Nick Woltemade wurde gegen England geschont – nach dem Spiel freut er sich über den Sieg. Foto: IMAGO/DeFodi Images/IMAGO/Marco Steinbrenner/DeFodi Images

Auch mit einer B-Elf und ohne Nick Woltemade ist die U21 nicht zu stoppen. Auf dem Weg zum Titel kommt es zum Klassiker gegen Italien. Und dann wieder mit dem Stürmer des VfB Stuttgart.

Nach der perfekten Vorrunde ließ sich sogar Antonio Di Salvo zu einem kleinen Tänzchen hinreißen. „Drei von drei. Gruppensieger. Neun Punkte. Ich bin sowas von stolz auf diese Mannschaft“, sagte der U21-Trainer bei seiner Kreis-Ansprache nach dem überzeugenden 2:1 (2:0) gegen Titelverteidiger England - und schickte einen lauten Jubelschrei in den Nachthimmel.

Seine Spieler taten es ihm gleich, feierten vor den mitgereisten deutschen Fans und herzten ihre Familien und Freunde auf der Tribüne. Mittendrin: Nick Woltemade. Angeschlagen, ohne Einsatz, ohne weiteren Treffer - und trotzdem mächtig stolz. „Man hat schön gesehen, wie gut wir wirklich sind“, schwärmte der Stuttgarter.

Gut gelaunt auf der Auswechselbank: Nick Woltemade. Foto: Branislav Racko/dpa

In der Halbzeit schrieb Woltemade fleißig Autogramme, glänzte als Wasserträger und Motivator - die große Fußball-Bühne überließ er diesmal aber anderen. Die Entscheidung, den vierfachen EM-Torschützen nach „einem Schlag auf den Fuß gegen Tschechien“ zu schonen, sei am Ende „vernünftig“ gewesen. „Wir wollten kein Risiko eingehen“, sagte Di Salvo.

So wie auch bei den anderen leicht angeschlagenen oder mit Gelb vorbelasteten Spielern. „Es war wie ein kleines Puzzle, das sich zusammengefügt hat. Die Spiele waren schon sehr anstrengend“, sagte Di Salvo, der seine Startelf gegenüber den Siegen gegen Slowenien (3:0) und Tschechien (4:2) auf allen elf Positionen veränderte. „Die Stärke dieser Mannschaft ist der Teamgeist. Es gibt nichts Schöneres, als dass man sich auf jeden Einzelnen verlassen kann.“

Deutschland jetzt Topfavorit?

Dank der Treffer von Matchwinner Ansgar Knauff (3.) und Nelson Weiper (33.) beendete Deutschland als einziges Team und erstmals überhaupt die EM-Vorrunde mit der Maximalausbeute von neun Punkten. Als Topfavorit sieht Di Salvo sein Team trotz des Statement-Sieges aber nicht. „Fakt ist, dass alle Top-Nationen sich qualifiziert haben. Da sieht man, auf welchem Level wir sind. Jetzt kommen nur noch Hammer-Spiele“, sagte der 46-Jährige.

Im Halbfinale würden Frankreich oder Dänemark warten, erst einmal steht im Viertelfinale aber der Klassiker gegen Italien an. Für Di Salvo und Stürmer Nicolo Tresoldi wird die Partie am Sonntag (21.00 Uhr/Sat.1) in Dunajska Streda eine besondere, beide haben italienische Wurzeln. Und auch Woltemade, der am Donnerstag noch dosiert trainierte, wird dann zurück in der Startelf sein. „Die Pause tat gut. Jetzt fühle ich mich frisch und habe unheimlich Bock auf das Spiel“, sagte der 23-Jährige.

Bei einer EM gab es das Duell erst zweimal, sowohl 2009 (1:0 im Halbfinale) als auch 2017 (0:1 in der Vorrunde) holte das DFB-Team am Ende den Titel. Um nichts anderes soll es auch diesmal gehen. „Es sind noch drei Spiele, die wir alle gewinnen wollen“, sagte Herthas Torhüter Tjark Ernst, der den erkrankten Noah Atubolu vertrat. „Wir haben viel Selbstvertrauen und wollen den Titel holen“, sagte Weiper.

Und so ließen es sich Spieler und Staff schon in der Kabine so richtig gut gehen. Nach dem Tschechien-Spiel gab es Burger, diesmal asiatisches Essen. „Ein bisschen Reis mit Hähnchen, Chickenbowls und Udon-Nudeln - für jeden etwas dabei“, sagte Ernst: „Schauen wir mal, was im Viertelfinale auf uns wartet.“