Jürgen Neitzel (rechts) erklärt die Unterschiede von Anlagemöglichkeiten in Hinblick auf Rendite, Sicherheit und Liquidität. Foto: Tim Kirstein

Beim Studientag des Plochinger Gymnasiums konnten die Schüler verschiedene Beratungsangebote nutzen. Das Team von FinChamp vermittelte dabei Grundlagen zum Thema Finanzen und warnte vor unseriösen Angeboten im Netz.

Das Abiturzeugnis frisch in den Händen – doch was nun? Um dieser Situation zuvorzukommen, gibt es am Gymnasium Plochingen den Studientag. „Wichtig ist eine rechtzeitige Orientierung“, sagt Melanie Gitzel, die Abteilungsleiterin und Verantwortliche für den Aktionstag. Der Studientag richte sich vor allem an die Schüler der Kursstufe 1. Man wolle früh auf die wichtige Frage, was nach der Schulzeit kommt, aufmerksam machen, erklärt Gitzel.

Insgesamt etwa 125 Schüler tummeln sich in den Gängen des „Bau F“, des ehemaligen Kupferbaus. „Die Schüler können sich so auch über die verschiedenen Angebote in den Räumen austauschen“, sagt Gitzel. Im Gegensatz zu Berufsmessen liegt der Fokus des Studientags nicht ausschließlich auf Unternehmen, die sich vorstellen. Zwar sind auch einige Vertreter von Firmen aus der Region mit von der Partie, jedoch können die Schüler auch Beratungsangebote der Bundesagentur für Arbeit, des Arbeiterkind-Netzwerks oder der Auslandsberatung der Hochschule Esslingen nutzen.

Themen, die nicht in den Lehrplänen abgebildet werden

„Der Studientag ist in seiner Art sehr zeitgemäß, es ist auch ein bisschen Eigeninitiative durch die Schüler gefordert“, sagt Sascha Kurzidim, der stellvertretende Schulleiter. Jeder könne sich seine Stationen anhand seiner Interessen und Fragen selbst zusammenstellen.

Der Studientag biete auch Platz für Themen, die bislang nicht in den Lehrplänen abgebildet werden. Eines dieser Themen sind Finanzen und speziell die persönliche Finanzplanung. „Das ist noch eine totale Nische, aber es gilt, jetzt klein anzufangen“, sagt Kurzidim. Für das Thema hat die Schule in diesem Jahr erstmalig das Team von FinChamp eingeladen.

Die Initiative um die Gründer Jürgen Neitzel und Nico Litschke will Grundlagen zum Thema Geld und Finanzen an Schulen bringen. „Wir haben uns vergangenes Jahr als Initiative zusammengefasst, momentan sind wir an der Vereinsgründung dran“, sagt Litschke. Seitdem habe man über 300 Schüler mit Vorträgen an verschiedenen Schulen erreicht. Bislang sind sieben Mitarbeitende bei der Initiative aktiv. Auch weiterhin sei man auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die sich engagieren wollen.

Gerade an Schulen bestehe ein Bedarf an Finanzbildung, sagt Jürgen Neitzel. „Das Interesse ist zwar oft da, aber das Wissen ist meist relativ gering“, erklärt er. Hier soll der Vortrag von FinChamp am Studientag ansetzen. Es gehe darum, grundlegende und vernünftige Verhaltensweisen, wie man mit Geld umgehen sollte, zu vermitteln, erklärt Nico Litschke. Über Geld sollte man eben doch sprechen. Die Gründe hierfür können vielseitig sein, beispielsweise Altersarmut, der Wunsch nach einem Eigenheim oder der Kaufkraftverlust. „Es geht auch darum, das eigene Leben in den Händen zu behalten“, sagt Jürgen Neitzel.

Starten sollte man, indem man seine Einnahmen und Ausgaben betrachtet, erklärt Litschke den Schülern. Viele Leute wüssten nicht, wie viel und wofür sie ihr Geld ausgäben. „Das Ziel muss sein, nicht mehr auszugeben, als man einnimmt. Das ist die eiserne Regel“, sagt er. Was sich zunächst banal anhört, sei gerade in Zeiten von „jetzt kaufen, später bezahlen“ oder Ratenangeboten, die meist über digitale Zahlungsdienstleister laufen, wichtig.

Warnung vor dubiosen Finfluencern

Neben den Grundlagen zur Haushaltsführung stellt das Team von FinChamp auch verschiedene Anlagemethoden vor. Vom Tagesgeldkonto über das Festgeld bis hin zu börsengehandelten Indexfonds, den sogenannten ETFs.

Ein sehr aktuelles Thema sind „Finfluencer“, selbst ernannte Finanzexperten, die meist in den Sozialen Medien zu finden sind. „Man wird immer häufiger mit diesen Menschen konfrontiert“, sagt Neitzel. Er erklärt, wie man zwischen unseriösen und seriösen Finanzangeboten unterscheiden kann. Denn, das betont Neitzel, man dürfe nicht alle Finfluencer über einen Kamm scheren, aber es gebe doch einige schwarze Schafe. Wenn beispielsweise schneller Reichtum ohne Anstrengungen und ein Luxusleben in Dubai versprochen würden, seien dies meist Indikatoren für Betrugsmaschen.

Im Moment baue das Team eine Datenbank auf, durch die künftig den Leuten eine Möglichkeit gegeben werden soll, sich zu informieren. Generell sollte man stets kritisch hinterfragen, was angeboten werde, sagt Nico Litschke. Denn auch Bankangestellte seien im Endeffekt Verkäufer. „Kümmert euch selbst und nehmt eure Finanzen selbst in die Hand“, lautet deshalb der Ratschlag von Jürgen Neitzel.

Auch das Handwerk ist vertreten

Ausbildung
Neben Studienangeboten war auch das Handwerk beim Studientag vertreten. „Nicht alle wollen studieren und auch die duale Ausbildung hat einen hohen Stellenwert“, sagt Christoph Nold, der Leiter der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen.

Sanierung
Derzeit belaufen sich die Kosten für die Sanierung des Gymnasiums in Plochingen auf rund 57,8 Millionen Euro. Das Hauptgebäude der Einrichtung soll zum Schuljahresanfang 2025/2026 wieder für den Schulbetrieb öffnen.

Notgroschen
Das Team von FinChamp empfiehlt, einen Notgroschen für außerplanmäßige Ausgaben aufzubauen. Als Daumenregel gelten etwa drei Monatsausgaben, erklärt Nico Litschke.