für Unruhe zu sorgen und damit die erhoffte direkte Rückkehr in die Bundesliga zu gefährden, das ist nicht seine Art. Das rechnen ihm Trainer und Mitspieler hoch an. Nur einen Bonus für die Startelf gibt es von Walter halt nicht. «Guckt euch die Aufstellung an, guckt wer spielt: Dann haben es diejenigen im Training am besten gemacht.»