Menschen sollen nach überstandener Covid-19-Infektion deutlich häufiger eine Autoimmunerkrankung haben als andere (Symbolbild). Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Forscher in Deutschland haben die Daten von Millionen Krankenversicherten zum Coronavirus ausgewertet. Die Studie zeigt einen Zusammenhang, über den bisher nur spekuliert wurde.

Nach Erkenntnissen von Dresdner Wissenschaftlern haben Menschen nach überstandener Covid-19-Infektion deutlich häufiger eine Autoimmunerkrankung als andere. Diesen Zusammenhang zeige eine der ersten großen kontrollierten Kohortenstudien zu Covid-19 und Autoimmunerkrankungen, sagte Jochen Schmitt vom Universitätsklinikum Dresden laut einer Mitteilung des Klinikums vom Montag. Sie basiert auf der Analyse umfangreicher Krankenversicherungsdaten. „In allen Alters- und Geschlechtsgruppen traten Autoimmunkrankheiten in der Zeit nach der Infektion signifikant häufiger auf.“

Die Ergebnisse beziehen sich den Angaben nach jedoch nur auf die Nachverfolgung von Betroffenen mit einer Infektion des Wildtyps des Virus, der als erstes in Pandemie auftrat. Entsprechende Erkenntnisse über Omikron und andere Varianten des Virus gebe es aktuell nicht.

Der Studie zufolge kamen bei Menschen mit nachgewiesener Corona-Infektion 15,05 Diagnosen auf 1000 Versichertenjahre, bei Menschen ohne Corona-Infektion waren es nur 10,55 Diagnosen. Dabei wiesen Entzündungen der Blutgefäße wie Morbus Wegner, Morbus Behcet oder Arteriitis temporalis die größten Assoziationen mit Covid-19 auf.

Abrechnungsdaten von 38,9 Millionen gesetzlich Versicherten ausgewertet

Ausgewertet wurden Abrechnungsdaten der Jahre 2019 bis Juni 2021 von 38,9 Millionen gesetzlich Versicherten der AOK Plus, Barmer, DAK-Gesundheit, IKK classic, der Techniker Krankenkasse und von Betriebskassen. In die Analyse gingen Daten von 640 000 Personen mit labormedizinisch nachgewiesener Covid-19-Erkrankung im Jahr 2020 ein, darunter 76 000 mit vorher bestehender Autoimmunerkrankung. Infizierte und je drei ähnliche Nicht-Infizierte wurden anhand von 41 vorab festgelegten Erkrankungen verglichen, die mehrere Monate nach Infektionsdatum neu dokumentiert wurden.

Die Studie ist Teil eines vom RKI geleiteten und vom Bund geförderten Projekts zu Post-Covid. Unter diesem Begriff werden mindestens drei Monate nach einer Sars-CoV-2-Infektion fortbestehende oder neue Krankheitssymptome und gesundheitliche Einschränkungen zusammengefasst.

Laut der Mitteilung wird schon länger darüber spekuliert, dass durch Virusinfektionen wie Sars-CoV-2 verursachten Autoantikörper bei einem Teil der Infizierten eine Autoimmunerkrankung auslösen können. Um die Zusammenhänge zwischen Covid-19 und den Erkrankungen zu verstehen, ist weitere Forschung nötig, sagte Schmitt. „Künftige Analysen sollten einen Fokus auf chronische Erkrankungen legen, die in der Pandemie entstanden sind.“