Damit der Strom zuverlässig in den Haushalten ankommt, müssen die Betreiber ihr Netz stetig erneuern. Foto: dpa/Marcus Brandt

Zweimal war der Strom in zwei Ludwigsburger Stadtteilen in dieser Woche weg. Wie anfällig ist das hiesige Netz für technische Störungen?

Zweimal war der Strom in den Ludwigsburger Stadtteilen Oßweil und Hoheneck in dieser Woche weg. Alles in allem dauerten die Störungen mehrere Stunden an. Doch wie steht es insgesamt um die Stromversorgung im Landkreis Ludwigsburg? Wie anfällig ist das Netz für technische Störungen?

Für die nächste Zeit geben die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) Entwarnung. Mit weiteren Ausfällen ist nach Einschätzung von Stefan Pruß, Abteilungsleiter Stromnetze bei den SWLB, nicht zu rechnen. In fünf Bereichen repariert ein Team die Infrastruktur. Die SWLB haben im Jahr 2014 einen Großteil des Stromnetzes von Netze BW übernommen, die restlichen rund 20 Prozent gingen Anfang 2021 von der Syna auf die Stadtwerke über. „In dieser Zeit haben wir rund 57 Kilometer Mittelspannungskabel neuverlegt“, sagt Pruß. Das entspreche circa 13 Prozent des Netzes.

Schäden werden manchmal erst nach Jahren sichtbar

In die Jahre gekommene Kabelstrecken austauschen, Freileitungen verkabeln und stark veraltete Anlagen erneuern: Insgesamt haben die SWLB bis heute 56,1 Millionen Euro in das Stromnetz investiert. Im laufenden Jahr waren es 9,9 Millionen Euro, für 2023 sind Investitionen von 13,3 Millionen Euro vorgesehen. „Wir haben viele Instandsetzungs- und Sanierungsmaßnahmen in unserem Stromnetz umgesetzt“, erklärt Pruß. Davon bekommen die Verbraucher in den Versorgungsgebieten in der Regel kaum etwas mit – es sei denn, es gibt wegen der Bauarbeiten Einschränkungen.

Aber nicht nur das Alter der Leitungen macht das Netz anfällig für Störungen. Wie Pruß betont, spielen mehrere Faktoren eine Rolle: zum Beispiel ein steiniger Untergrund oder Aufgrabungen durch den Straßenbau, bei denen Kabel beschädigt werden können. „Nicht immer bekommen wir als Stadtwerke davon etwas mit“, sagt der Experte. Manchmal treten die Schäden sogar erst nach Jahren auf. Das ist unter anderem dann der Fall, wenn sich der Boden durch Frost setzt oder Feuchtigkeit in den Untergrund steigt. Dann ist der Entstördienst mit seiner 24-Stunden-Bereitschaft gefragt.

Weniger anfällig als im Bundesdurchschnitt

„Die Stromversorgung ist – auch wenn es manchmal zu Unterbrechungen kommt – sicher und zuverlässig“, sagt Pruß. Er kann das mit Zahlen belegen, indem er sich auf den sogenannten Saidi-Wert beruft. Dieser berechnet sich aus der Anzahl der Störungen pro Letztverbraucher pro Jahr. 2021 waren es 8,7 Minuten pro Letztverbraucher im Bereich der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim. Zum Vergleich: Bundesweit lag der Wert mit 12,7 Minuten deutlich darüber, in Baden-Württemberg waren es im Durchschnitt 12,68 Minuten. Im laufenden Jahr betrug der Saidi-Wert der Stadtwerke sogar nur noch 5,082 Minuten – allerdings sind darin die beiden Störungen in dieser Woche noch nicht eingerechnet.

Eine noch bessere Bilanz können die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen (SWBB) vorlegen. Dort ist der Saidi-Wert ebenfalls deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. „Die durchschnittlichen Versorgungsunterbrechungen je angeschlossenem Letztverbraucher lagen bei der SWBB im Jahr 2021 bei 2,31 Minuten und 2020 bei 0,85 Minuten“, heißt es auf Anfrage. Die Stadtwerke bewerten die Stromversorgung in Bietigheim-Bissingen daher als stabil. Die SWBB investierten im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Euro und in diesem Jahr rund 1 Million Euro in die Infrastruktur des Stromnetzes.

Freileitungen bergen größere Risiken

Die Syna, die unter anderem den Norden des Landkreises rund um Marbach versorgt, tut sich schwer damit, einen konkreten Saidi-Wert zu nennen und beruft sich auf interne Informationen. Zudem gibt Pressesprecherin Sylvia Georgi zu bedenken, dass die Syna ein Flächenversorger ist. „Das bedeutet, der Anteil an Freileitungsnetzen ist bei uns mit Blick aufs ganze Netzgebiet höher als bei einem städtischen Versorger“, sagt sie. Freileitungen sind störungsanfälliger als Erdkabel, da sie mehr äußeren Umständen wie Gewitter und Wind ausgesetzt sind.

„Das erschwert eine Vergleichbarkeit der Saidi-Werte.“ Oberstes Ziel sei es aber, eine stabile und sichere Energieversorgung in und um Ludwigsburg zu gewährleisten. Um das zu erreichen, investiere der Netzbetreiber in den kommenden Jahren mehr als 150 Millionen Euro jährlich in die eigenen Strom- und Gasnetze.