Das Studio L ist das größte von drei Studios der Landesmesse Stuttgart. Foto: Jacqueline Fritsch

In der Coronapandemie spielt sich das Leben der Messe Stuttgart vor allem in den neuen Aufnahmestudios ab. Sie werden vermietet, aber auch von der Messe selbst genutzt.

Filder - Noch fünf, vier, drei, zwei, eins“ – der Einspieler startet, der Moderator checkt noch kurz die Position des Mikrofons und begrüßt dann die Zuschauer. Was aussieht wie eine TV-Produktion, ist in Wirklichkeit eine Messe. Genauer gesagt die Bildungsmesse Didacta in digitaler Form. Einige Talkgäste werden per Videochat zugeschaltet, und die Messebesucher sitzen zu Hause und streamen das Programm – ganz ohne Kontakt zueinander oder zu den Ausstellern. Möglich machen das die neuen Studios der Landesmesse Stuttgart, die es in verschiedenen Größen zu mieten gibt.

Den Gedanken, digitaler zu werden, gibt es bei der Messe schon lange, berichtet die Sprecherin Stefanie Kromer. Die Coronapandemie habe dem Gedanken den notwendigen Schub gegeben. Innerhalb von ein paar Monaten sind das kleine, mittlere und große Studio entstanden, die allesamt im vergangenen Herbst eingeweiht worden sind. „Die Räumlichkeiten standen zu der Zeit sowieso leer“, sagt Kromer. Das aufwendige Kamera- und Lichtequipment stellt die Firma Neumann und Müller, die schon seit Jahren mit der Messe zusammenarbeitet.

Die Studios an der Messe kann man mieten

Mit der Fertigstellung der Studios kamen auch die ersten Buchungsanfragen. Im Laufe der Zeit sind es immer mehr geworden, und Stefanie Kromer rechnet damit, dass das so bleibt. „Für viele Formate eignet sich die digitale Version gut“, sagt sie, „man kann nur keine Produkte vorführen, die normalerweise am Messestand gezeigt werden“. Ein Nachteil sei, dass die persönliche Begegnung und der Kontakt zu Menschen, die eine Messe eigentlich ausmachen, nicht abgedeckt werden können. „Von den Einnahmen her kann es eine richtige Messe auch nicht ersetzen“, sagt Kromer.

Wer eines der Studios mieten möchte, zahlt einen Preis, der abhängig ist von der Belegungsdauer, der Möblierung, Einrichtung und freilich der Größe des Studios. Eine konkrete Zahl nennt die Messesprecherin nicht. Die Studios werden einerseits vermietet – der digitale Landesparteitag der CDU war im „Studio L“ – und andererseits selbst genutzt, wie jüngst für die Bildungsmesse. Auch die eigene Betriebsversammlung hat die Messe in einem der Studios abgehalten.

Plötzlich brauchte man Moderatoren

Mit dem Start in das rein digitale Geschäft haben sich die Aufgaben vieler Angestellter verändert. Plötzlich brauchte man Moderatoren, Personal für die Regie und eine Abteilung, die sich um Fragen und Diskussionen im Chat kümmert. „Wir schauen, was wir selbst stemmen können und wo wir uns Unterstützung holen“, sagt Stefanie Kromer. Insgesamt seien die Mitarbeiter begeistert, dass überhaupt etwas passiert in einer Zeit, in der herkömmliche Messen verboten sind.

Wenn die Studios vermietet werden, ist der Veranstalter selbst für Personalfragen verantwortlich. Die Kameras werden in der Regel aber von der Firma Neumann und Müller gesteuert, damit eine gute Qualität der Streamings sichergestellt ist. Bei der Einrichtung der Studios passt sich die Messe dem Kunden an. „Es ist alles individuell einrichtbar“, sagt Kromer, „wir können Tische auf die Bühne stellen, ein Podium herrichten, einen Launchbereich, oder was sich der Kunde eben wünscht“. Wenn es sinnvoll ist, können auch ganze Messehallen mit einer mobilen Studiolösung ausgestattet werden.

Hoffen auf den Herbst

Die digitalen Veranstaltungen sind das Einzige, was der Messe zurzeit möglich ist. Das Angebot wird gut angenommen und soll auch über die Zeit der Pandemie hinaus bestehen bleiben. „Wir sehen es als Ergänzung zum Messegeschäft“, sagt Kromer. Komplett ersetzen können die aufwendig gestalteten Studios die Präsenzmessen aber nicht. Deshalb hoffen die Verantwortlichen, im Herbst wieder richtig loslegen zu können. „Wir sind von Haus aus Optimisten“, sagt Kromer, „vielleicht ermöglicht uns die Impfung, im Herbst wieder Präsenzveranstaltungen anzubieten“.