Selbst unter der Woche ordentlich was los: Die Kirchstraße oberhalb des Marstalls ist bei Kunden ein beliebtes Pflaster. Foto: Simon Granville

Hat die Ludwigsburger Innenstadt an Attraktivität verloren? Eine neue Studie bestätigt dieses Vorurteil nicht. Wie ist die Stimmung unter Händlern und Gastronomen?

Inflation, dazu die Ungewissheit, wie hoch die Rechnung fürs Gas demnächst ausfällt – allein diese beiden Punkte könnten dazu führen, dass die Leute ihr Geld momentan zusammenhalten. „Aber die Kundschaft mit Kaufkraft ist nach wie vor da“, sagt Markus Fischer. Gerade höherpreisige Güter – etwa gute Schuhe, Klamotten, auch Schmuck und Uhren – das gehe eigentlich gut, weiß der Citymanager.

Ein Stück weit sei das überraschend, aber natürlich erfreulich für alle jene, für die der Chef des Ludwigsburger Innenstadtvereins (Luis) spricht. Überhaupt: der Innenstadt gehe es besser, als man vielleicht denken mag. Der verkaufsoffene Sonntag am Kastanienbeutelfest mit Tausenden Besuchern hat zur guten Stimmung der Akteure genauso beigetragen, wie die Aussicht auf den Barockweihnachtsmarkt, der auch viele Touristen in die Barockstadt lockt. Daran dürfte auch die spärlichere Beleuchtung in diesem Winter nichts ändern.

Viel Individualität zeichnet die Ludwigsburger City aus

Etwas eingetrübt wird die tendenziell gute Stimmung von den Unsicherheiten, die die kommenden Monate zwangsläufig mit sich bringen. Dabei seien die Preissteigerungen erst einmal kein Problem, weil Ware schon vor Monaten bestellt worden sei. „Was aber bedeutet denn der viel zitierte ‚Doppelwumms’?“, fragt Fischer. Er hofft, dass Gastronomen und Einzelhändler am Ende entlastet werden und nicht nur Mittelständler und große Unternehmen, über die der Politikbetrieb derzeit vor allem spricht.

Auch wenn die Attraktivität der Ludwigsburger Innenstadt vom ein oder anderen Nörgler immer mal wieder in Zweifel gezogen wird, im „Highstreet Report“, in dem das Immobilienunternehmen CT Real Estate 141 Innenstädte unter die Lupe genommen hat, schneidet sie gut ab – hat sich im Vergleich zu vor zwei Jahren sogar verbessert. Ludwigsburg erhält das Prädikat „stabil“. Ein geringer „Filialisierungsgrad“, also viele individuelle Geschäfte – das ist ein Plus für die Experten. Lokale Anbieter hätten zugenommen, wie die Zahl der Geschäfte insgesamt. Von den Geschäften, die „modischen Bedarf“ feilbieten sind einige abgewandert, diese Kategorie ist am stärksten geschrumpft. Dafür gibt es mehr Dienstleister und mehr Gastronomie.

Eine Leerstandsquote, von der andere Städte träumen können

Insgesamt geht Markus Fischer mit dem Bericht d’accord. Ludwigsburg zeichne sich nach wie vor durch eine gute Mischung aus, große Ketten gebe es wenig. Viel wichtiger aber: die geringen Leerstände. Auch wenn es teils anders aussehe, wer nach gewerblicher Fläche suche, der tue sich in der Barockstadt schwer. Oft gebe es für Flächen bereits Nachmieter.

In der oberen Kirchstraße sieht es derzeit so aus, als stünden drei Geschäfte direkt nebeneinander leer. „Zwei sind aber schon wieder verpachtet“, so Fischer. Die tatsächlichen Leerstände im Ludwigsburger Zentrum beziffert Fischer auf „unter fünf“. Im Vergleich mit anderen Städten gebe Ludwigsburg ein gutes Bild ab, so Fischer. Er weiß von Innenstädten, in denen bald ein Fünftel der Flächen ungenutzt ist. „Da den Turnaround zu schaffen, das ist richtig schwer.“

Das Problem mit dem Breuningerland

Kritiker der Entwicklungen in der Innenstadt – Akteure wie auch Kunden – bemängeln immer wieder, dass es zu wenige Möglichkeiten gibt, das Auto abzustellen. Das Argument: im Breuningerland im Tammerfeld parke man umsonst und direkt vor den Läden. Das weist Markus Fischer auch gar nicht von der Hand. Die Konkurrenz mit dem „Breuni“, direkt nebenan, sei eine Besonderheit in Ludwigsburg, die es auch bei politischen Entscheidungen immer zu beachten gelte. „Die Verantwortlichen wissen schon, warum sie 3000 Gratisparkplätze anbieten“, sagt Fischer. Nichtsdestotrotz: „Wir haben in Ludwigsburg zentrumsnah gute und viele Parkplätze“. Die Parkhäuser seien modern und attraktiv, allerdings könne man die Autofahrer durchaus noch schneller zu den freien Plätzen lotsen. „Aber daran wird ja gearbeitet.“