Junge Menschen zieht es verstärkt nach Stuttgart. Dort stehen unter anderem Wohngebiete im Westen der Stadt hoch im Kurs. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart - Wohnraum ist in der Landeshauptstadt knapp. Entsprechend ist es nicht immer einfach, eine attraktive Unterkunft zu finden. Trotzdem kristallisieren sich Gegenden heraus, die bei jungen Leuten hoch im Kurs stehen - und Stadtbezirke, um die sie lieber einen Bogen machen. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine aktuelle Studie.

Von Andrea Eisenmann

Was den Reiz von Großstädten für junge Leuten ausmacht? Hier locken Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten ebenso wie Kultur- und Freizeitangebote. Der öffentliche Personennahverkehr ist gut ausgebaut, die Hochschullandschaft ist in der Nähe, zahlreiche Ausgeh- und Gastronomieangebote tun ihr übriges. Rund 600 000 Einwohner leben derzeit in Stuttgart, davon sind etwa 8,6 Prozent im Alter zwischen 20 und 25 Jahren.

Allerdings verteilen sich diese nicht gleichmäßig auf alle Stadtteile. Das Moses Mendelssohn Institut (MMI) und das Immobilienportal „WG-gesucht.de“ haben im Auftrag des Immobilienentwicklers GBI in sieben Metropolen Wohngegenden ermittelt, die bei Berufsanfängern und Studierenden besonders gefragt sind. Die Daten für die Untersuchung stammen aus amtlichen Statistiken, 15 Kriterien wurden für die Bewertung herangezogen. Dazu gehören der Anteil der 20- bis 25-Jährigen an der Gesamtbevölkerung des Stadtteils, die Verteilung der Angebote und die Nachfrage nach Wohngemeinschaften (WG), das Wanderungssaldo, der Mietpreis sowie der Fluktuationsindex. Auch das Thema Gastronomiedichte blieb nicht außen vor. Die Stadtbezirke wurden in Wohnbereiche von 500 mal 500 Meter eingeteilt und analysiert, um Aussagen über kleinteilige Quartiere machen zu können.

Im Fall von Stuttgart kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass sich die attraktivsten Gebiete für junge Menschen im Süden und Westen der Stadt sowie östlich der City befinden. So ist das Quartier rund um den Feuersee mit 97 von 100 möglichen Punkten an erster Stelle zu finden. Nicht weniger begehrt: das Wohngebiet am Hölderlinplatz (96,3 Punkte). Hier üben die zahlreichen Freizeitmöglichkeiten eine hohe Anziehungskraft aus - und dafür werden auch einige Ausgaben in Kauf genommen. „Der Preis für ein Zimmer in einer WG beläuft sich hier auf monatlich 434 Euro und ist damit am oberen Ende der Spanne zu verorten“, heißt es in der Studie.

Angesagte Viertel sind auch die Wohnquartiere Vogelsang (89,5 Punkte), Rotebühl (89,5 Punkte) und Lehen am Marienplatz (86,3 Punkte). Wer nach günstigen WG-Preisen Ausschau hält, wird im Osten der Stadt fündig. So zahlt man beispielsweise in Gablenberg (80 Punkte) im Durchschnitt rund 380 Euro für das Zimmer. In Cannstatts Mitte (66 Punkte) sind die WG-Kosten laut Studie mit 525 Euro angesetzt - und liegen damit deutlich höher als der städtische Durchschnitt von 395 Euro.

Die ermittelten Quartiere weisen alle eine ähnliche Struktur auf: Sie liegen relativ zentral in den Städten, nahe von ÖPNV-Knotenpunkten, es wird viel Wert auf Gastronomie im Umfeld sowie auf gut erreichbare Nahversorgungs-, Freizeit- und Kulturangebote gelegt. „Junge Leute wollen nach dem Ende des Arbeitstags direkt ihre freie Zeit selbst gestalten. Zeit- und Organisationsaufwand sowie lange Anfahrtswege sollen vermieden werden“, sagt MMI-Direktor Stefan Brauckmann. Für eine Wohnung, die alle Lage-Anforderungen erfülle, seien sie auch bereit, höhere Beträge zu bezahlen. „Erst wenn die Mieten in einem Stadtteil generell so hoch sind, dass sich junge Menschen das Wohnen trotz aller Einschränkungen bei der Wohnfläche und Budget-Umschichtungen nicht mehr leisten können, kehren sie dem Standort den Rücken.“