Im Wohnheim wird gemeinsam gekocht. Foto: Studierendenwerk Stuttgart/Christoph Düpper

Der Leerstand in den Stuttgarter Studierendenwohnheimen ist zu Ende. Nach zwei Coronajahren sind Studentenbuden wieder gefragt. Wie in früheren Zeiten werden zum Wintersemester wieder viele Bewerber leer ausgehen.

Mit der Präsenzlehre kehrt zum Wintersemester auch das Studentenleben nach Stuttgart zurück – zumindest für die, die das Glück hatten, einen Wohnplatz zu finden. Aber das ist in der teuren Landeshauptstadt gar nicht so einfach. Denn die coronabedingten Leerstände in den Wohnheimen sind vorbei. „Vor allem in Stuttgart und Ludwigsburg ist die Lage angespannt“, sagt Stefan Schneider vom Studierendenwerk Stuttgart. „Studierende müssen zum Wintersemester mit bis zu acht Monaten Wartezeit rechnen.“ Denn die 3692 Wohnplätze allein in Stuttgart, davon 1122 in Vaihingen, sind längst belegt, auf der Warteliste für ein Plätzchen in Stuttgart stehen 3051 Bewerberinnen und Bewerber.

Dennoch rät das Studierendenwerk nicht von einer Bewerbung ab. „Studierende können sich auch jetzt noch für einen Wohnplatz bewerben“, so Sprecherin Anita Bauer. Auch wenn es nicht gleich klappe, so würden manchmal im Lauf des Wintersemesters kurzfristig noch Plätze frei. Wer flexibel und bereit zum Pendeln sei, habe in den Wohnheimen in Esslingen noch die größten Chancen auf ein Zimmer. Hier sei die Warteliste deutlich kürzer.

Hohe Nachfrage ist keine Überraschung

Überrascht sei man über die hohe Nachfrage zum Wintersemester nicht, sagt Anita Bauer: „Die Studierenden sind zurück an den Hochschulen und auch internationale Studierende können endlich wieder anreisen.“ Und das tun sie auch. Für diejenigen aus den Austauschprogrammen gebe es ein festes Kontingent, aktuell seien das insgesamt 700 Wohnplätze.

Nachfrage gebe es auch von Studierenden aus der Ukraine. 53 habe man im Verlauf des Sommersemesters kurzfristig in den Wohnheimen untergebracht, vereinzelt in Stuttgart-Stadtmitte, überwiegend aber in Heimen in Esslingen.

Die massiven Preissteigerungen, insbesondere im Energiesektor und bei Lebensmitteln, treffen auch die Einrichtungen des Studierendenwerks. Die Erhöhung der Bafög-Bedarfssätze um 5,75 Prozent komme zwar zur rechten Zeit, werde aber faktisch von der Inflation wieder aufgefressen. „Die Mietpreise müssen wir für alle Neuverträge ab Januar 2023 anheben“, kündigt Anita Bauer an – allerdings „so moderat wie möglich“. Sie verspricht aber: „ Wir bleiben auch künftig unter dem Niveau des privaten Wohnungsmarkts, welches sich ebenfalls verteuert.“ Deshalb gehe sie nicht davon aus, dass sich die höheren Preise auf die Zimmernachfrage in Wohnheimen auswirke.

Haus- und Grundbesitzerverein appelliert zur Vermietung an Studenten

Als Alternative empfiehlt das Studierendenwerk den Studierenden dennoch, sich auf dem privaten Wohnungsmarkt umzusehen. Auf der Vermittlungsplattform www.platz-fuer-studierende.de könnten Vermieter kostenfrei ihr Wohnangebot speziell für Studierende einstellen. In Kooperation mit Haus & Grund Stuttgart will das Studierendenwerk wieder private Vermieter dafür gewinnen, ihren Wohnraum an Studenten zu vermieten. Der Verein berät seine Mitglieder diesbezüglich auch zu rechtlichen und praktischen Fragen, etwa zur Vermietung an WGs, zur Möglichkeit der Mithilfe in Haushalt und Garten mit entsprechendem Mietnachlass und zu steuerlichen Aspekten oder zu Bürgschaften von Eltern.

„Wir appellieren an unsere Mitglieder, die eigenen Objekte nach bisher ungenutzten oder nicht mehr genutzten Räumen zu durchforsten und vorhandenes Potenzial als Wohnraum für Studierende zu aktivieren“, sagt Ulrich Wecker, Geschäftsführer des Haus- und Grundbesitzervereins. Entlastung soll in den nächsten Jahren auch die neue Wohnanlage Allmandring V auf dem Vaihinger Campus mit rund 300 Wohnplätzen bringen.

Allerdings verzögerten aktuell die rasant steigenden Baukosten und Kreditzinsen das Bauprojekt, berichtet Anita Bauer. „Damit wir das Projekt umsetzen und bezahlbare Mietpreise anbieten können, benötigen wir mehr Förderung durch Land und Bund.“

Günstig ist in den Mensen nur noch der vegane Renner für 2,99 Euro

Teurer wird es wegen der Preissteigerungen auch in den Mensen. Aber nicht bei allen Gerichten. „Wir bieten täglich ein sehr günstiges, stark subventioniertes Hauptgericht an, das viele Gäste anspricht“, so Anita Bauer – das sei „der vegane Renner für 2,99 Euro“. Weitere Hauptspeisen und Beilagen gestalte man nach Saison, verfügbarem Angebot und Warenkosten, darunter auch Fleisch und Fisch aus nachhaltiger Produktion.